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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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deinen Meister mit!«
    »Warum?«
    »Ich weiß, dass du ihm vertraust, aber in dieser Angelegenheit ist er nicht verlässlich. Das meine ich nicht beleidigend! Versprich mir nur, dass du ihm nichts erzählst. Niemandem.«
    Mion erwiderte seinen Händedruck. »In Ordnung, ich sage niemandem etwas.«
    Er wirkte erleichtert. »Dann also bis heute Abend.«
     
    Als Mion den Palast erreichte und in die Barke stieg, waren ihre Gedanken noch immer bei Atlas. Was meinte er damit, dass Jagu nicht »verlässlich« war? Grüblerisch tauchte sie die Finger ins vorbeiziehende Wasser. Wenn Atlas und die Gilden nur wüssten, was Jagu in Wahrheit von den Drachen hielt, würden sie ganz anders über ihn denken …
    Plötzlich landete ein Vogel in der Barke und verwandelte sich in den Prinzen. Mion blieb der Schrei im Hals stecken. Der Fährmann ließ das Ruder fallen und verbeugte sich.
    »Komm«, sagte der Prinz zu ihr, nahm ihre Hand und zog sie aus dem Boot. Sie schnappte nach Luft, als sie ins Flusswasser stiegen. Hastig wateten sie ans Ufer, dann führte der Prinz sie ins Dickicht, bis der Fluss und die Barke mit dem verdutzten Fährmann verschwunden waren.
    In den Schatten hoher Buchen blieben sie stehen. »Du bist nicht offiziell hier. Deshalb darfst du nicht gesehen werden.«
    Ihr entfuhr ein verblüfftes Lachen. »Ach so.«
    »Komm...« Wieder nahm er ihre Hand und führte sie durch den Wald. Sie kletterten über verschlungenes Wurzelgeflecht und krochen unter den Zweigen dunkler Tannen hindurch, hasteten über eine Lichtung voller weißer Blumen und erreichten schließlich eine verlassene Pagode. Das gewölbte Dach glich einem löchrigen Pilzkopf, durch den die Bäume ihre Zweige drängten. In der Mitte stand eine Vogeltränke und reflektierte zitternde Lichtadern. Als Mion und der Prinz näher kamen, flog eine Schar aufgeregt pfeifender Spatzen davon. Er blieb zögernd stehen und sah den Vögeln nach, dann atmete er erleichtert auf.
    »Es waren nur Tiere. Normalerweise kommt niemand her.«
    Mion betrat die Pagode und ging um den Brunnen herum. Das Licht glitt in silbrigen Wellen über ihre Hände und ihr Kleid. Sie spürte, dass der Prinz sie beobachtete. »Kommt Ihr oft her?«
    »Wenn ich Zeit habe.«
    »Warum?«
    »Weil... nun ja, weil man hier ungestört ist. Weil den Spatzen und Käfern egal ist, wer ich bin, schätze ich.« Er schwieg und sie lauschten in den Wald. Blätter knisterten im Wind. Libellen sirrten durch das Licht und irgendwo knarrte altes Holz.
    »Ich habe etwas mitgebracht«, sagte der Prinz schließlich und holte eine Rolle Pergament und mehrere Kohlestifte unter den Sträuchern hervor. »Zum Zeichnen. Ach ja, und ich habe ein paar Bilder...« Er suchte in den Innentaschen seiner blauen Jacke und zog mehrere zusammengefaltete Papiere heraus. Mion kam um die Vogeltränke herum und sie setzten sich auf den Steinboden. Behutsam faltete sie die Papiere auf. Es waren Zeichnungen.
    Die erste zeigte einen schlafenden Dachs. Obwohl Schatten und Licht nicht ganz passten, ließ sich sofort erkennen, um was es sich handelte. Die Striche waren vorsichtig, aber mit Schwung gezogen worden.
    Das nächste Bild war das eines Baumes, die Blätter waren nur in dünnem Gekritzel angedeutet. Vögel versteckten sich im Laub. Die letzte Zeichnung stellte einen Mann dar, der statt Mund und Nase einen Schnabel hatte. Hörner wuchsen ihm aus der Stirn.
    »Das habe ich auf einem alten Gemälde gefunden und kopiert«, erklärte der Prinz. »Nur die Hörner, die sind dazuerfunden.«
    Mion grinste. »Stehen ihm gut.« Sie senkte die Papiere und sah ihn an. »Diese Zeichnungen sind beeindruckend, Majestät. Hattet Ihr Unterricht?«
    Er schien zu erröten. »Ich glaube nicht, dass das angemessen wäre. Ich habe nie jemandem die Bilder gezeigt. Außer dir.«
    Mion ließ sich diese Offenbarung eine Weile im Kopf zergehen. »Das ehrt mich. Aber es gibt keinen Grund, Eure Werke zu verstecken. Ihr habt Talent, Majestät.«
    Mit einem Mal wirkte er unruhig. Er faltete die Zeichnungen wieder und stopfte sie in seine Jacke zurück. »Du darfst niemandem davon erzählen. Weder von den Bildern noch von unserem Treffen.«
    »Warum? Ihr könnt doch tun, was Ihr wollt. Ihr seid der Prinz.«
    Ein nachsichtiges Lächeln huschte über seine Lippen. »Als Prinz bin ich nicht freier als die Menschen.«
    Mion beobachtete ihn schweigend. Obwohl sie stark bezweifelte, dass die Drachen weniger Freiheit genossen als das Volk, wirkte der Prinz in diesem

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