PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno
wir, als
Nestor zu uns in die Kammer kam, den Kurs nach Troja und von dort
nach Rhodos und Alashia aus. Als wir am nächsten Morgen
aufwachten, hatte sich, das Wetter ausgenommen, nichts verändert.
Wir versammelten uns vor unserem Schiff. Nestor und ich
schilderten das Problem. Wir stimmten ab. Nur Perses und Merops, die
Steuermänner, stimmten gegen die Fahrt nach der großen
Insel Lesbos. Jeder von uns ging aber widerstrebend an Bord, nachdem
wir die
CHARIS ins tiefe Wasser gezogen hatten.
Und dann geschah, was wenigstens einige von uns mit halbem Herzen
erhofft hatten. Das Schiff hüllte sich in eine irisierende Wolke
aus unbekannter Substanz. Schwindelgefühle überfielen uns,
und als sich die riesige Scheibe der Sonne hinter den Hügeln
hochstemmte, riß uns die unbegreifliche Kraft, die ES
anwendete, aus dem Hafen von Tiryns hinweg.
Eine beispiellose Odyssee fing an.
Ptah und ich sprangen aus dem Heck hinunter zu den Ruderern. Wir
versuchten, den Rest von eisigem Schrecken zu vertreiben, der die
Männer befallen hatte. Das Problem war geringer, als wir
befürchtet hatten. Der leuchtende, von blitzenden Funken
durchsetzte Nebel hielt uns fest, und wie bei der seltsamen Fahrt
über dem Wasser und durch den echten Nebel hörten und sahen
wir nichts. Nicht einmal den Weg der Sonne. Trotzdem verging einige
Zeit, denn als uns die Wolke entließ, stand die Sonne im
Mittag.
LESBOS: (Noch hundertzehn Tage.)
Wir erschienen ganz plötzlich im Hafen der Insel. - Diesmal
waren wir vorbereitet gewesen. Eine Art Jagdfieber, ein Überreaktion
auf den ausgestandenen und vergessenen Schrecken hin, hatte uns alle
gepackt. Ich vermeinte, ununterbrochen das dämonische Gelächter
von ES zu hören. Die Riemen waren bereits ausgefahren, und wir
ruderten bis zum Kai. Die mittägliche Sonne verbreitete eine
trügerische Wärme. Uns erwartete eine größere
Menschenmenge, die sowohl den funkelnden Nebel als auch dessen
Verschwinden und das plötzliche Auftauchen der CHARIS bemerkt
hatte.
Ruhig gingen wir an Land und verlangten, das Oberhaupt der
befestigten Stadt dieser Insel zu sprechen. Stundenlang gingen wir
auf den zyklopischen Mauern spazieren und überzeugten Priester,
den Stadtkönig, seine Berater und einige Weise davon, daß
in nicht ganz vier Monden ihre Welt nur dann nicht untergehen würde,
wenn sie taten, was wir ihnen sagten. Was sollten sie tun, fragten
sie.
Wir sagten es ihnen und erfreuten uns einige Tage lang ihrer
Gastfreundschaft. Unmengen von Fisch wurden aufjede nur denkbare
Weise zubereitet, Wein floß in beachtlichen Mengen, die
Dienerinnen, Sklavinnen und viele Töchter der Edlen umgarnten
unsere Männer, und als wir Abschied nahmen, wußten wir,
daß wir zumindest hier jeden nur denkbaren Erfolg errungen
hatten.
Nachdenklich kommentierte der Extrasinn: Aber werden eure
Warnungen auch noch nach hundertzehn Tagen beachtet werden?
TROJA: (Hundertsieben Tage!)
Die Stadt lag auf einem Hügel und beherrschte den schmalen
Durchgang zwischen den beiden Meeren. Mich erstaunte, daß
Nestor auch diesen Hafen kannte. Wir formierten uns, einige Wachen an
Bord des Schiffes zurücklassend, zu einem Zug und wanderten
durch Felder, durch Herden wilder Ziegen hindurch, an Schäfern
und Viehhütern vorbei und an Rinderherden, auf die befestigte
Stadt zu. Auch hier wurden nach anfänglichem Zögern und
nachdem man Boten zum Schiff geschickt hatte, unsere Boschaft
aufgenommen. Man glaubte uns. Schon auf Lesbos waren wir im Bannkreis
der beherrschenden Stadt gewesen, hier erkannten wir, daß Troja
ähnlich wie Knossos herrschte: von jedem Schiff und jeder
Handelskarawane, die hier entlangzogen, wurde Tribut oder Zoll
eingehoben. Der Stadtfürst von Troja beschenkte uns mit Ketten
aus goldenen Gliedern, an denen ElektronSchmuckstücke hingen.
Eine rätselhafte, glasartige Substanz, die andere Materialien
wie ein Magnet anzog, nachdem man sie mit Wolle oder Stoff rieb. Ich
hängte den riesigen Tropfen aus Elektron, in dem ich eine
grazile Mücke eingeschlossen erkannte, neben den Kompaß
und meinen Zellschwingungsaktivator als Amulett um meinen Hals. Eine
große Menschenmenge begleitete uns zum Schiff zurück und
ergänzte unsere Vorräte durch Oliven, Ziegenfleisch,
Schinken von Bären und wilden Schweinen, Kränzen gedörrter
Feigen und Krüge voller lindgrüner Erbsen.
Die letzten skeptischen Gedanken der Trojaner wurden wohl
hinweggewischt, als uns die
flackernde, zuckende Wolke umhüllte und davonriß.
Waren wir
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