Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puppen

Puppen

Titel: Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Niall Wilson
Vom Netzwerk:
schenken können.«
    »Aber, Captain…«, begann Neelix.
    »Tut mir leid. Angesichts der starken Interferenzen ist jeder Transfer riskant. Wir könnten nicht einmal sicher sein, Sie in einem Stück an Bord des Shuttles rematerialisieren zu lassen.
    Kims Transfer war nur möglich, weil sich Sonden in der Nähe befanden und eine genaue Fokusausrichtung ermöglichten –
    und weil das Shuttle noch nicht gestartet war. Inzwischen fliegt es, und dadurch wird die Anpeilung noch schwieriger. Ich bedauere sehr, Mr. Neelix, aber Sie müssen warten und sich in Geduld fassen, so wie wir alle.«
    Der Talaxianer neigte den Kopf und konnte seinen Ärger kaum unter Kontrolle halten. Schließlich nickte er.
    »Und noch etwas, Mr. Neelix«, fügte Janeway mit sanfterer Stimme hinzu.
    »Ja, Captain?«
    Sie sah ihm in die Augen, zeigte ihm dadurch ihre eigene Aufrichtigkeit. »Ich weiß nicht viel über den Glauben Ihres Volkes, aber ich denke, unter den gegenwärtigen Umständen könnte ein Gebet nicht schaden.«
    Paris neigte den Bug des Shuttles nach unten und ging tiefer.
    Kes saß neben ihm und schwieg, lauschte wieder der Stimme des Planeten.
    »Etwas geschieht«, sagte sie leise. »Etwas Wundervolles steht bevor. Spüren Sie es nicht?«
    Paris blickte auch weiterhin auf die Kontrollen. »Nein. Ich spüre nichts, was jedoch nicht bedeutet, daß ich die
    Authentizität Ihrer Wahrnehmungen bezweifle. Ich habe die Vibrationen im Tunnel gefühlt und auch die Risse im Gestein gesehen, aber ich spüre die Dinge nicht so wie Sie.«
    »Vielleicht kann ich Ihnen einen Eindruck vermitteln«, sagte Kes. »Die Luft selbst scheint lebendig zu sein. Ich nehme Ihr Bewußtsein wahr, wenn Sie in der Nähe sind, doch die Präsenz Ihrer Selbstsphäre bleibt nur ein vager Eindruck, solange ich mich nicht darauf konzentriere. Bei der urrythanischen Lebenskraft liegt der Fall ganz anders. Es fühlt sich an, als näherte sich ein großes Ich von allen Seiten, um in die Welt meiner Sinne vorzustoßen, ohne daß es Konzentration von mir erfordert.«
    »Geben Sie bloß keinem fremden Einfluß nach«, erwiderte Paris. »In einigen Minuten brauche ich Ihre Hilfe.«
    Sie flogen über die Baumwipfel des Dschungels hinweg, und vor dem Shuttle stoben immer wieder Vögel auf. Die
    ehemaligen Gärten erstreckten sich noch ein ganzes Stück, und die Siedlung der Urrythaner befand sich im Ödland. Paris erhöhte die Geschwindigkeit und flog in einer Höhe, die es ihm gelegentlich erlaubte, einen Blick auf die Ruinen im Grün zu werfen. Er fragte sich, wodurch jene Gebäude zerstört worden waren – vielleicht durch einen Vorgang wie den, der sich jetzt auf dem Planeten abspielte?
    Kes wurde immer stiller und schien zu meditieren. Paris beschloß, sie nicht bei ihrem Kontakt mit der Stimme von Urrytha zu stören. Statt dessen konzentrierte er sich auf die Navigation des Shuttles, betrachtete die Anzeigen und stellte fest, daß die Entfernung zum Zielbereich immer mehr
    schrumpfte.
    Kayla lag still und stumm, wirkte wie eine Skulptur aus Alabaster. Das bleiche Gesicht wies auf einen stark
    verlangsamten Stoffwechsel hin. Die Bajoranerin ruhte auf einem Altar, umgeben von frischen, duftenden Ambiana-Blumen. Wenn sie austrockneten und verwelkten, wurden sie sofort durch neue ersetzt. Blütenstaub erfüllte die Luft.
    Zwölf Urrythaner saßen mit überkreuzten Beinen und
    geneigtem Kopf am Altar. Sie sangen leise, jeder von ihnen in einem anderen Ton und mit unterschiedlicher Kadenz. Die einzelnen Stimmen verschmolzen miteinander, bildeten ein einheitliches Ganzes. So war es immer gewesen. Der letzte Älteste hatte vor vielen Jahren den Langen Schlaf erreicht, und zum erstenmal schickte sich nun eine Fremde an, in jenes Stadium zu wechseln, noch dazu eine sehr junge. Selbst wenn noch mehr Zeit verstrichen wäre – das Ritual hätte nicht darunter gelitten. Es verfügte über tiefe Wurzeln in der urrythanischen Kultur.
    Die Aufgabe der Sänger bestand darin, Kayla zur Einen Stimme zu geleiten, sie mit der Harmonie zu umhüllen und in ihre Struktur zu integrieren. Das ließ sich nur mit der Zeremonie und dem Ambiana bewerkstelligen. Die Nähe zu den Blumen und lange Meditation hatten die zwölf Urrythaner den Alten sehr nahe gebracht. Eine solche Nähe würden sie erst wieder erleben, wenn es für sie selbst Zeit wurde, mit dem Langen Schlaf zu beginnen.
    Die einzelnen Kadenzen des rituellen Lieds hatten die Sänger als Kinder gelernt, und jede von ihnen war nötig, um

Weitere Kostenlose Bücher