Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)
nicht! Eher eine Speise hütte , dachte ich.
Nein, wie wär’s mit Speise schuppen .
Nein, Moment mal, Speise bude .
Nein, noch besser, das Speise abrissgebäude , dachte ich und wurde innerlich richtig hysterisch.
Ich bemerkte Chris’ Blick.
Ich hatte noch eine Frage.
»Ehm, Chris, du weißt doch, wer alles in diesem Gebäude ist?«
»Ja.«
»Sind das alle? Gibt es noch ein anderes Gebäude, irgendwo auf dem Gelände?«
Er sah mich verwirrt an. »Nein«, sagte er. »Natürlich nicht.«
Ich verstehe, dachte ich. Also auch keine Popstars. Jetzt reicht es mir. Ich habe die Nase gestrichen voll.
»Komm, Rachel, die Gruppensitzung fängt gleich an«, sagte er sanft.
Ich beachtete ihn gar nicht und drehte mich um.
»Wohin gehst du?«, rief er mir hinterher.
»Nach Hause«, sagte ich.
Es war der schlimmste Tag in meinem Leben.
Ich beschloss, sofort abzureisen. Ich würde nach Dublin fahren, mich randvoll mit Drogen pumpen, das erste Flugzeug nach New York nehmen und mich mit Luke versöhnen.
Hier, in dieser runtergekommenen, widerlichen Irrenanstalt würde ich keine Minute länger bleiben. Ich wollte nichts mehr mit dem Haus oder den Insassen zu tun haben. Ich hätte mich nur mit ihnen abfinden können, wenn sie Teil einer Luxuskur gewesen wären. Aber es gab keine Luxuskur.
Ich fühlte mich beschämt, erniedrigt, verladen, missverstanden, und wollte nur noch weg. Wollte diese Alkoholiker und Drogensüchtigen so schnell wie möglich hinter mir lassen.
Angewidert wandte ich mich von Cloisters ab, als hätte ich mich verbrannt. Oder als hätte ich ein niedliches Baby gehätschelt und getätschelt und entdeckte plötzlich zu meinem Entsetzen, dass es eine Ratte war.
Zielstrebig ging ich zum Büro, um Dr. Billings zu sagen, dass ich abreisen würde. Aber als ich zu der Tür zum Bürobereich kam, war sie abgeschlossen. Abgeschlossen!
Angst kroch in mir hoch. Ich war in diesem schrecklichen Haus eingesperrt, wo ich schon eine Ewigkeit Tee trinkend verbracht hatte.
Ich rüttelte an dem Türknauf wie in einem zweitklassigen Schwarzweißfilm. Bald würde ich verzweifelt, den Hörer in der Hand, auf die Gabel eines Telefonapparates drücken und das Fräulein vom Amt verlangen.
»Kann ich Ihnen helfen, Rachel?«, hörte ich eine Stimme.
Es war Sauerkraut.
»Ich möchte Dr. Billings sprechen, aber die Tür ist ABGESCHLOSSEN«, sagte ich mit wildem Blick.
»Sie drehen den Knauf in die falsche Richtung«, sagte sie kühl.
»Oh, ach so, danke«, sagte ich und stolperte dankbar in den Empfangsbereich.
Ich schenkte der Quirligen, die mir weismachen wollte, dass ich Dr. Billings nicht ohne Voranmeldung sprechen konnte, keinerlei Beachtung.
»Das wollen wir doch mal sehen«, sagte ich höhnisch und öffnete die Tür zu seinem Büro.
23
L eider können Sie nicht gehen«, sagte Dr. Billings. »Sagt wer?«, fragte ich mit geschürzter Oberlippe.
»Sagen Sie, um ehrlich zu sein«, erwiderte er glatt und wedelte mit einem Blatt Papier vor mir herum. »Sie haben einen rechtlich bindenden Vertrag unterzeichnet, dass Sie mindestens drei Wochen hierbleiben werden.«
»Dann prozessieren Sie gegen mich«, trumpfte ich auf. Schließlich hatte ich nicht umsonst ein ganzes Jahr in New York gelebt.
»Ich kann einen Antrag auf eine einstweilige Verfügung gegen Sie stellen«, kam sein Gegenschlag, »und dann sind Sie rechtlich gezwungen hierzubleiben, bis die drei Wochen um sind. Und ich klage jeden Penny ein, den Sie gar nicht haben.«
Er nahm ein weiteres Blatt in die Hand und hielt es mir unter die Nase. »Ihr Kontoauszug. Ihre Finanzen sind Ihnen wohl ein bisschen außer Kontrolle geraten, nicht wahr?«
»Wie haben Sie den bekommen?«, sagte ich verdattert.
»Sie haben mir die Vollmacht dazu gegeben«, sagte er. »Auf demselben Blatt, auf dem Sie sich auch bereit erklären, drei Wochen hierzubleiben. Habe ich mich klar ausgedrückt? Ich beantrage gern eine einstweilige Verfügung gegen Sie.«
»Das können Sie nicht tun.« Ich war voller ohnmächtiger Wut.
»Ich kann es, und ich werde es auch tun. Ich würde meine Verantwortung nicht ernst nehmen, wenn ich es nicht täte.«
»Ich renne weg, ich fliehe«, sagte ich wild. »Nichts kann mich daran hindern, einfach durch das Tor zu marschieren.«
»Sie werden schnell feststellen, dass eine Menge Sie daran hindern wird. Angefangen mit der Mauer und dem verriegelten Tor.«
»Hören Sie, Sie machtgieriger Ar... Hund«, beschimpfte ich ihn. Ich schwankte zwischen Wut
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