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PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

Titel: PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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feuchtes, schwärzliches Moos und blassgrüner Schimmel die Wände. Kaum waren sie auf der anderen Seite ins Freie getreten, als Kiriaade unversehens einknickte. Sie drohte zu stürzen und klammerte sich, Halt suchend, an Perrys verletzter Hüfte fest, so dass er vor Schmerz aufschrie.
    »Entschuldige«, stammelte sie, während sie sich von ihm löste. »Es ... geht schon wieder. Ich war nur kurz ...«
    »Ja?«
    Sie räusperte sich. »Ich wollte dir wirklich nicht wehtun, Perry Oh Mann. Ich war nur geschockt, weil die Verbindung zur JOURNEE abgerissen ist.«
    »Du meinst ...
    »Ich kann dein Schiff von hier aus leider nicht mehr schützen. Das ist der dritte, der drittinnerste Kreis. Es tut mir Leid, aber deine Leute draußen müssen ab jetzt allein zurecht kommen. Oder ich warte vor der Stadt, und ihr geht ohne mich weiter.«
    Rhodan überlegte nicht lange. »Nein. Wir müssen uns wohl oder übel darauf verlassen, dass sich die JOURNEE allein verbergen kann. Du kommst mit uns, wir brauchen dich. Wie sollte Benjameen sonst die Zeugen der Ewigkeit erreichen und den Einstieg in deren Zyklus finden?«
    Doch das erwies sich, auch mit Kiriaades Hilfe, als schwieriges, ja so gut wie aussichtsloses Unterfangen.
    Denn es gab Tausende und Abertausende dieser Statuen. Überall in der Stadt K'u standen sie, in vielerlei Gestalten: an den trostlosen, unbelebten Straßenkreuzungen; auf den leeren, von gräulichen, zersprungenen Schieferplatten bedeckten Plätzen; in den verfallenen, verwachsenen Parks und verwilderten, von bleichen Schlinggewächsen überwucherten Hainen.
    Benjameen ging mehrmals in den Zerotraum und nahm, unterstützt von Kiriaade, auf gut Glück Kontakt zu verschiedenen Steinzeugen auf. Aber alle erzählten ihm nur ein kleines Stückchen ihrer Geschichte. Nach wenigen Sätzen brachen sie brüsk ab, mit immer demselben Hinweis: Nur wer den Einstieg, den Anfang, den Auftakt fand, dem würde sich K'UHGARS Chronik in ihrer Gesamtheit erschließen.
    Es war zum Verzweifeln.
    Tausende und Abertausende Statuen. Und wir haben nur noch etwa zwei Stunden, dachte Perry, dem die Brust plötzlich eng wurde. Zwei Stunden, bis die planetare Verwandlung abgeschlossen ist und unser Gegner in die vermutlich letzte Phase des Erwachens eintritt.
    Der übermächtige Feind. Der seinen eigentlichen Aufenthaltsort, davon war Perry überzeugt, nicht hier unten hatte, sondern oben, im vergilbten Himmel. Der in Wirklichkeit eine ellipsoide Sphäre innerhalb einer größeren war, die ihrerseits die scheinbar endlose Ebene bildete.
    Aber wie dort hinauf kommen, dort hinein?
    Perrys Geduld war am Ende. »Wir vergeuden unsere Zeit. Schluss damit!«, rief er, nachdem Ben und Kiriaade einen weiteren, abermals fruchtlosen Versuch unternommen hatten.
    »Wir dürfen uns nicht länger damit aufhalten, diesem nebulösen >Zyklus< nachzujagen. Unser Ziel liegt« - er hob die Hand und reckte den Zeigefinger zum diesigen, verhangenen Firmament - »dort oben! Wir sollten all unsere Anstrengungen darauf konzentrieren, den Zugang zu finden, und zwar schnell - bevor es zu spät ist.«
    »Aber von wem sonst«, fragte Benjameen fast ein wenig eingeschnappt, »willst du einen Hinweis darauf bekommen, wie wir dorthin gelangen können, wenn nicht von den steinernen Zeugen? Oder hast du hier sonst noch jemanden gesehen?«
    Ben hatte natürlich Recht. Hier lebte nichts und niemand. Dieser Teil der Zeitstadt K'u war nur ein riesiger Heldenfriedhof. Eine Totenstätte, eine Nekropolis.
    Oder ...? Perry stutzte.
    Lass dich nicht täuschen! Denk an die Sache mit der Hohlwelt: Was, wenn man hier in der Stadt unseren Sinnen einen ähnlichen Streich spielt?
    Tess schien auf denselben Gedanken gekommen zu sein. »Warum haben wir uns bisher nur um die Statuen gekümmert, aber nicht um die Gebäude?« Sie kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, hielt die Handflächen wie Scheuklappen vor die Schläfen und drehte den Kopf langsam hin und her.
    Perry tat es ihr nach, wenngleich er wusste, dass diese Haltung nur eine einfache Konzentrationshilfe darstellte. Es ging darum, sich ständig daran zu erinnern, dass man getäuscht werden sollte, wie in einem Spiegelkabinett. Dass man seinen Augen nicht leichtfertig traute, sondern anzweifelte, was man vordergründig zu sehen glaubte.
    Und es funktionierte!
    Nun erkannte er, dass sein Blick verschleiert war, eingeschränkt durch einen allgegenwärtigen, blässlich gelben Dunst. Die versteinerten Helden hoben sich deutlich davon

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