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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Titel: Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
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war
kritisch, aber Annie war bereits zu dem Schluß gekommen, daß viele Menschen in
schlechten Zeiten noch erheblich lieber an derartigen Feiern teilnahmen als in
besseren Momenten.
    »Dein Kleid wird sehr hübsch«, sagte
Annie in wehmütigem Ton. »Du wirst eine wunderschöne Braut sein, falls keine
von uns beiden in den nächsten vierzehn Tagen zunimmt oder an Gewicht verliert.«
    Phaedra bemühte sich um ein Lächeln,
aber der Versuch schlug fehl. »Arme Annie. Meinetwegen hast du soviel
durchgemacht, und nur, weil ich dich nach Bavia eingeladen habe. Als wäre es
noch nicht schlimm genug, daß du meine unmöglichen Brüder ertragen mußt, warf
dieser schreckliche Pöbel auch noch Steine nach unserer Kutsche, und dann der
Zwischenfall auf dem Marktplatz ...«
    »Psst«, beschwichtigte Annie und
drückte Phaedras Hand, weil sie sah, daß die Prinzessin den Tränen nahe war.
    Doch es war schon zu spät; Phaedras
lange Wimpern glitzerten feucht, und eine dicke Träne rollte über ihre Wangen.
»Ich war so gemein zu dir in der Kutsche — was ich gesagt habe über die
Vorfälle zwischen dir und Rafael ...«
    Annie umarmte ihre Freundin kurz.
»Du stehst kurz vor deiner Heirat, und die Welt bricht über dir zusammen. Da
ist es kein Wunder, daß du in letzter Zeit ein bißchen überreizt bist.«
    Phaedra wischte mit dem Handrücken
über ihre Wangen und zog sehr undamenhaft die Nase hoch. »Möchtest du Tee? Ich
kann dem Mädchen klingeln und dir eine Tasse bringen lassen.«
    Annie schüttelte den Kopf und
schaute nervös zu den Terrassentüren hinüber. Der Regen, der dort gegen die
Scheiben trommelte, verursachte ein Geräusch wie von Pistolenschüssen.
»Wußtest du, daß Jeremy Covington hier in der Burg ist?« fragte sie besorgt.
    Phaedra bewegte sich unruhig,
sichtlich gelangweilt von dem Thema, und verschüttete fast ihren Tee auf dem
makellos weißen Laken. »Ich denke, daß Rafael es nicht über sich brachte, sie
in der zerstörten Stadt zurückzulassen. Du kannst dir sicher vorstellen, was
die Rebellen mit ihnen gemacht hätten!«
    Annie schauderte bei ihren Worten.
Soweit hatte sie bisher nicht gedacht ... Egal, welche Verbrechen die Männer
auch begangen hatten, sie besaßen das Recht auf einen fairen Prozeß -
zumindest dort, wo Annie herkam.
    »Weißt du, wo Felicia ist?« fragte
sie leise. »Wenn Rafael die Gefangenen nicht in Morovia lassen wollte, hat er
doch bestimmt auch nicht Miss Covington in die Hände der Rebellen fallen
lassen.«
    Phaedra war es offensichtlich leid,
im Bett zu liegen, denn sie stellte ihre Tasse ab, griff nach ihrem Morgenrock
und erhob sich. »Sie ist in Frankreich«, antwortete sie widerstrebend. »Felicia
hat eine Art Nervenzusammenbruch erlitten, und Rafael ließ sie deshalb aus dem
Land bringen, in ein Sanatorium. Du darfst dir aber keine Vorwürfe deswegen
machen - du hast vollkommen korrekt gehandelt.«
    Annie massierte ihre rechte Schläfe,
aber es linderte nicht den Kopfschmerz, der sie plötzlich überfallen hatte.
»Ich konnte nicht anders«, sagte sie. »Aber das heißt nicht, daß ich nicht
bedauere, Felicia verletzt zu haben. Sie hat es nicht verdient, Phaedra - sie
war immer so nett zu mir.«
    »Ich glaube, der Student und die
Händler waren nicht die einzigen Menschen, die an jenem Tag verletzt wurden.«
Phaedra suchte ein Kleid aus ihre Schrank heraus und trat hinter einen
Wandschirm, um es anzuziehen. »Aber laß uns jetzt nicht mehr davon reden«, rief
sie Annie zu. »Ich möchte mich mit angenehmeren Dingen beschäftigen. Wir müssen
noch überlegen, was zum Hochzeitssouper serviert werden soll und wo wir die
einzelnen Gäste unterbringen ...«
    Annie lächelte. Es tat gut zu
wissen, daß Phaedra sich wieder besser fühlte.
    An jenem Abend erschien Rafael nicht zum Essen. Lucian
zufolge hatte er sich mit Mr. Barrett in seinem Arbeitszimmer zusammengesetzt,
um die Verteidigung der Burg zu planen - keine leichte Aufgabe angesichts der
Tatsache, daß bald eine Hochzeit in der Burg stattfinden würde.
    Bei der Erwähnung der bevorstehenden
Feierlichkeiten räusperte Mr. Haslett sich und griff nach seinem Weinglas, und
Annie hatte den Eindruck, daß Phaedra sich die größte Mühe gab, seine
Anwesenheit zu ignorieren.
    Und es regnete unaufhörlich weiter.
    Nach dem Abendessen zog Annie sich
in ihr Zimmer zurück, um zu lesen und - wenn sie sich selbst gegenüber ehrlich
war - auf Rafael zu warten. Er kam jedoch nicht, und als das Feuer
niedergebrannt war und die

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