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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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fährt sie in ihren Attacken fort. Unbesonnen und kindisch in Haß und Rachsucht, verfällt sie darauf, ein Schreiben
     gleichen Wassers wie jenen Brief an ihren Sohn nun auch an den Pariser Obersten Gerichtshof zu senden. Sie geht noch weiter,
     sie erhebt beim Gerichtshof Klage gegen Richelieu!
    Was, zum Teufel, hat sie sich dabei gedacht? Es wäre zum Lachen, wenn es nicht zum Weinen wäre, auch um sie. Denn dieses schamloses
     Vorgehen erbittert den König in solchem Maße, daß er persönlich vors Oberste Gericht geht, den verleumderischen Charakter
     des mütterlichen Antrags klarstellt, ihn zu unterdrücken befiehlt und die Räte der Königinmutter als des höchsten Majestätsverbrechens
     schuldig verklagt. Nicht nur das, er zieht sämtliche Einkünfte seiner Mutter in Frankreich ein und beschlagnahmt sie, und
     sie macht zum erstenmal in ihrem Leben die demütigende Erfahrung, bestraft zu werden.
    |274| Und das, schöne Leserin, ist eine weit schwerere Sanktion, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Denn Ludwig weiß, wie
     schrankenlos seine Mutter Geld vergeudet und von jeher vergeudet hat. Denken Sie nur daran, daß es der erste Akt ihrer Regentschaft
     war, den von Henri Quatre so emsig angehäuften Staatsschatz der Bastille zu plündern, und wie schnell ihr all dieses Geld
     zwischen den Fingern zerrann. Von da an machte sie Schulden, für die der Staat aufkommen mußte. Trotzdem, sparen Sie sich
     Ihre Tränen, schöne Leserin. Als die Königinmutter vom Louvre nach Compiègne ging und von Compiègne nach Brüssel, nahm sie
     wie stets all ihr Geschmeide mit, und das waren so viele und so schwere Stücke, daß sie in einer speziellen Kutsche transportiert
     werden mußten. Hätte sie in ihrem Exil ein bißchen hausgehalten und ab und zu ein Schmuckstück verkauft, hätte sie bis ans
     Ende ihrer Erdentage behaglich leben können.
    Was den König angeht, der sich als Kind immer wünschte, einmal ›Ludwig der Gerechte‹ zu heißen, so hat er lange überlegt,
     bevor er seiner Mutter Güter und Einkünfte entzog. Was ihn schließlich zu dieser Maßnahme bewog, muß die Erinnerung an jene
     Goldmillion gewesen sein, die die Königinmutter ihrem jüngsten Sohn gegeben hatte, damit er eine Armee gegen ihn sammle. Damit
     stand sein Entschluß fest. Er wollte verhindern, daß französische Steuergelder ins feindliche Ausland flossen und der Königinmutter
     halfen, einen neuen Bürgerkrieg im Vaterland anzuzetteln, dem sie den Rücken gekehrt hatte.«
    »Eine letzte Frage, Monsieur: Was wird nun aus ihr?«
    »Die Antwort auf Ihre Frage, schöne Leserin, ist nicht ganz einfach, denn sie umfaßt etliche Jahre, in denen die Königinmutter
     von Flandern nach England, von England nach Holland, von Holland nach Deutschland zog. Überall wurde sie zunächst freundlich
     aufgenommen, doch machte sie sich so rasch unbeliebt, daß man sie bald verabschiedete. Und weil sie bedenkenlos ausgab, hatte
     sie bald keinen Schmuck mehr zu versetzen und geriet in solche Bedrängnis, daß sie in Köln von einem unbezahlten Hotelier
     hinausgeworfen worden wäre, hätte Rubens ihr nicht geholfen. Zu klug übrigens, sie zu sich einzuladen, bot er ihr eins seiner
     Häuser zu freier Nutzung. Er kannte die Königinmutter seit langem, bekanntlich hat er ihr |275| Leben auf vierundzwanzig Leinwänden festgehalten, die einen Flügel des Palais du Luxembourg zieren.
    In Frankreich wurde zweimal die Frage erhoben, ob man ihrer Verbannung nicht ein Ende setzen und ihr die Heimkehr erlauben
     solle. Das erstemal 1637 durch Pater Gaussin, der diese Frage dem König vortrug, doch der König lehnte ab. ›Sie ist vollends
     spanisch geworden‹, sagte er, ›und weil sie zu starrsinnig ist, um ihre Meinung zu ändern, würde sie nur wieder Unruhen stiften.‹
    Als der König 1639 von seinem Beichtvater erneut bedrängt wurde, befragte er seine Minister in schriftlicher Form über die
     Rückkehr der Königinmutter. Sie befanden einstimmig, daß diese nicht wünschenswert sei. Die Königinmutter starb am dritten
     Juli 1642 in dem Haus von Rubens. Sie lebte sehr einsam dort, Rubens war vor ihr gestorben, und ihre Räte hatten sich längst
     davongemacht wie Ratten von einem sinkenden Schiff.«

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    |276| FÜNFZEHNTES KAPITEL
    Nachdem die Königinmutter sich selbst aus Frankreich verbannt hatte und die von ihr angestiftete Kabale zerstreut und zerschlagen
     war, wollte Ludwig urbi et orbi zeigen, in wie hoher Wertschätzung er

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