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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Harbor ist Brighams Stadt. Er war es, der die Frauen aus
Seattle hergebracht hat, und er hat auch das Kapital für den Bau des Saloons
bereitgestellt.«
    Lydia zog sich einen Stuhl heran und
ließ sich kraftlos an den Tisch sinken. »Nein«, flüsterte sie. »Das ist ja, als
wollte er seine eigenen Männer vergiften!«
    Nun war es Polly, die mitleidig
Lydias Hand ergriff. »Ich bin ganz deiner Meinung«, sagte sie. »Aber Männer
sehen diese Dinge aus einer anderen Perspektive.«
    Lydia stellte sich die arme Magna
Holmetz vor, wie sie zu Hause warten würde, schwanger, ohne Freunde und nicht
der Sprache mächtig, während ihr Mann sein schwerverdientes Geld für Whiskey,
Kartenspiele und Frauen ausgab. Von diesem Punkt an war es sehr einfach, sich
vorzustellen, wie sich die Trunksucht ausbreiten würde, bis Kinder ohne Schuhe
und Mäntel herumliefen und vielleicht sogar ohne Essen. Und alles nur solcher
Laster wegen ...
    »Lydia?« Polly schüttelte sie sanft.
    Aber Lydia war tief in Gedanken
versunken. Ihr eigener Vater hatte den Alkohol zu sehr geliebt und sein Geld an
Frauen und Glücksspiel verschwendet. Aus diesem Grund war Lydia mit Löchern in
den Strümpfen aufgewachsen und einem nagenden Hungergefühl in ihrem Magen, das
erst aufhörte, als sie in den Krieg zog und Zugang zu den Kantinenzelten der
Unionsarmee erhielt.
    »Das kann er nicht tun«, sagte sie
und stand abrupt auf.
    »Was kann er nicht tun?« entgegnete
Polly besorgt und erhob sich ebenfalls. »Lydia, dein Mann kann sich hier fast
alles erlauben, mit Ausnahme von Mord vielleicht. Quade's Harbor ist seine
Stadt, und jeder hier ist in irgendeiner Weise von ihm abhängig.«
    Lydia legte ihre zitternden Hände an
die Wangen, um sie zu kühlen. Sie war so abwesend, daß sie sich zuerst in die
eine Richtung wandte, dann in die andere, um schließlich in wütender
Verwirrung haltzumachen.
    Was für eine Närrin sie doch gewesen
war!
    »Lydia?« fragte Polly flehend.
    Endlich gelang es Lydia, sich für
eine der beiden Eingangstüren zu entscheiden, und sie eilte mit großen
Schritten auf das Tor zu. Polly folgte ihr besorgt.
    Wenn Brigham diesen Saloon wirklich
bauen ließ, und wenn es stimmte, daß er die Prostituierten selbst hergebracht
hatte, beabsichtigte er zweifellos, das Etablissement auch selbst zu
frequentieren. Und obwohl Lydia wußte, daß die meisten wohlhabenden Männer
sich Mätressen hielten und die Gesellschaft sie nicht dafür verurteilte — oft
taten es nicht einmal ihre eigenen Ehefrauen —, war ihr der Gedanke
unerträglich.
    Sie war bereits an Joseph McCauleys
Baustelle angelangt, als Polly sie einholte und ihren Arm ergriff. »Lydia«,
sagte sie streng, »du kannst in diesem Zustand nicht zu Brigham gehen! Du
würdest dir damit mehr schaden als ...«
    Lydia schüttelte den Kopf. »Ich muß
mit ihm reden«, unterbrach sie Polly aufgeregt. »Wie konnte ich nur so dumm
sein!«
    »Unsinn. Komm mit zum Haus zurück,
Lydia, und laß uns in Ruhe unseren Tee trinken. Das wird dich etwas beruhigen.«
    Obwohl Lydia noch immer fest
entschlossen war, Brigham ihre Meinung zu sagen, wußte sie, daß Polly recht
hatte. Es hätte ihr wenig genützt, in diesem aufgebrachten Zustand zu ihrem
Mann zu gehen.
    So kehrten sie also zum Haus zurück
und tranken ihren Tee, obwohl Lydia sich zwingen mußte, sitzenzubleiben und
ihren Zorn und ihre Ungeduld zu bezähmen. Doch es half, denn als Polly eine
Stunde später ging, war Lydia etwas ruhiger.
    »Und du wirst auch ruhig bleiben«,
murmelte sie, als sie das Teegeschirr abräumte und das Haus verließ. »Du wirst
völlig gelassen sein!«
    Sie fand ihren Mann in der Mühle, wo
er verschwitzt und von oben bis unten mit Sägemehl und Staub bedeckt vor einer
dampfbetriebenen . Säge stand. Sein Anblick milderte Lydias Zorn ein
wenig. Brigham war ein kluger Mann, wenn auch vielleicht etwas zu stur, und
wenn sie vernünftig mit ihm redete, würde er einsehen, daß Quade's Harbor
keinen Saloon und kein Bordell brauchte.
    Trotz seiner leidenschaftlichen
Umarmungen in der Nacht zuvor und seiner fast ehrfürchtigen Bewunderung von
diesem Morgen schien er keineswegs erfreut, Lydia zu sehen.
    Nachdem er einen anderen Arbeiter
herbeigerufen hatte, der seinen Platz einnahm, ergriff er Lydias Arm und zog
sie zur Tür, wo das Kreischen der Säge nicht mehr ganz so ohrenbetäubend war.
    »Was willst du?« fragte er sie
barsch.
    Entrüstet entzog sie ihm ihren Arm.
»Du brauchst nicht so grob zu sein! Ich bin deine Frau

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