Rachel Morgan (9) - Blutdämon
schwarze Hexe«, sagte ich, als ich mein Handy zuklappte und mir vorsichtig den Weg durch die Zauber und den Pflasterstaub zum Fenster bahnte, um unten zu schauen, ob ich sie wegrennen sah. Und ich fragte mich, wie viele der kleineren Erdbeben an der Küste wohl auf den Hexenzirkel zurückgingen. Das war einfach scheußlich. Aber immerhin war ich noch am Leben.
Ivy war zur Minibar gegangen und öffnete mit einem lauten Zischen eine Dose mit viel Zucker und Kohlensäure darin. Wir beide waren am Leben.
»Danke, dass du mir geholfen hast«, sagte ich.
Ivy atmete tief durch, als sie die Dose absetzte. »Gern geschehen. Jederzeit.«
Ich lächelte, aber meine Gedanken wanderten zu den letzten Worten, die sie gesagt hatte, bevor der Hexenzirkel aufgetaucht war. Ivy und ich arbeiteten gut zusammen. Hatten wir schon immer.
Zu dumm, dass ich es völlig in den Sand gesetzt hatte.
20
Ich lehnte mich zwischen den Vordersitzen vor, um zu dem hohen Konferenzhotel aufzusehen, in dessen Einfahrt wir so bald wie möglich abbiegen wollten. Wir saßen nicht im Auto meiner Mom, da es unmöglich gewesen wäre, einen Parkplatz zu finden. Nein, wir nutzten immer noch Trents Gastfreundlichkeit aus und hatten die Stadt in dem Wagen durchquert, den das Hotel bereithielt, falls einer ihrer wichtigsten Gäste irgendwo hin wollte. Die Limousine war lang, schwarz, glänzte und kam komplett mit Fahrer. Das einzige Problem war, dass Trent nicht mit uns hier drinsaß. Und auch kein Jenks. Zu behaupten, ich wäre besorgt, hätte in etwa der Behauptung entsprochen, dass Pixies ein wenig schelmisch seien.
Mitternacht kam näher, und die Konferenz schaltete langsam in einen höheren Gang. Ununterbrochen kamen uns Autos entgegen. Pierce saß breitbeinig neben mir und bemühte sich, so zu tun, als würden ihn die Massen nicht im Geringsten stören. Aber ich konnte sehen, wie angespannt er war. Er war nicht glücklich darüber, dass der Hexenzirkel sein Gespräch mit Vivian ausgenutzt hatte, um auf mich loszugehen, und er hatte sich schon mehrmals entschuldigt, weil er dachte, ich würde ihn dafür verantwortlich machen. Das tat ich nicht, aber inzwischen klangen die Quoten der Dämonen um einiges glaubwürdiger.
Pierce trug trotz der hohen Temperaturen seinen langen Mantel und umklammerte seinen Hut, als wäre er ein Rettungsring. In braunen Hosen und einer bunt gemusterten Weste über einem weißen Hemd gab er eine seltsame Figur ab — aber wahrscheinlich würde niemand es bemerken. Schon aus dem Auto heraus konnte ich drei Hexen in traditionellen Roben und Hüten sehen. Hinter ihnen stand eine Frau, die für den Ball heute Nacht Flügel trug, und dahinter wiederum drei Kerle, die gekleidet waren wie Neo aus
Matrix.
Um nicht ungerecht zu sein: Es gab genauso viele Leute in Geschäftsanzügen wie in spitzen Hüten, und die meisten Leute trugen einfach Jeans. Aber auch der Gothic-Stil war immer noch in. Und fast jeder Fünfte trug ein leuchtendes Armband mit der blinkenden Aufschrift SAN FRANCISCO — 2008. Anscheinend war das der in diesem Jahr für hip erklärte Nippes der Wahl.
Ivy wird sich perfekt einfügen,
dachte ich, als ich einen Blick zu ihr auf dem Beifahrersitz warf. Der Blinker tickte laut, als wir schweigend dasaßen und darauf warteten, dass wir in die Kurzhaltebucht vor dem Hotel einfahren konnten. Ich ließ mich in den Sitz zurücksinken und wurde neugierig, als Pierce in seine Manteltasche griff und einen SECURITY-Ausweis hervorzog. »Wann hast du den besorgt?«, fragte ich, als er ihn sich umhängte. Der Name darauf lautete Wallace Smyth. Heilige Scheiße, Pierce hatte ihn gestohlen?
Er lächelte, und seine Zähne blitzten im Licht des entgegenkommenden Verkehrs auf. »Heute Nachmittag«, sagte er und wühlte noch einmal in seinen Taschen, um zwei weitere hervorzuziehen. »Bevor die feigen Hunde dich angegriffen haben. Ohne diesen Ausweis kommt man nicht über das Erdgeschoss hinaus. Ivy, hier ist deiner. Ich dachte, der schwarze würde dir gefallen.«
Ivy nahm mit erstaunter Miene das schwarze Band entgegen. Auf ihrem Ausweis stand ihr eigener Name. »Danke, Pierce«, sagte sie, als sie es sich um den Hals legte, und er lächelte.
»Rachel, deinen habe ich auch abgeholt. Und das war auch gut so. Du magst ja schon vor Monaten dafür gezahlt haben, aber sie hatten ihn verloren, und es hat drei Leute eine Stunde gekostet, um einen neuen zu machen.«
»Überrascht mich nicht«, sagte ich und befühlte das kühle Plastik. Auf
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