Pretty Little Liars - Vollkommen
wirklich gesagt?
Lucas hob fragend eine Augenbraue. »Käsesnacks? Meinst du so was wie Knabberzeug mit Käsegeschmack?«
»Genau.« Hanna senkte den Blick.
Lucas’ Finger zuckten. Seine Hände waren stark und gut proportioniert, und sie sahen aus, als könnten sie wunderbar massieren. Plötzlich verspürte Hanna den Wunsch, sie zu berühren. »Meine Cousine hatte dasselbe Problem«, sagte Lucas leise. »Aber sie hat es überwunden.«
»Wie?«
»Sie wurde glücklicher. Sie ist weggezogen.«
Hanna starrte über den Korbrand. Sie flogen gerade über Cheswold, Rosewoods edelste Neubausiedlung.
Hanna hatte sich immer gewünscht, sie würde in einem Haus in Cheswold leben, und von hier oben sahen die Anwesen sogar noch prächtiger aus als von der Straße. Aber gleichzeitig wirkten sie steril und ungemütlich und irgendwie unwirklich – wie Idealbilder von Häusern und nicht wie Orte, in denen Menschen tatsächlich leben wollten.
»Bis vor Kurzem war ich glücklich«, seufzte Hanna. »Ich hatte... die Käse-Sache schon ewig nicht mehr gemacht. Seit Jahren nicht. Aber dann ist mein Leben richtig beschissen geworden. Ich bin traurig wegen Mona, ja, aber da ist noch mehr. Zurzeit geht alles, wirklich alles den Bach runter. Seit der ersten Nachricht wird es immer schlimmer.«
»Moment.« Lucas lehnte sich zurück. »Nachricht?«
Hanna zögerte. Sie hatte A. eigentlich nicht erwähnen wollen. »Ach, ich bekomme anonyme Nachrichten. Jemand droht mir, persönlichen Kram auszuplaudern.« Sie schaute Lucas verstohlen an. Mit ein wenig Glück interessierte ihn die Sache gar nicht. Jedenfalls wäre das bei den meisten Jungs so. Nur dummerweise nicht bei Lucas: Der sah sie gleich richtig besorgt an. Hmpf.
»Das klingt ja fies«, sagte er mit gerunzelter Stirn. »Hast du einen Verdacht, wer dahintersteckt?«
»Nicht wirklich. Zuerst dachte ich, es sei Alison DiLaurentis.« Sie machte eine Pause und strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Ich weiß, das ist Schwachsinn in Dosen, aber in den ersten Nachrichten ging es um Dinge, die nur sie wissen konnte.«
Lucas machte ein angewidertes Gesicht. »Alisons Leiche wurde vor ungefähr einem Monat gefunden, richtig? Und jetzt gibt sich jemand für sie aus? Hanna, das ist … pervers .«
Hanna wedelte abwehrend mit den Händen. »Nein, nein, die Nachrichten fingen an, bevor Alis Leiche gefunden wurde. Niemand wusste zu diesem Zeitpunkt, dass sie tot ist.« Ihr Kopf begann zu schmerzen. »Es ist alles total verwirrend und … ach, mach dir keinen Kopf. Vergiss, was ich gesagt habe.«
Lucas sah sie unsicher an. »Vielleicht solltest du die Polizei einschalten.«
Hanna schniefte. »Hey, wer immer den Kram schickt, verstößt damit nicht gegen das Gesetz.«
»Du weißt aber nicht, mit wem du es zu tun hast«, gab Lucas zu bedenken.
»Ist wahrscheinlich nur ein dummer Teenager, dem langweilig ist.«
Lucas schwieg kurz. »Hm. Die von der Polizei sagen, dass solche Streiche und Schikanen meist von Leuten ver übt werden, die man kennt. Haben die jedenfalls mal in einer Fahndungssendung erzählt.«
Hanna lief es kalt über den Rücken. Sie dachte an die Nachricht von A.: Eine deiner alten Freundinnen verbirgt etwas vor dir. Etwas Wichtiges . Ihre Gedanken kreisten erneut um Spencer. Kurz nach Alis Verschwinden hatte Spencers Dad die vier Freundinnen zum Wildwater Kingdom mitgenommen, einem Vergnügungspark, der ganz in der Nähe lag. Als Hanna und Spencer die steile Treppe
zur Wildwasserbahn hinaufstiegen, hatte Hanna gefragt, warum sie und Ali eigentlich wütend aufeinander gewesen waren.
Spencers Gesicht war so rot wie ihr Tommy-Hilfiger-Bikini geworden. »Warum fragst du das?«
Hanna runzelte die Stirn und drückte ihr Schwimmbrett an die Brust. »Ich bin nur neugierig.«
Spencer machte einen Schritt auf sie zu. Um sie herum wurde es sehr still und die Platscher und Kreischer schienen nur noch gedämpft zu ihnen zu dringen. »Ich war nicht wütend auf Ali. Sie war wütend auf mich. Warum, weiß ich nicht, okay?« Dann hatte Spencer auf dem Absatz kehrtgemacht und war die Holztreppe so eilig hinuntergesaust, dass sie beinahe ein paar Kids umwarf.
Hanna krallte die Zehen in ihre Schuhsohle. Sie hatte schon lange nicht mehr an diesen Tag gedacht.
Lucas räusperte sich. »Um was geht es in den Nachrichten? Um die Käse-Sache?«
Hanna starrte auf die Oberlichter im Dach der Rosewood Abbey, in der die Trauerfeier für Ali stattgefunden hatte. Ach, was soll’s , dachte sie.
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