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PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

Titel: PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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vor und hob das Schwert auf, das vor ihm im Sand lag, ein exaktes Gegenstück zu dem Masquins. Der Mann war hager, aber Masquin entging nicht das Spiel der Muskeln, als er sich mit dem Schwert in der Hand aufrichtete.
    Unterschätze ihn nicht!, ermahnte er sich. Vergiss nicht, du kannst auf jeder Stufe straucheln!
    Masquin hatte in den Jahren in Virchos Straßen gelernt, niemals sein Gegenüber zu unterschätzen. Die Hadur waren verhasst, nicht wenige wünschten ihnen den Tod, schlugen sie doch aus der Not der Armen Profit, die auf der Suche nach einem besseren Leben nach Vircho strömten. Andere hassten sie, weil sie ihnen eben diesen Profit neideten. Masquin hatte mehr als einen Angehörigen seines Standes sterben sehen, niedergestreckt von Konkurrenten oder von Verzweifelten, die in ihrer Not keinen anderen Ausweg mehr kannten, als all ihre Wut und Verzweiflung auf eine Person zu konzentrieren und ihr freien Lauf zu lassen.
    Der Mann, der einige Schritte entfernt von ihm seine Waffe mit einer Vertrautheit in der Hand wog, die verriet, dass dies beileibe nicht das erste Schwert war, das er führte, passte in keine der Kategorien, die Masquin vertraut waren. Ihm fehlte die Aggressivität der bisherigen Gegner, der un-
    beugsame Vorsatz, jeden aus dem Weg zu räumen, der seinen Zielen ihm Weg stand. Und doch strahlte der Mann eine Willensstärke aus, der Mas-quin noch nie zuvor begegnet war, eine unerschütterliche Selbstsicherheit, als wüsste er mit unfehlbarer Sicherheit, wofür er stand.
    Masquins Augen verengten sich. Er ließ den Blick ein weiteres Mal über den Mann gleiten. Die Haut, die unter der Schicht aus Sand und Schweiß hervorblitzte, die seinen Körper bedeckte, war ungewöhnlich bleich. Der Mann stammte nicht von Tefrod. Er musste von einer der vielen Tausenden Welten kommen, die von Tefrodern besiedelt worden waren. Diese farblose, für tefrodische Begriffe ungesund wirkende Haut zählte noch zu den geringsten Veränderungen, die viele Siedler durchlaufen hatten.
    Was tust du hier?, fragte sich Masquin. Bist du ein Händler, der von der Blockade der Gorthazi überrascht wurde und nun den Weg nach Hause sucht? Oder bist du eine verwirrte arme Seele, die glaubt, dem Gelben Meister mit Reden beikommen zu können, ihn zum Rückzug zu bewegen?
    Noch ehe er den Gedanken zu Ende gebracht hatte, stampfte Masquin wütend auf. Sandkörner wirbelten hoch, wurden von dem heißen Wind davon getragen, für den der Schutzschirm über dem Kampfplatz aus irgendeinem Grund kein Hindernis darstellte. Er blies unablässig über die Arena, als wäre er von dem riesigen Loch eingefangen worden und verurteilt, bis ans Ende der Ewigkeit seine Kreise zu ziehen.
    Nein. Masquin schüttelte schnaubend den Kopf.
    Er durfte diese Gedanken nicht zulassen. Mit jeder weiteren Frage, die er sich stellte, jeder Vermutung, die er seinem Gegenüber widmete, gewann sein Gegner an Konturen, verwandelte er sich in eine Person, einen
    Menschen .
    Das durfte nicht sein. Er würde zögern, das zu tun, was notwendig war, Bruchteile von Sekunden verlieren, die dann sein Leben gefährdeten. Nein, er musste .
    »Du musst das nicht tun!«, rief der Mann.
    Masquin erstarrte.
    »Hörst du mich?«, fuhr der Mann fort. »Du musst nicht töten! Es gibt einen anderen Weg, glaub mir. Es muss ihn geben. Wir .«
    Masquin riss die Arme hoch, presste die Handballen mit aller Kraft gegen die Ohren. Sein Schwert hing im spitzen Winkel herunter, taugte in dieser Stellung weder zum Angriff noch zur Verteidigung, aber das kümmerte Masquin nicht. Er wollte nur Stille, nicht mehr diese Stimme hören.
    Er sah, wie der Mund des Manns sich weiter bewegte. Trotz der Hände auf seinen Ohren glaubte er, seine Stimme zu vernehmen.
    Masquin drückte die Lider zusammen. Die Stimme verstummte. Mas-quin genoss die Stille. Bilder stiegen in ihm empor. Tikil. Der Symbiont sprang unruhig auf und ab, wimmerte. Starrte Masquin aus seinen spiegelnden Facettenaugen an. Dann sah er Amheret. Sie sagte nichts, blickte ihn nur aus traurigen, grünen Augen an .
    Masquin schrie.
    Er öffnete die Augen, seine Hände glitten hinab, schlossen sich geschmeidig um den Schwertgriff.
    Schatten senkte sich über Masquin. Die Scheibe Tefas war über dem Rand der Grube versunken, ihre letzten Strahlen flohen die Ränge hinauf.
    Im selben Moment ging eine neue Sonne auf. Ihr weiches, gelbes Licht tauchte die Arena in eine unwirkliche Wärme. Masquin blickte hinauf, seine Augen folgten den

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