Pralinenherz
hier denn kaufen?“ Hanna war außer sich. Warum rannte ihre Mutter nur mit Anlauf in ihr Verderben?
„ Wie redest du denn mit mir? Das Geschäft ist mein Traum und der deines Vaters. Wir haben hier unser Leben aufgebaut!“ Elke schlug wütend die Kasse zu und schnappte sich ein paar Pralinenschachteln, um sie wegzuräumen.
„ Ja, 1990 ist aber schon lange vorbei. Es ist Zeit für eine Veränderung, sonst geht ihr unter! Ich will doch nur das Beste für euch!“, schrie Hanna nun wütend.
„ Ich habe genug gespart. Verkauft mir das Geschäft!“ Hanna lief ihrer Mutter hinterher. Eigentlich waren sie ein Herz und eine Seele, aber sobald es um das Geschäft ging, war eine dicke Mauer zwischen ihnen.
„ Du? Ich dachte, du willst hier nicht arbeiten!“, schrie Elke nun wütend und rannte an ihrer Tochter vorbei.
„ Will ich auch nicht! Ich würde es renovieren und gewinnbringend verkaufen!“, schrie Hanna zurück und begann, im Laden umzuräumen, was Elke gar nicht gefiel.
„ Lass das da stehen!“ Sie entriss ihr die Schachteln und räumte sie zurück.
„ Du würdest es also gewinnbringend verkaufen?“
„Ja, würde ich!“
„ Würdest du?“
„Jaha!“
„ Ähm, entschuldigt bitte ...“, mischte sich nun Volker ein, der kleinlaut hinter der Flügeltür hervorlugte.
„ Was?!“, riefen Hanna und Elke im Chor und schauten sich danach skeptisch an, bevor sie wieder zu Volker sahen.
„ Wir machen in ein paar Minuten auf, da wäre es schön, wenn man euch nicht bis auf die Straße hören könnte und Hanna, kannst du mir bitte hier hinten helfen?“ Er musste die beiden Streithühner voneinander trennen, sonst flogen hier bald die Fetzen wie bei einem Hahnenkampf.
„ Gerne!“, Hanna stürmte durch die Flügeltür und musste auf der sicheren Seite des Geschäftes erst einmal tief durchatmen.
„ Deine Mutter liebt diesen Laden ...“, meinte Volker. Seine ruhige Art besänftigte Hanna, die kurz davor gewesen war, Feuer zu speien.
„ Und ich liebe meine Mutter.“ Sie lief zu ihm und half ihm, Schokoladenformen vorzubereiten.
„ Der Preis ist hoch. Wir haben bisher vier Angebote. Sie liegen alle um die 80.000 Euro plus 5% Umsatzbeteiligung monatlich. Wenn er also, nach Abzug aller Kosten 5.000 Euro einnimmt, dann bekommen wir noch 250 Euro. Das ist nicht viel, aber es läppert sich.“
Hanna schluckte. Zwar hatte sie einiges gespart, aber an diese Summe kam sie nicht heran.
„Mit allem, was ich habe, komme ich vielleicht auf 25.000 Euro, mehr habe ich nicht.“ Sie setzte sich auf einen Hocker, sah sich in der Küche um und erinnerte sich an die vielen Stunden und Tage, die sie hier schon dabei geholfen hatte, Köstliches herzustellen.
„ Ich hänge an dem Geschäft. So viele Erinnerungen.“ Hanna seufzte und bemerkte, wie ihr Vater einige Pralinen auf ein Tablett legte und es ihr reichte.
„Ich war am Sonntag noch hier und habe ein paar neue Kreationen ausprobiert, was meinst du?“
Hanna kostete und nickte, als sie die neuen Geschmacksrichtungen testete.
„ Lecker, wie immer. Cremig, süß, knusprig!“ Ein kleines Lächeln huschte zurück auf ihre Lippen, was ihren Vater freute.
„ Ich mache dir einen Vorschlag. Wir werden verkaufen, da geht kein Weg dran vorbei, aber ...“ Er setzte sich Hanna gegenüber.
„ Wenn du deiner Mutter glaubhaft machen kannst, dass du das Geschäft übernehmen willst, dann locke ich sie für ein oder zwei Wochen nach Spanien, wir wollten uns dort einige Häuser ansehen. Was du in der Zeit hier
machst … das überlasse ich dir!“ Er zwinkerte Hanna zu und stand auf, um die nächsten Pralinen herzustellen.
„Du Schlitzohr!“ Hanna lächelte und sah sich abermals in der Küche um.
„ Ich weiß gar nicht, was du meinst.“ Volker lächelte und schmunzelte, als Hanna ihren Skizzenblock hervorholte und begann, einige Skizzen anzufertigen. Sie hatte bereits genaue Vorstellungen von dem neuen Laden und die Ideen sprudelten nur so aus ihr heraus.
Der erste Tag im Pralinengeschäft ging schnell herum und Hanna konnte wieder normal mit ihrer Mutter reden.
„ Ich weiß ja nicht.“ Elke blickte skeptisch zwischen ihrem Mann und Hanna hin und her.
„ Zehn Tage? Mit Hin- und Rückflug sind wir 12 Tage weg. Das ist so eine lange Zeit und es kann soviel passieren!“
Hanna nahm ihre Tasche und wollte gehen.
„ Ich schaffe das schon. Anne und Lea helfen mir abends die Zutaten zu verrühren und tagsüber verkaufe ich die Pralinen. Ihr
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