Rache - 01 - Im Herzen die Rache
Schulversammlung gehen?«, rief sie in den kalten Abend hinaus und ihr Atem blieb in der Luft zwischen ihren beiden Häusern hängen.
»Du willst dich mit diesem Typen in der Öffentlichkeit blicken lassen?« JD zeigte auf sich selbst und schnitt eine Grimasse. Auf dem Sweatshirt, das er trug, prangte ein Hirsch quer über der Brust und direkt darüber stand das Wort MAINE.
»Ich bin ganz wild darauf, mich mit diesem Typen in der Öffentlichkeit blicken zu lassen!«, rief Em zurück. »Ich steh total auf Hirsche. Und zieh deinen Hut auf.«
»Ich bring dir auch einen mit«, antwortete JD. »A bientôt, escargot!«
Em lachte. Sie fand es schön, dass JD diesen Spruch von ihr übernommen hatte. »A bientôt, escargot.«
JD grinste wie ein Kind, als er das Fenster wieder zumachte, und da wusste Em es.
Sie wusste mit einem Mal und ohne jeden Zweifel, dass JD sie liebte. Auf diese ganz bestimmte Art. So wie sein Dad seine Mom liebte. So ganz richtig. Sie fühlte sich schwerelos. Trotz all der Katastrophen – dem Beziehungsdesaster mit Zach und Gabby, der Sache mit Sasha und Chase, den Furien – wusste sie, dass sie sich auf JD verlassen konnte, dass er sie so akzeptieren würde, wie sie war. Dass er ihr zuhören würde. Dass er sie wahrnahm. Sie dachte noch einmal an den Abend auf dem Sofa bei ihm zu Hause und an die Momente auf der Brücke an Silvester. Und in diesem Augenblick wünschte sie sich nichts mehr, als ganz nah bei ihm zu sein.
Immer. Dein JD. Er hatte vollkommen recht. Er war es schon immer gewesen. Wie die Schnur zwischen ihren Fenstern, so würde die Verbindung zwischen ihnen alles überdauern.
Em hatte sich in JD verliebt.
Kapitel 24
Jeder Nerv in Ems Körper vibrierte, als sie sich für die Schulversammlung fertig machte. Trotz all der schrecklichen Dinge, die um sie herum passierten, kam sie sich vor, als stünde sie unter Strom – so sehr, dass sie fast ernsthaft glaubte, wenn sie jetzt einen Fernseher anfasste, würde sie einen Kurzschluss auslösen.
Wie in einem Daumenkino sprangen ihre Gedanken zwischen den Furien und JD hin und her. Sie war dabei, sich für ein Date mit einem Jungen hübsch zu machen, den sie schon seit dem Kindergarten kannte. Das war es doch, oder? Ein Date? Bei dem Gedanken wurde ihre Atmung schneller. Ob sie sich wohl heute Abend küssen würden? Am Lagerfeuer, die Gesichter vom Spiel der Flammen erleuchtet?
Doch zugleich mit dieser Vorstellung hatte sie auch ein anderes, viel beunruhigenderes Bild vor Augen: Alis grässlichen Blick und ihr Gesicht, das dämonisch leuchtete, wie bei den Leuten, die sich eine Taschenlampe ans Kinn hielten, während sie am Lagerfeuer Geistergeschichten erzählten. Em schauderte und sie knipste die helle orangefarbene Leselampe neben ihrem Bett an, obwohl die Deckenlampe und die Leuchten am Spiegel ihres Schminktisches auch schon brannten. Sie hatte genug von dunklen Ecken.
Ihren Schrank öffnete sie mit einem lauten Knall, als wollte sie jeden, der dort eventuell auf der Lauer liegen könnte, aufscheuchen. Sie schlug auf die Kleider, die darin hingen, um Ali – oder eine ihrer ebenso unheimlichen Cousinen – dazu zu bringen, sich zu zeigen. Alles ruhig. Der Schrank roch wie immer nach einer Mischung aus Zedernholz und Waschmittel. Em stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, die jedoch durch die Erkenntnis getrübt wurde, dass die Tatsache, Ali nicht in ihrem Kleiderschrank anzutreffen, nichts weiter bedeutete, als dass sie ihr woanders begegnen würde.
Sie schob den Gedanken beiseite und zog ihre abgetragene dunkelblaue Lieblings-Levis und ein weißes langärmeliges T-Shirt aus dem Schrank. Dazu kombinierte sie einen grob gestrickten Pulli, den sie wegen seiner riesigen Taschen besonders gernhatte. Sie ging mit der Bürste durch ihr dunkles Haar und frisierte es zu einem tief sitzenden, lockeren Dutt. Sie wollte nicht allzu aufgedonnert aussehen. Nicht für JD.
Das war es ja gerade – JD kümmerte es nicht, was sie anhatte, wie sie aussah, was sie sagte. Oder vielmehr, es kümmerte ihn schon, aber er sah hinter all diese Dinge. Sie hatte das Gefühl, für JD einfach nur Em zu sein.
Das gefiel ihr.
Ihr Telefon schrillte. Die Melodie des Klingeltons zerriss plötzlich die Stille und ließ Em aufspringen und einen kleinen spitzen Schrei ausstoßen. Sie atmete auf, als sie sah, dass es nur Gabby war. Mein Gott. Sie war echt mit den Nerven runter heute Abend.
»Hi«, sagte sie und holte tief Luft. »Du hast mir vielleicht
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