PR NEO 0039 – Der König von Chittagong
zurückweichen und Gesten der Demut vollführen ließen. Sobald er sie passiert hatte, warfen sie ihm hasserfüllte Blicke nach.
Minutenlang folgte ihm Kakuta. So lange, bis eine ruhige Ecke des Labyrinths erreicht war. Jetzt!, sagte er sich und sprang. Unmittelbar vor dem Mann tauchte er auf. Bevor dieser mehr tun konnte, als die Augen weit aufzureißen, verpasste er ihm einen Schlag gegen das Kinn. Überrascht stürzte er zu Boden. Kakuta setzte ihm ein Knie auf die Brust und sagte: »Warum hast du mich beobachtet?«
Der Mann starrte ihn verwundert, vielleicht auch ängstlich an. »Woher kennst du meine Sprache? Woher weißt du ...?«
»Ich stelle die Fragen!« Er verlagerte mehr Gewicht auf das Knie und rutschte ein Stück hoch zum Hals. »Also nochmals: Warum werde ich beobachtet? Was willst du von mir?«
»Nichts. Ich ...«
»Falsche Antwort.« Kakuta erhöhte den Druck, presste eine Faust gegen den Adamsapfel seines Gegners. »Nun?«
Der Mann röchelte, die Augen traten weit hervor. »...ch weiß nicht, was du von mir möchtest! ...ch ...«
»Du hast eine letzte Chance. Dann ... nun, du kannst es dir sicherlich vorstellen, was dann geschieht.« Niemand achtete auf sie. Jene, die gesehen hatten, was passiert war, blickten beiseite. Zwei Jugendliche lachten böse, während sie sich an ihnen vorbeizwängten.
»Ich ... bin abgestellt worden, um auf dich zu achten. Um zu sehen, was du machst. Mehr ... ist es nicht, Ehrenwort!«
»Wer hat dich beauftragt?«
»Niemand, den du kennst, Fremder ...«
»Wie ist sein Name?«
»Er heißt ...«
Der Chittagonger unternahm einen überraschenden Versuch, sich zu befreien. In der Rechten hielt er plötzlich ein Messer, mit dem er auf Kakutas Bein einstechen wollte. Doch Kakuta ließ sich nicht irritieren, war vorbereitet. Er kickte die Waffe beiseite und trat seinem Gegner aufs Handgelenk. Es knirschte hässlich, der Chittagonger schrie schmerzerfüllt auf.
Kakuta hatte Situationen wie diese in seiner Kindheit und Jugend dutzendfach durchgemacht. Mal war er oben gestanden, mal war er auf dem Boden gelegen. Er wusste ganz genau, was zu tun war. »Rede, verdammt, bevor ich dir richtig wehtue!«
Er durchsuchte seinen Gegner. Er fischte zwei Pods aus dessen Hosentaschen, ein weiteres klebte an seinem Bauch, unter dem verschmutzten Hemd verborgen. Mehrere 1000-Taka-Scheine bewiesen, dass der Bursche kein so kleiner Fisch war, wie er es eben darzustellen versuchte.
»Es war Gnao!«, schrie der Chittagonger, »Gnao ist sein Name.«
»Gnao? Der Anführer des Free State of Chittagong?«
»Ja. Gnao. Der Mann im Schatten ... Es tut so weh, es tut so weh!«
Kakuta lockerte den Druck aufs Handgelenk. »Du wirst mich zu ihm bringen.«
»Ich weiß nicht, wo er ist! Er ist der Mann im Schatten, und er bleibt niemals lange am selben Ort. Ich schwöre bei meiner Ehre und bei meinen Eltern, dass ich dir nicht helfen kann!«
Kakuta trat zurück, der widerliche Kleingangster war frei. »Du wirst ihm eine Nachricht zukommen lassen. Ich möchte mit ihm sprechen. Du weißt ja, wo man mich findet.«
»Ich kann ... also gehen?«
»Sieht so aus.« Kakuta aktivierte den Infrarotspürer. Er hatte längst einen Marker gesetzt, am Kinn seines Gegenübers, mit dem ersten Schlag. Die Kennung, mithilfe winziger Nadeln in die Blutbahn des Mannes eingebracht, erschuf ein individuelles Merkmal, das erst in zwei bis drei Wochen verschwinden würde. Bis dahin würde er dank des Spürers auf eine Entfernung von bis zu drei Kilometer anmessbar bleiben, sollte Arianes Fähigkeit, ihn zu riechen, ein weiteres Mal aussetzen.
Der Mann lief einige Schritte davon, drehte sich dann noch einmal um, drückte seine verletzte und schlaff herabhängende Hand, schrie einige Verwünschungen und hastete dann weiter, um schon bald in einer der vielen dunklen Gassen zu verschwinden.
Kakuta aktivierte den Infrarotspürer und setzte die dazu passende Brille auf. Sie zeichnete eine gestochen scharfe rote Spur nach, die sich im Wegelabyrinth verlor.
Das Gerät funktionierte einwandfrei. Sehr gut. Er würde ihm einige Minuten Vorsprung lassen, bevor er die Verfolgung aufnahm.
Kakuta konzentrierte sich auf das Hotelzimmer und kehrte zu Ariane zurück. Sie zuckte leicht zusammen, sagte aber kein Wort.
»Ich habe eine Spur.« Er packte den Rest seiner Ausrüstung hastig in den Rucksack und in die Taschen, überspielte die aufgenommenen Daten auf ihren eigenen Infrarotspürer, erzählte ihr mit wenigen Worten, was
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