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PR TB 156 Der Löwe Von Akkad

PR TB 156 Der Löwe Von Akkad

Titel: PR TB 156 Der Löwe Von Akkad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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ähnlich wie er.
Ein Gefühl aus tiefen, kreatürlichen Urgründen nahm
von ihr Besitz. Sharrukin wurde sein wie ein Meteor: der Moment, in
dem er zu strahlen und zu leuchten begann, war zugleich der Beginn
der Selbstzerstörung. Zehn Jahre? Fünfzehn Jahre?
    Alles, was Kar-shattar fühlte, als Sharrukin erwachte und mit
geschlossenen Augen ihren Körper zu liebkosen begann, war die
Wärme der Leidenschaft, und dann vollführten ihre Gedanken
einen jähen, unaufhaltsamen Sturz in das Grauen. Sie erkannte,
was sie wirklich war.
    Reste von Zedemwälder begannen hier. Ich ritt langsam; es
eilte nicht. Ich hatte eines der unzerstörbaren
Kunststoffblätter auf meinem Knie liegen und zeichnete die
Karte. Schon jetzt war eines sicher: die konventionelle Art des
Kampfes war nicht möglich. Seit sechs Tagen befand ich mich in
dem bergigen Gelände östlich des Karawanenweges, der nicht
immer, aber meistens dem Flußlauf folgte. Ich sah nur kleine
Siedlungen; ein paar Hütten, einen Wall aus Stämmen und
Erdreich, magere Rinder, verwahrloste Kinder und Ziegen. Eine
gespenstische Ruhe ging von diesen Siedlungen aus. Sie waren nicht
arm. Die Männer liefen gut gekleidet und sehr stolz umher - es
waren reiche Räuber, die aber mit einem Großteil des
Reichtums wenig anfangen konnten. Etwa dreihundert Menschen hatte ich
bisher entdeckt. Ich begann die Berge, Hügel, Täler, Furten
und Wälder zu schraffieren, denn Sharrukins Heerführer
waren nicht durch eine Landkarte mit graphischen Symbolen zu führen.
Ich war sicher, daß mich niemand gesehen hatte.
    Ich ritt weiter, übernachtete in Höhlen, vor denen es
Gras für mein Pferd gab, pflegte meinen Bogen und die Waffen,
zeichnete ununterbrochen und drang schließlich auf
verschwiegenen Pfaden zu den Stellen vor, an denen die königlichen
Karawanen überfallen wurden.
    Die Siedlung Ebla hatte ich noch nicht erreicht.
    Jetzt schütteten sie einen kleineren Hügel auf,
außerhalb der Stadt und weit entfernt von den zukünftigen
Herdfeuem und den Stätten, an denen Rauch- und Feueropfer für
Schamasch und Ishtar Anunitu verbrannt werden würden. Der Sockel
dieses Hügels war, wie alle wichtigen Teile der Stadt Akkade,
verstärkt mit Steinen und Platten aus gebranntem Lehm. Überall
wuchs Gras; die Narben, die Attalan-shar im Boden hinterlassen hatte,
waren vergessen. Die Stadt änderte nun, da es hin und wieder
regnete und trotzdem warm blieb, ihr Aussehen. Aber noch kam kein
Wasser durch den Großen Kanal. Noch waren die steinernen
Pfeiler der
    Brücken nicht von leise gluckernden Wellen umspült.
    Ein Damm, der an den Häusern der Bewohner vorbeiführen
würde, verband den neuen Hügel mit dem auswärts
weisenden Teil des Tempels, dessen Ziegelmauem wuchsen - jeden Tag um
eine Handbreit. Inzwischen waren viele Steine die beiden Flüsse
heruntergeschafft worden. Die Steinmetze gingen an die Arbeit. Es
galt, den unaufhaltsamen Aufstieg des „legitimen Königs"
Sharrukin zu schildern. Rhai-ghur und die Tochter des Königs,
Encheduana, kontrollierten jede einzelne Arbeit. Sie waren
unzertrennlich. Sie waren überall zu finden.
    Einmal, als sie zusahen, wie die obere Plattform des neuen Hügels
mit Ziegeln, Steinplatten und Erdpech belegt und gedichtet wurde,
sagte Encheduana leise:
    „Ich spüre es, mein Freund! Attalan-shar ist in Gefahr.
Der Mann mit der Narbe sucht ihn. Und er weiß, wie er der Löwin
befehlen kann."
    Rhai-ghur erschrak tödlich, aber er vermochte seinen
Schrecken zu verbergen. So knurrte er nur:
    „Wenn ich glauben würde, was du ahnst, Geliebte meines
einzigen Freundes, wäre ich schon längst nach Norden
unterwegs. Ich kenne Attalan-shar in allen Lagen dieses Lebens. Er
ist der Mann, der die Sintfluten bezwingt, wenn er es für
richtig hält. Du wirst ihn in weniger als eineinhalb Monden in
deine aufregenden Arme schließen können, Königstochter!"
    Sie grinste ihn an. Dann antwortete sie zu seiner maßlosen
Überraschung mit einem drastischen Fluch, den sie nur von einem
Sandalenschneider gelernt haben konnte. Oder von einem
Zugochsentreiber.
    Auf der Plattform sollten sich nach Attalan-shars Plänen
Mauern erheben, mit deren Hilfe man den Lauf der Gestirne beobachten
und berechnen konnte.
    Eines Nachts überquerte ich auf halsbrecherischen Pfaden, die
kaum breiter waren als zwei Hufe meines getigerten Hengstes, die
Karawanenstraße. Sie lag in einem breiten, flachen Graben
zwischen den Bergen, und überall waren Wald, Busch und Tausende
von Verstecken.

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