Princess Band 47
vorsichtig die Tür. Auf Zehenspitzen ging er zu ihrem Bett. Rose stand am Fußende des Bettes und schaute besorgt auf die alte Dame, deren Gesicht grau und eingefallen wirkte. Philippe strich ihr zart eine Strähne aus der Stirn.
"Tante Celia", flüsterte er. "Ich bin es, Tante Celia, Philippe. Kannst du mich hören?"
Die Kranke reagierte nicht.
"Versuchen Sie es ein bißchen lauter. Sie auch, Madame. Sprechen Sie zu ihr."
Rose beugte sich vor. "Miss Grantchester - Tante Celia, ich darf Sie doch so nennen, wo ich doch jetzt zur Familie gehöre." Tränen schnürten ihr die Kehle zu.
"Tante Celia, ich habe dir Rose zurückgebracht", sagte Philippe laut und deutlich. "Erinnerst du dich? Du wolltest doch, daß ich sie heirate."
Ihre Augenlider flatterten kaum merkbar. Der Arzt nahm die Hand seiner Patientin und fühlte ihren Puls. Auf der anderen Seite des Bettes scharrte der Hund mit den Pfoten. Gigi richtete sich auf und stupste mit seiner feuchten Schnauze die Hand seiner Herrin.
Philippe sprach ruhig weiter, und da zuckten die müden Augenlider noch einmal. Miss Grantchester schien zu spüren, daß jemand an ihrem Bett stand.
"Philippe", flüsterte sie schwach. "Hallo, Tante Celia. Ich bin es, Rose."
"Rose?"
Sie wiederholte den Namen, und ein leises Lächeln spielte um ihre blassen Lippen. Sie hob ein wenig die Hand. Rose ergriff sie, doch da verließen Miss Grantchester die Kräfte, und sie sank tiefer in die Kissen zurück. Erschrocken blickte Rose auf den Arzt, aber er nickte zufrieden und winkte ihnen, ihm aus dem Zimmer zu folgen. Da die Schwester sich am Bett zu schaffen machte, nahm Philippe den Hund am Halsband und zog ihn mit hinaus.
"Ich glaube, wir können jetzt, da sie aus der Bewußtlosigkeit erwacht ist, mit Zuversicht in die Zukunft blicken, Monsieur du Caine", sagte der Arzt. "Sie schläft jetzt normal. Natürlich ist die Gefahr noch nicht vorüber, und man muß bei ihrem Alter noch mit allem rechnen. Aber die alte Dame hat eine unglaubliche Kämpfernatur. Es würde mich nicht überraschen, wenn sie bald wieder auf die Beine käme."
"Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, Doktor?" Philippe war sehr erleichtert.
"Ein kleiner Cognac könnte nicht schaden. Aber ich will Sie nicht aufhalten. Madame du Caine sieht erschöpft aus."
"Ich bin völlig in Ordnung", behauptete Rose.
Philippe schaute sie aufmerksam an. "Das war ein aufregender Tag für dich, Rose. Geh schon zu Bett."
"Kann ich wirklich nichts mehr tun?" fragte Rose, die jetzt erst merkte, wie müde sie war. Solange sie nicht gewußt hatte, was mit Tante Celia werden würde, hatte sie keine Erschöpfung gespürt. Aber nun gab es für sie nichts zu tun, sie konnte nur beten und hoffen.
"Nein, Rose. Geh bitte schlafen."
Rose verabschiedete sich von dem Arzt, aber nicht von Philippe. Bestimmt würde er gleich den Arzt zu seinem Wagen begleiten und dann zu ihr kommen.
Sie ging in ihr Schlafzimmer und ließ die Verbindungstür zu Philippes Zimmer einen Spalt offen. Jetzt brauchte sie keinen Stuhl mehr unter die Klinke zu stellen.
Ihr Koffer war bereits ausgepackt, und das Nachthemd lag ausgebreitet auf dem aufgedeckten Bett. Schnell zog sie sich aus, duschte und kuschelte sich unter die Decke. Sie hatte sich kaum hingelegt, da fielen ihr auch schon die Augen zu, und sie schlief ein.
10. KAPITEL
Der neue Tag dämmerte heran. Rose schlief lange und ungestört. Als sie erwachte, sprang sie aus dem Bett und ging barfuß zur Verbindungstür. Vorsichtig öffnete sie sie. Philippes Bett war unberührt. Rose klingelte nach Murielle, die mit ihrem strahlendsten Lächeln eintrat.
"Mademoiselle Grantchester geht es heute morgen ein wenig besser. Ist das nicht wunderbar, Madame?"
"Ja, Murielle. Das ist es."
"Der Doktor ist bei ihr", berichtete Murielle. "Ich habe gehört, wie er zu Monsieur du Caine sagte, daß er mit ihrem Zustand sehr zufrieden ist. Soll ich Ihnen das Frühstück bringen, Madame?"
Der Morgen verging für Rose nur langsam. Sie war enttäuscht, daß sie überhaupt nichts tun konnte. Vom Arzt hatte sie erfahren, daß Miss Grantchester sich gut erholte, und daß Philippe die ganze Nacht an ihrem Bett verbracht hatte.
Allmählich verlor sich die Traurigkeit, die das Schloß überschattet hatte, und die Gesichter seiner Bewohner sahen wieder ein wenig fröhlicher und zuversichtlicher aus.
Philippe war fortgegangen, weil er sich um wichtige Geschäfte zu kümmern hatte, und Rose sah ihn erst zur Mittagszeit.
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