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Quipu

Quipu

Titel: Quipu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Vidal
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Oberlicht hatte der Luftzug zugenommen, und die Feuersäule aus dem Treppenhaus begann nun an den Wänden von Uminas Gefängnis zu lecken. Ihre Verzweiflungsschreie wurden immer lauter.
    Mit verzweifelten Paraden versuchte Sebastián, dorthin zu gelangen, auch wenn er nur zu gut wusste, dass dies seine Position schwächte, konnte Carvajal doch jeden Hieb voraussehen und ihn so weiter in die Enge treiben.
    In diesem Augenblick fiel ein brennender Balken zwischen den beiden zu Boden, sodass Carvajal zur Seite springen musste, um nicht erschlagen zu werden.
    »Jetzt, da ich dich vor mir sehe, verstehe ich auch, warum dieser verfluchte Condorcanqui dir in Abancay geholfen hat«, sagte er voll Verachtung zu Sebastián. »Die Bastarde verstehen sich untereinander   … |321| Früher oder später musste es ja so kommen, dass du dich auf die Seite dieses Gesindels schlägst.«
    Der Ingenieur erwiderte nichts darauf, doch die Überraschung stand ihm wohl ins Gesicht geschrieben, worauf Carvajal ihn nur noch mehr reizte.
    »Du hast keine Ahnung, wovon ich rede? Hättest du Umina gefragt, als du noch Gelegenheit dazu hattest. Sie weiß viel mehr, als sie dir gesagt hat, Unglückseliger.«
    Er lachte höhnisch auf, als er merkte, dass er sein Ziel erreicht hatte: Er hatte Sebastián aus der Reserve gelockt, der nach allen Regeln der Kunst nun voller Wut zum Gegenangriff überging.
    »Noch einer, der ihr in die Falle gegangen ist«, spottete er, während er Sebastiáns Hiebe parierte. »Es wird dich teuer zu stehen kommen.«
    Da sprang Sebastián über den eingestürzten Dachbalken, lief zu dem Zimmer, aus dem Uminas Schreie drangen, und versuchte, die Tür zu öffnen, was ihm wegen des dicken Vorhängeschlosses jedoch nicht gelang.
    Während Carvajal noch das Hindernis umrundete, um erneut auf ihn loszugehen, bemerkte Sebastián, dass eine der Wände einen Riss bekommen hatte und kurz davor war, einzustürzen. Und durch das Fenster an der Rückwand konnte er erkennen, dass die Flammen über das Haus hinweggezogen waren und sich nun der ersten Pulvermühle näherten.
    Die Zeit arbeitete gegen ihn, und so wartete er gar nicht erst ab. Er griff Carvajal an, und nicht einmal, als er in seiner Brust den stählernen Stich des Gegners verspürte, wich er zurück. Er rückte mit solcher Entschlossenheit vor, dass es ihm gelang, Carvajal in einer letzten, verzweifelten Anstrengung zu entwaffnen und seinen Degen hinab in den lodernden Treppenschacht zu schleudern.
    »Mach die Tür auf!«
    Sebastiáns Degen am Hals, holte Carvajal zitternd den Schlüssel hervor und steckte ihn langsam ins Vorhängeschloss.
    »Los, beeil dich«, drängte Sebastián.
    |322| Das Schloss sprang mit einem Knacken auf. Doch Carvajal zog die Bügel, die die Tür noch hielten, nicht aus den Ösen, sondern wandte sich noch einmal um. Wäre Sebastián nicht so sehr damit beschäftigt gewesen, Carvajal zu drängen, hätte er an den Augen seines Gegners die Gefahr ablesen können, in der er sich befand.
    Als diese ihm bewusst wurde, war es bereits zu spät. Der Ingenieur verspürte einen stechenden Schmerz im rechten Arm, der ihn zwang, seinen Degen loszulassen. Ehe er sich’s versah, lag er am Boden. Im Flammenschein blitzten geifernde Reißzähne auf. Carvajals schwarze Spanische Dogge schickte sich an, ihm den Garaus zu machen.
    Sebastián wand sich hin und her, um seinen Hals vor den Bissen der Bestie zu schützen, aber sie hatte eine unglaubliche Kraft, die durch ihre Mordlust noch verstärkt wurde. Carvajal, der sich Sebastiáns Degen geschnappt hatte, wollte gerade auf den am Boden Liegenden einstechen, als von draußen ein gewaltiges Donnern erklang, gefolgt von mehreren kleineren Explosionen. Carvajal wich zurück. Steinsplitter zischten durch die Luft, und dann erfolgte ein heftiger Aufprall auf dem Dach, genau über dem Zimmer, in dem Umina sich befand. Die Mestizin schrie erneut auf und rüttelte verzweifelt an der Tür, um die Bügel des Vorhängeschlosses herauszureißen. Die erste Pulvermühle war explodiert.
    In diesem Augenblick streifte etwas das Ohr des Ingenieurs und ging auf die Bestie nieder, worauf die Dogge mit einem fürchterlichen Geheul ihre Beute losließ und in sich zusammensackte.
    Als der Hund zur Seite fiel, sah Sebastián Qaytu, der mit einem massiven Metallrechen all die Wut auf die Bestie entlud, die sich in den ganzen Jahren in ihm angestaut hatte, in denen er Stunde für Stunde, Tag für Tag und immer, wenn er zu sprechen

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