PR TB 032 Die Schatten Des Kristallenen Todes
hindurch und steigerte sein Tempo, als er hinter sich
das Trampeln der Hufe hörte. Er drehte sich einmal um und sah,
daß die Hörner des Bullen keine Handbreit mehr von seinem
Rücken entfernt waren. Der Bulle warf sichjetzt seitwärts,
holte in einer schleudernden Bewegung aus und stieß zu.
Seymour roch das Tier, hörte die Geräusche, das Echo,
seinen eigenen Atem und wußte, daß er hier sterben würde.
Im gleichen Augenblick stolperte er und fiel, ein scharfkantiger
Felsen riß die Haut seiner Arme auf. das Blut tropfte sofort
auf den Stein. Dicht über seinem Gesicht waren die Spitzen der
Hörner, und sie kamen näher. Seymour griff danach, fühlte,
wie eines der Hörner seine Hand durchstieß und wehrte den
Angriff ab. Das Hörn krachte gegen den Stein. Der Schädel
des Tieres rammte ihn, und er fiel zur Seite. Mühsam stand er
wieder auf, die Hörner in den Händen. An einem Hörn
liefBlut herunter und fiel als Tropfen in das Gras der Oase, und
Pikoy sagte:
»So ungefähr, Seymour.«
Seymour war schweißüberströmt. Seine Knie
zitterten, und sein Lachen war sehr unecht, als er antwortete:
»Mein Gott — das ist teuflisch..., so echt wie die
Wirklichkeit.«
Pikoy lachte nicht, als er erwiderte: »Es gibt keine Waffe,
denn wir wenden es niemals gegenseitig an, höchstens im Scherz.
Und das nur selten — du siehst, daß manjemanden damit zu
Tode erschrecken kann. Wir benutzen diese Illusion, um die Tiere
abzurichten.«
»Ihr habt damit eine tödliche Waffe, Pikoy«,
sagte er zum Richter. »Und ihr werdet sie anwenden . . .«
»Niemals, Seymour!«
»Doch. Ich habe eben einen verrückten Plan gefaßt,
aber er wird funktionieren, denke ich. Ich möchte nur eines
wissen: Wie viele Einzelpersonen kann ein erwachsener Poongah
beeinflussen, wie vielen kann er diese Illusion vorgauklen?«
»Soviel tausenden«, sagte Pikoy und hielt seine Hand
hoch. Sie war nicht größer als eine Kinderhand, besaß
breite Nägel von schwarzer Farbe und fünfFinger.
»Ein Poongah gegen fünftausend Paddler«, sagte
Seymour überlegend. »Ich möchte jetzt gleich mit
den Familienvätern sprechen und eine Versammlung abhalten,
unter deinem Vorsitz«, fügte er schnell hinzu. »Erfüllst
du mir die Bitte?«
»Wozu?«
Seymour setzte sich wieder auf den steinernen Rand des
Wasserbeckens und winkte Pikoy an seine Seite. Er sprach eindringlich
und versuchte, in der unvollkommen gelernten Sprache der B'atarc
auszudrücken, was er wollte.
»Du siehst in derNacht die Kristalle am Himmel, die Sterne?«
»Uija schama — Sterne. Ja, ich sehe sie.«
»Eine Zahl dieser Sterne, mehr, als wir beide zählen
können, selbst, wenn wir steinalt werden würden ..., sie
ergibt eine Gruppe, die wir Galaxis nennen. Einen riesigen
Sternenhaufen. Dunkel, großes Dunkel. Hier ein Haufen Lichter,
dort ein Haufen Lichter. Dazwischen Entfernungen, hunderttausendmal
hunderttausend Wüstenwanderungen. Verstehst du das, kannst du
dir das vorstellen?«
Pikoy überlegte eine Weile, dann nickte er.
»Wir wurden«, sagte Seymour langsam, »vor
zwanzig Tagen entführt. Wir kommen aus einem Sternenhaufen, der
unendlich weit von hier entfernt ist. Wir landeten hier, weil wir
wußten, daß hier der Tod lauert.«
Pikoy nickte wieder.
»Seit langen Jahren.«
»Berichte ...«
»Wir sterben aus. Unsere Kinder kommen tot zur Welt. Wir
begraben sie draußen in der Wüste. Und nach Jahren wachsen
dort Pflanzen, die wir nicht kennen.«
»Moment«, warf Seymour erschrocken ein, »so
groß, Stäbe mit kleinen Kugeln daran, aus denen wieder
stäbchenförmige Nadeln wachsen, wieder mit Kugeln daran,
aus denen wieder Nadeln herauswachsen .. ., sind das die Pflanzen,
die du meinst?«
»Ja, Seymour. Kennst du sie?«
»Ich habe unter ihnen geschlafen, als ich durch die Wüste
kam.«
»Du hast...« Pikoy brach ab.
»Ja«, sagte Seymour hart. »Ich komme von einer
anderen Welt, die fast die gleiche Sprache hat wie die Poongah.
Deswegen kann ich mich auch mit dir unterhalten. Ich kann die Sprache
der Poongah nicht gelernt haben, ehe ich mit dir zusammentraf, nicht
wahr?«
»Das ist richtig, scheint mir.«
»Mir auch. Und diese Welt hatte genau das gleiche Problem
wie die Poongah. Wir erkannten den Gegner und zwangen ihn, diese
Rasse wieder zum Leben zu bringen. Wir gingen hart vor, aber wir
schafften es. Willst du Beweise?«
Pikoy nickte.
»Später«, sagte Seymour und deutete in den Himmel
über ihnen. »Ich muß zuerst zu meinem Stamm
zurückkehren. Dort habe
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