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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Gerichtsherren Sturm, weil es ihr Monopol schmälerte. Obwohl sie durchaus begriffen, daß die
     Länge und die Aufschübe im Prozeß des Marschalls von Marillac ihnen diesen Rüffel eingetragen hatten, denn der König wollte
     schnelle und exemplarische Verfahren für Staatsverbrecher.
    Nach Ludwigs Aufbruch nach Lothringen nun, durch die Abwesenheit des Herrschers erkühnt und stets bestrebt, die eigenen Rechte
     zu verteidigen und sogar zu mehren, verbot der Gerichtshof der Chambre de l’Arsenal zusammenzutreten. Als Ludwig von diesem
     Autoritätsmißbrauch hörte, geriet er über die Anmaßung in jenen kalten Zorn, den seine Entourage fürchtete. »Was soll das?«
     sagte er zähneknirschend. »Mein Gerichtshof wagt es, mir zu trotzen?«
    Der Entschluß war wie immer schnell gefaßt. Er schickte unter starker Eskorte einen Marschall und den Siegelbewahrer nach
     Paris und forderte die Gerichtsherren auf, in ihren eigenen Karossen zu ihm nach Metz zu kommen.
    Schöne Leserin, täuschen Sie sich hierüber nicht. Diese Reise war schon an sich eine Strafe. Zum ersten, weil sie im kalten
     Dezember über vereiste Straßen führte und weil alles zu Lasten der Reisenden ging: Nachtlager an den Etappen, Verköstigung,
     Heu und Ställe für die Pferde. Nun, der König wußte gut, daß unsere habsüchtigen Richter die Hände lieber über den Talern
     der Kläger schlossen, als sie für eigene Ausgaben zu öffnen.
    Etwas weniger reich und völlig zerschlagen in Metz angelangt, quartierten sich die Gerichtsherren ein, wie sie konnten, und
     der König ließ sie noch zwanzig Tage warten, ehe er ihnen Audienz gewährte. Endlich empfing er sie, und das, um ihnen auf
     eine Weise die Flügel zu stutzen, die in jedem Punkt an die Saftigkeiten seines Vaters erinnerte.
    |279| »Meine Herren«, sagte er, »ich will Eure Vorhaltungen nicht mehr hören, und ich dulde nicht, daß Ihr Euch in Dinge einmischt,
     die meine Sache sind. Dieser Staat ist monarchisch. Alle Dinge hängen vom Willen des Fürsten ab, der Richter einsetzt, wie
     es ihm gefällt. Ich dulde nicht, daß Ihr gegen die königliche Autorität streitet. Ihr seid nur befugt, über Meister Pierre
     und Meister Jean zu urteilen. Wenn Ihr in Euren Machenschaften fortfahrt, beschneide ich Euch die Nägel, daß es weh tut.«
    Nachdem er dem Gerichtshof derweise die Flötentöne beigebracht hatte, kehrte Ludwig am neunten Februar 1632 mit seiner Armee
     nach Frankreich zurück, und diesmal, dank ganz spezieller Gnade Seiner Majestät, machten die Herren vom Gerichtshof die Reise
     auf Staatskosten, was ihnen, wie Henri Quatre gesagt hätte, »ein kleiner Löffel Honig war nach all dem Essig, den sie hatten
     schlucken müssen«. Bei unserem letzten Souper zitierte ich Nicolas zu seinem hellen Vergnügen den originalen Ausspruch: »Fliegen
     fängt man besser mit einem Löffel Honig als mit einem Faß Essig.«
    ***
    Endlich wieder daheim, mußte ich Catherine bei Tisch alles des langen und breiten berichten, was sie mit Genugtuung anhörte.
     Dann rückte sie mit ihren Hintergedanken heraus.
    »Und bei wem wohntet Ihr in Metz?«
    »Bei einer älteren Dame.«
    »Macht Ihr sie nicht mit Absicht älter?« fragte sie mißtrauisch.
    »Mit Absicht nicht«, sagte ich, »allerdings kenne ich mich im Alter von Damen nicht besonders aus. Vielleicht«, setzte ich
     mit einer Spur Bosheit hinzu, »fragt Ihr hiernach den guten Schomberg.«
    »Wieso Schomberg?«
    »Weil ich das Zimmer mit ihm teilte.«
    »Ach! Ein Marschall von Frankreich und ein Herzog und Pair in einem Zimmer? Warum mußtet Ihr Euch denn ein Zimmer teilen?«
    »Der Platzmangel zwang dazu. Metz ist eine schöne und gute Stadt, aber nicht sehr groß, und wir waren viele.«
    |280| »Und wie«, kam sie vom Hahn auf den Esel, »fandet Ihr die Lothringerinnen?«
    »Was soll ich Euch dazu sagen, meine Liebe?«
    »Die Wahrheit.«
    »Ich steckte bis zum Hals in Verhandlungen und habe sie nicht gesehen.«
    »Es kann doch nicht sein, daß Ihr sie nicht gesehen habt. Zum Teufel! Ihr seid doch nicht blind, schon gar nicht auf dem Gebiet.«
    »Gut, dann würde ich sagen, daß sie eher groß sind.«
    »Wie groß?«
    »Manche, nach flüchtigem Blick, fast so groß wie ich.«
    »Ihr habt sie wohl sehr von nahem gemessen?«
    »Madame, ich sagte: auf flüchtigen Blick.«
    »Nun, einerlei!« Und die Batterie wechselnd, setzte sie mit unendlicher Verachtung hinzu: »Große Frauen, große Füße.«
    »Kann sein. Die habe ich nicht gesehen.

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