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Qiu Xiaolong

Qiu Xiaolong

Titel: Qiu Xiaolong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod einer roten Heldin
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Verkehrspolizist, der seine Pflicht erfüllte. So konnte Chen im Fall Guan Hongying wenigstens etwas tun.
    Das Resultat kam schneller, als er erwartet hatte.
    Am Donnerstag morgen mußte er zu einem Lokaltermin. Der Bürgermeister inspizierte die Baustelle der Yangpu-Brücke, die einmal die beiden Ufer des Huangpu miteinander verbinden sollte. Nach ihrer Fertigstellung sollte die Brücke auch dem Verkehrsinfarkt in der Gegend etwas abhelfen. Daher mußte Chen zugegen sein und sich zu einer Gruppe von Kadern gesellen, die auf der halbfertigen Brücke hin- und herliefen.
    Als er wieder in sein Büro kam, deutete Meiling mit dem Finger auf seine geschlossene Bürotür und zuckte fragend die Schultern. Beim Näherkommen hörte er eine Fistelstimme rufen: »Leugnen ist zwecklos, Guo Qiang!«
    »Es ist der Altgenosse Yu, der da drinnen mit jemandem spricht«, sagte Meiling halblaut. »Er wollte den Mann unbedingt in Ihr Büro bringen und sagte, es sei wichtig. Nachdem er unser Berater ist, habe ich ihn hineingelassen.«
    »Das haben Sie richtig gemacht«, beruhigte er das Mädchen.
    Beide hörten, wie der Alte Jäger sagte: »Warum versuchen Sie so hartnäckig, für jemand anderen die Kastanien aus dem Feuer zu holen, Sie Narr! Sie kennen doch die Politik unserer Partei, oder nicht?«
    »Genosse Berater Yu hat recht«, sagte Chen beim Eintreten und sah, was er erwartet hatte: Der Alte Jäger stand in der dramatischen Pose eines Suzhou-Opernsängers vor einem Mann, der zusammengesunken auf dem Stuhl hockte.
    Der Mann war Anfang Vierzig, schlaksig, schmalbrüstig, mit einem leichten Buckel. Blitzartig fiel Oberinspektor Chen das Foto des Unbekannten ein, der rittlings auf Guan saß. Das war der Mann.
    »Ach, Direktor Chen«, sagte der Alte Jäger. »Sie kommen gerade recht. Der Kerl hier will nicht auspacken.«
    »Das ist doch …«
    »Guo Qiang. Ich habe ihn in einem weißen Lexus geschnappt – ohne Führerschein.«
    »Guo Qiang«, sagte Chen streng: »Sie wissen, weshalb Sie hier sind?«
    »Nein, das weiß ich nicht!« maulte Guo. »Das Fahren ohne Führerschein ist ein harmloses Delikt. Brummen Sie mir ein Bußgeld auf und lassen Sie mich gehen. Sie haben kein Recht, mich hier festzuhalten.«
    »Spielen Sie nicht die verfolgte Unschuld!« fuhr ihn der Alte Jäger an. »Wem gehört der weiße Lexus?«
    »Sehen Sie sich doch das weiße Nummernschild genau an! Es ist nicht schwer zu erraten.«
    »Es ist das Auto von Wu Xiaoming – genauer gesagt, das Auto von Wu Bing. Ist das richtig?«
    »Na also, Sie wissen es doch. Jetzt sollten Sie mich gehen lassen.«
    »Im Gegenteil! Genau deshalb werden Sie hier festgehalten«, sagte Chen. »Und jetzt hören Sie mir mal gut zu. Wir haben Sie seit Tagen beobachtet.«
    »Ach so – Sie haben mir also eine Falle gestellt«, sagte Guo. »Das werden Sie noch bereuen.«
    »Genosse Berater Yu«, sagte Chen zu dem Alten, »danke, daß Sie uns den Verdächtigen gebracht haben. Von jetzt ab ist es kein Verkehrsdelikt mehr, jetzt übernehme ich den Fall.«
    »Ich gebe Ihnen noch einen letzten Rat, junger Mann«, sagte der Alte Jäger und drückte seine Zigarette aus. »Strengen Sie Ihr Gehirn an. Wissen Sie nicht, wer Genosse Chen Cao ist? Der neue Direktor des städtischen Verkehrskontrollamtes, außerdem Oberinspektor, zuständig für Tötungsdelikte, und Leiter einer Sondergruppe im Polizeipräsidium Shanghai. Das Spiel ist aus. Es ist besser, Sie machen jetzt reinen Tisch. Ein kooperativer Zeuge bekommt mildernde Umstände. Direktor Chen – Oberinspektor Chen, sollte ich eigentlich sagen – könnte ein gutes Wort für Sie einlegen.«
    Als der Alte Jäger das Büro verließ, ging Chen mit ihm hinaus und begleitete ihn zum Fahrstuhl. »Lassen Sie den Wagen gründlich auf Spuren durchsuchen«, sagte er halblaut, »besonders den Kofferraum.«
    »Jawohl, das werde ich gleich veranlassen. Oberinspektor Chen.«
    »Und machen Sie es ganz offiziell, Genosse Berater Yu.« Chen hielt dem Alten die Fahrstuhltür auf. »Holen Sie sich einen zweiten Beamten dazu. Der soll alles gegenzeichnen.«
    Als er wieder in das Büro kam, sagte er zu Meiling: »Es ist wichtig, daß wir jetzt nicht gestört werden.«
    »Also«, sagte er zu Guo, während er die Tür hinter sich schloß, »jetzt werden wir zwei mal miteinander reden.«
    »Ich habe nichts zu sagen«, erklärte Guo, die Arme trotzig vor der Brust verschränkt.
    »Wir reden hier nicht über Führerscheine oder Geschwindigkeitsbeschränkungen. Wir reden

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