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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Patterson
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Molly«, schob ich als Echo hinterher.
    Ich zwinkerte seiner Sekretärin zu, die mich völlig genervt anblickte, als sie die Tür auf dem Weg nach draußen schloss. Dann tat ich genau das, wozu Sorren mich aufgefordert hatte. Ich setzte mich auf die andere Seite seines großen Eichenschreibtisches.
    Ehrlich gesagt wusste ich nicht, wo ich anfangen sollte. Bei dem bedrohlichen Kerl, den ich gerade im Sunrise Diner »kennengelernt« hatte? Bei meiner Rangelei mit dem Leiter des Lombardo’s? Oder vielleicht mit dem, was ich von der Empfangsdame des Restaurants erfahren hatte?
    Die Entscheidung traf Sorren für mich. Als ich gerade überlegte, wie ich mich für meine Aufdringlichkeit entschuldigen sollte, unterbrach er meinen Gedankenfuss.
    »Und wie war Ihr Besuch bei Eddie Pinero?«, fragte er. »Er hat da draußen in Sheepshead Bay ein ziemlich ausgedehntes Anwesen, was? Kriminalität hat sich eben schon immer gelohnt.«
    Mir fiel die Kinnlade nach unten. Woher wusste er, dass ich dort gewesen war? Die Antwort hatte ich aber schnell parat. »Sie lassen sein Haus bewachen? Wird Pinero beschattet?«
    Sorren lehnte sich leise kichernd zurück. »Quatsch, nein. Das würde viel zu viele Mannstunden erfordern, zu viele bezahlte Überstunden«, erklärte er. Er deutete mit dem Finger nach oben. »Es gibt eine viel billigere Möglichkeit.«
    »Satelliten?«

    Sorren tippte sich mit dem Finger an die Nase. Bingo.
    »Das hat eine gewisse Ironie«, fuhr er fort. »Diese Bosse reden am liebsten im Freien, weil sie Angst haben, wir könnten sie belauschen. Sie haben aber keine Ahnung, dass wir mit den Satelliten praktisch von ihren Lippen ablesen können.«
    Dann musterte er mich überrascht, als er die Blutergüsse in meinem Gesicht bemerkte. »Aber ich erinnere mich nicht, dass während Ihres Besuchs die Fäuste fogen.«
    »Die fogen auch nicht. Zumindest nicht dort«, erklärte ich und erzählte ihm alles andere – das ganze Zeug, das ich erfahren hatte, seit ich ihn das erste Mal wegen der Aufnahme im Lombardo’s angerufen hatte.
    So deutlich, wie er die Satellitenbilder sehen konnte, musste er nun verstehen, warum ich mir Sorgen machte. Oder nicht?
    »Dann lassen Sie mich das noch einmal zusammenfassen.« Er wirkte etwas verwirrt. »Sie glauben, wir haben den falschen Mann? Sie glauben, Eddie Pinero hat nichts mit dem Mord an Marcozza und den beiden Polizisten zu tun? Ist das Ihre Schlussfolgerung, Nick?«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Ich erzähle Ihnen nur von meinen Zweifeln.«
    Die Absätze seiner perfekt polierten Schuhe kratzten über den Schreibtisch, als er seine Füße darauflegte. Bis jetzt war unsere Unterhaltung locker-fockig verlaufen, doch nun zeigte er dieselbe Besessenheit, die mir am Anfang unseres Kontakts an ihm aufgefallen war.
    »Ich verstehe Sie nicht«, sagte er kopfschüttelnd. »Sie bringen uns diese absolut hilfreiche Aufnahme, die einer rauchenden Knarre gleichkommt, und jetzt wollen Sie, dass ich alles vergesse. Was ist los, Nick?«

    »Ich will absolut nicht, dass Sie irgendwas vergessen, David. Ich will nur, dass Sie es noch einmal überdenken, mehr nicht.«
    »Überdenken? Was gibt’s da zu überdenken?«, fragte er mit immer dröhnenderer Stimme. »Es gibt einen Grund, warum die einzige Währung, mit der wir handeln, kalte, harte Beweise sind. Weil Beweise für sich selbst sprechen, und zwar in einer einfachen, klaren Sprache – genau wie die Stimme des Mörders auf Ihrer Aufnahme. Erinnern Sie sich? ›Ich habe eine Nachricht von Eddie.‹«
    Bevor ich antworten konnte, piepste die Sprechanlage an Sorrens Telefon. Es war seine Sekretärin, das Fräulein Abgenervt. »Entschuldigen Sie, Mr. Sorren, aber Sie werden unten erwartet.«
    »Danke, Molly. Ich bin hier fertig.« Er warf mir einen Blick zu, der sagte: Wir sind fertig, Nick. Vorerst.
    Sorren sprang auf, griff zu seiner Anzugjacke auf der Rückenlehne seines Stuhls und schwenkte sie wie ein Matador seinen Umhang, als er sie anzog.
    »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich muss eine Pressekonferenz geben«, erzählte er. »Eine große. Vielleicht wollen Sie ja bleiben. Heute Vormittag wurde Eddie ›der Prinz‹ Pinero als Auftraggeber für den Mord an Vincent Marcozza verhaftet.«

43
    Ich hätte mich eher für eine doppelte Wurzelbehandlung angemeldet, statt mich an diesem Vormittag auf Sorrens Pressekonferenz herumzudrücken. Dennoch gab es am Abend kein Entkommen – die Nachricht wurde zum Topthema

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