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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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meisten an ihm liebte. So nickte sie nur, und sie trennten sich. Während
Rafael Chandler und Miss Covington folgte, ging Annie langsam durch den
Ballsaal und betrachtete die fremden Gäste.
    Irgendwann begegnete sie dabei
Phaedra, die in ihrem duftigen blauen Kleid ganz wie die Prinzessin aussah, die
sie war. Sie stand am anderen Ende des Saals und trank Champagner, und ihr
nachtschwarzes Haar schimmerte wie Feuerschein auf Ebenholz.
    Annie hatte den Eindruck, daß
Phaedra erstaunlich unbekümmert war angesichts der Ereignisse dieses Abends.
Es war möglich, daß sie von Leutnant Covingtons Verhaftung erfahren hatte, wenn
auch nicht wahrscheinlich, aber Felicias Ausbruch konnte sie unmöglich verpaßt
haben — selbst die kleine Kapelle war während dieser Zeit verstummt.
    »Ich würde gern einmal unter vier
Augen mit dir sprechen«, sagte Annie mit erzwungener Heiterkeit, als sie neben
Phaedra trat.
    Phaedra machte Anstalten, zu
widersprechen, doch dann verzichtete sie darauf und entschuldigte sich im Kreis
der zahlreichen Bewunderer, die sich um sie geschart hatten. Ein gereizter
Ausdruck prägte ihr Gesicht, als sie Annie voran in den weitläufigen Garten
hinter dem Ballsaal ging.
    »Was ist so wichtig, daß es nicht
bis morgen warten könnte?« erkundigte sie sich mürrisch.
    Annie verschränkte ihre Arme.
»Leutnant Covington ist eben verhaftet worden«, sagte sie, um einen ruhigen Ton
bemüht.
    Phaedra zuckte mit den Schultern.
»Handelt es sich etwa um diesen ermüdenden kleinen Narren?« fragte sie mit
hochmütiger Gleichgültigkeit. »Was immer ihm geschehen mag, er hat es
verdient.«
    Ihre Reaktion entnervte Annie. »Ich
stimme dir zu, Phaedra, aber das ist nicht der springende Punkt für mich. Du
scheinst Jeremy Covington zu kennen, also mußt du ihn an jenem Tag auf dem
Marktplatz auch erkannt haben. Und doch hast du heute morgen auf dem Balkon
gestanden und so getan, als ob du nicht wüßtest, wer an dem Überfall teilgenommen
hatte.«
    Annie hielt einen Moment inne, um
ihre zunehmende Wut zu bändigen. »Warum hast du nichts gesagt, Phaedra?
Wolltest du Leutnant Covington schützen?«
    »Ihn schützen? Wie kommst du
denn auf so etwas, Annie? Ich hatte an jenem Tag — schreckliche Angst,
genau wie du! Ich habe Jeremy Covington nicht erwähnt, weil ich ihn nicht
gesehen hatte!«
    Annie biß sich auf die Lippen, um
sich zu beherrschen und nachzudenken. Es war eine entsetzliche Erfahrung
gewesen, ein wahrer Alptraum, und Phaedra besaß keinen Grund, über die
Ereignisse jenes Tages zu lügen. Wenn Annie sich an den Leutnant erinnerte,
obwohl sie selbst halb blind vor Angst gewesen war, mochte es daran liegen, daß
sie ihm direkt ins Gesicht geschaut hatte, als er sie trat.
    Sie legte seufzend eine Hand an ihre
Stirn, und Phaedra trat einen Schritt näher.
    »Es sind scheußliche Zeiten, für
alle«, sagte die Prinzessin sanft und berührte Annies Schulter. »Wir sind alle
überreizt. Aber wir dürfen uns nicht in Selbstmitleid verlieren, Annie. Wir
müssen tanzen, solange es noch geht, und uns auf bessere Zeiten freuen.«
    Annie wischte mit der Fingerspitze
eine Träne ab und zwang sich zu einem Lächeln. »Du hast recht, Phaedra. Es ist
dein Verlobungsball, und wir haben ja auch noch die Hochzeit, auf die wir uns
freuen können.«
    »Ja«, stimmte Phaedra zu, aber es
klang abwesend, und ihr Blick war traurig. Sie schaute in die Ferne, als ob sie
sich weit, weit fort wünschte. »Da ist immer noch die Hochzeit ...«
    Als Annie in den Saal zurückkehrte,
war Rafael nirgendwo zu sehen, aber es herrschte kein Mangel an Tanzpartnern
für sie. Als der Prinz endlich den großen Saal betrat, waren Annies Zehen wund
von all den Füßen der Offiziere, Minister und Aristokraten, die ihr darauf
getreten hatten.
    Die Gäste hatten viel mit Rafael zu
besprechen, und so wurde er auf dem Weg zu Annie so oft aufgehalten, daß sie
schon befürchtete, er würde sie nie erreichen. Doch dann, endlich, nahm er ihre
Hand und neigte grüßend den Kopf vor ihr. Obwohl er lächelte, nahm sie die
Verzweiflung in seinen Augen wahr.
    »Ich hoffe, daß du einen Tanz für
mich reserviert hast«, sagte er. Annies Gefühle überwältigten sie, als sie ihn
anschaute, und so konnte sie nicken. Zu bald schon, dachte sie betrübt, als er
sie in die Arme nahm und sie über die Tanzfläche führte, würde die Hochzeit
vorbei sein, und sie würde Bavia verlassen müssen, vielleicht sogar für immer.
Und das bedeutete natürlich auch, Rafael

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