Princess 01 - Widerspenstige Herzen
nachjagen. Unser kleiner Prinz ist ganz verrückt danach, dich zu heiraten. Und glaubst du wirklich, dass er das noch wollen wird, wenn er herausfindet, wer sich an dir erfreut hat?«
Evangeline ignorierte den schmerzenden Zug an ihren Haaren und sein bohrendes Knie und kämpfte gegen ihn an. »Bastard.«
»Ja, das bin ich.«
Er würde es tun. Bei offener Tür, auf einer verdreckten Matratze, in einer halb verfallenen Hütte. Sie hoffte fieberhaft, irgendjemand würde die Straße entlangkommen und sie hören. Dann holte sie tief Luft und schrie so laut und schrill sie konnte.
Er rammte ihr sein Knie in den Rücken, und sie verstummte.
»Wenn ich es richtig anstelle, kriegst du jetzt einen Bastard in deinen Ofen. Dann wird es« - er hob ihren Rock hoch, und sie fühlte die kühle Luft auf ihrem entblößten Po - »sogar wenn die Revolution scheitert und Daniorchen sich zum Besten des Landes zur Heirat mit dir zwingt, mein Sohn sein, der ihm auf dem Thron folgt. Der Bastard des größten Bastards« - seine Stimme versagte beinahe - »von allen.«
Er strich ihr mit der Hand über die Hinterbacken, weder liebevoll noch grob, sondern so, als suche er etwas Bestimmtes. Evangeline drehte sich der Magen um, und sie glaubte, sich übergeben zu müssen, aber Dominic murmelte nur: »Das kann nicht sein.«
Er rutschte zur Seite, um mehr Licht zu haben, und fing wieder zu suchen an. »Nein, das glaube ich nicht.«
Sie spannte jeden Muskel an, um sich ihm zu entziehen. »Glaubst was nicht?«
Er strich ihr ein letztes Mal über den Hintern, dann ließ er sie mit einem Mal los, löste die Hand aus ihrem Haar und rutschte von ihrem Rücken.
Evangeline zerrte ihre Röcke zurecht, drehte sich auf den Rücken und wartete auf einen Messerstich, einen Schlag oder sonst irgendetwas.
Aber er starrte sie nur mit weit aufgerissenen Augen verwirrt an und brach in Gelächter aus - unschuldiges, lautes, schallendes Gelächter.
Er bog sich vor Lachen, hielt sich die Seiten und taumelte wie ein wahnsinniger, tollwütiger Köter durch das winzige Zimmer.
Evangeline sprang auf. Sie hätte davonlaufen sollen, stattdessen stakste sie ihm hinterher und schlug ihm mit der Faust aufs Auge, als er auf sie zuwankte.
Dominic hielt sich den Kopf und brüllte: »Verdammtes Weibsstück, warum hast du das getan?«
Sie schlug ihm in den Magen.
Er kippte vornüber, und sie trat ihm ihren Stiefel in die Rippen. Den Stiefel, den Danior ihr angezogen hatte.
Dominic rollte sich weg, hörte auf zu lachen und bewegte sich nicht mehr. Die plötzliche Ruhe nach dem grässlichen Hohngelächter und seine Reglosigkeit lähmten sie förmlich.
Sie stand mit geballten Fäusten über ihm, ihre Rechte schmerzte noch von dem Schlag, den sie ihm versetzt hatte. Hatte sie ihn umgebracht?
Sie trat einen Schritt zurück, dann noch einen und noch einen. Er rührte sich nicht, war nur noch ein dunkler Schatten auf den Bodendielen.
Sie musste sich darauf besinnen, was Dominic ihr bereits angetan hatte und noch antun wollte, und ihr fiel schlagartig wieder ein, wie sie Danior mit dem chinesischen Haltegriff außer Gefecht gesetzt und es dann versäumt hatte, ihren Vorteil zu nutzen, und welche unheilvollen Konsequenzen dieses Versäumnis nach sich gezogen hatte.
Sie drehte sich auf dem Absatz um und lief in den Sonnenschein hinaus.
In der Hütte fing Dominic an, sich zu regen. Er stand auf, strich sich die Haare aus dem Gesicht, schlenderte zur Tür und schaute Evangeline nach, die zur Straße nach Plaisance flüchtete. Als sie außer Hörweite war, brach er wieder in Gelächter aus.
29
»Die Prinzessin ist dem Prinzen davongelaufen.«
»Nein, ist sie nicht. Ich habe sie gestern mit ihm gesehen, und sie hat die Prophezeiung erfüllt.«
»Und warum nimmt Prinz Danior dann das ganze Land auseinander, um nach ihr zu suchen? Pass auf, was du sagst, alte Frau!«
Evangeline entfernte sich schnell wieder von der kleinen Gruppe, die vor einer Bäckerei stand. Lauri verteidigte den Prinzen leidenschaftlich, und Memaw hing entkräftet an seinem Arm und fuchtelte mit ihrem Stock gegen die Stadtbewohner.
Evangeline wollte nicht von ihnen erkannt werden. Sie wollte von niemandem erkannt werden.
Sie huschte geschickt wie eine Taschendiebin um die Ecke auf eine breite Straße, die von Gauklern nur so wimmelte. Vor dem Bräuhaus an der Königsallee stand ein angezapftes Holzfass, und ein älterer Mann, selber so rund wie sein Fass, verteilte becherweise ein
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