Puppen
der
Vergangenheit passiert sein mußte, welche Ursache frühere urrythanische Zivilisationen zerstört hatte. Die Erkenntnis ließ ihn staunen. Wenn die Alten mehr als zehntausend Jahre im Langen Schlaf verbrachten, wenn ihre Zivilisation all jene Tempel errichtet und die Gärten angelegt hatte… Wie alt mochte das Volk der Urrythaner dann sein? Immerhin fand dieser Kataklysmus angeblich zum fünften Mal statt. Tuvok stellte sich vor, wie eben jene Wesen erwachten, die damals, vor zehn Jahrtausenden, die Stadt im Dschungel gebaut, hatten.
So etwas wie Ehrfurcht erfaßte ihn.
Er folgte Ban und mußte bei jedem Schritt um sein
Gleichgewicht kämpfen. Lautes Knacken gesellte sich dem allgegenwärtigen dumpfen Grollen hinzu, und vor dem
Vulkanier öffnete sich plötzlich der Boden. Ihm blieb gar keine Zeit, einen klaren Gedanken zu fassen. Von einem Augenblick zum anderen stieß er sich ab und sprang, streckte die
Beinmuskeln bis zu ihrer Belastungsgrenze. Er flog über die Leere hinweg, die jedoch noch breiter zu werden schien.
Ban hörte den Schrei des Vulkaniers und drehte sich um.
Einen Sekundenbruchteil später stürmte er los, erreichte den Spalt im Boden, bückte sich und griff nach dem Arm des Außenweltlers. Tuvok stieß an die Seite der plötzlich
entstandenen Schlucht, und zwar so heftig, daß ihm der Aufprall die Luft aus den Lungen preßte. Gleichzeitig spürte er, wie er nach oben gezogen wurde. Ban erwies sich als überraschend stark: Nur wenige Sekunden später standen sie wieder Seite an Seite, und der Urrythaner stützte den
Vulkanier, als sie den Weg fortsetzten.
Sie näherten sich dem Altar, und Vok bemerkte sie. Mit lauter, von Ekstase erfüllter Stimme rief er ihnen zu: »Es geschieht jetzt! Das Erwachen hat begonnen!«
Schulter an Schulter standen Ban und Tuvok, stützten sich gegenseitig und blickten in die Richtung, in die Vok deutete.
Sie verzichteten darauf, noch näher an den Altar heranzutreten, denn dort gab es kein Mehr an Sicherheit. Ganz gleich, welches Wunder oder welche Katastrophe sich jetzt anbahnte: Sie wollten nebeneinander stehenbleiben und es gemeinsam erfahren.
Paris und Kes halfen der inzwischen wachen Kayla zum
Shuttle. Selbst unter normalen Umständen wäre der Weg
dorthin recht schwer gewesen, doch durch das heftige Beben wurde alles noch problematischer. Manchmal mußte Paris die junge Bajoranerin fast tragen, und immer wieder verloren sie das Gleichgewicht. Der Pilot zwang sich, auch weiterhin einen Fuß vor den anderen zu setzen. Er wußte nicht, was um ihn herum geschah. Nur eins war für ihn klar: Was auch immer passierte – er wollte es erleben, während er an den
Navigationskontrollen des Shuttles saß, nicht hier draußen, den Gefahren einer völlig außer Rand und Band geratenen Welt ausgesetzt.
Kayla war nur halb bei sich. Ihre eigene Identität schien sie ebensowenig zu kennen wie ihren derzeitigen Aufenthaltsort.
Zwar ging sie zumindest teilweise aus eigener Kraft, und gelegentlich sprach sie das eine oder andere Wort. Aber ihr Blick reichte noch immer in die Ferne, und der entrückte Ausdruck in ihrem Gesicht wies darauf hin, daß ein großer Teil ihres Selbst noch immer fernab der Realität weilte. Paris hoffte, daß es ihnen gelang, die Bajoranerin rechtzeitig zur Voyager zu bringen. Wenn nicht… Er wagte es kaum, über die möglichen Konsequenzen nachzudenken.
Erstaunlicherweise hatten sich am Landeplatz des Shuttles keine Risse im Boden gebildet. Das kleine Raumschiff war ein wenig zur Seite geneigt, aber nicht beschädigt. Als sie es erreichten, verlor Paris keine Zeit, hob Kayla hoch und trug sie durch die Schleuse. Kes folgte ihnen rasch. Während er die Bordsysteme aktivierte und alle notwendigen
Startvorbereitungen traf, schnallte Kes die Bajoranerin an.
Anschließend nahm sie im Sessel des Copiloten Platz.
»Verschwinden wir von hier«, sagte Paris und gab Schub.
Das Shuttle hob ab und glitt schnell höher.
»Wir müssen die Atmosphäre hinter uns lassen, damit Kayla an Bord gebeamt werden kann«, fügte er hinzu. »Sobald das geschehen ist, kehre ich nach Urrytha zurück und hole Tuvok.«
Kes nickte. »Ich begleite Sie.«
»Darin sehe ich kaum einen Sinn«, meinte Paris und runzelte die Stirn. »Sie haben praktisch keine Möglichkeit, mir irgendeine Art von Hilfe zu leisten, und gehen nur ein unnötiges Risiko ein.«
»Tuvok ist verletzt«, erwiderte Kes scharf. »Was bedeutet, daß er medizinische Hilfe braucht. Deshalb
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