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Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Titel: Radio Miracoli und andere italienische Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Bartolomei
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sagt Sergio.
    »Wenn wir einen Lastwagen mieten, kommen sie uns sofort auf die Spur«, wendet Claudio ein.
    »Richtig, dann mieten wir den Laster eben nicht hier in der Gegend, sondern außerhalb«, erwidert Sergio.
    »Und wenn euch jemand dabei sieht?«, fügt Claudio hinzu.
    »Die Aktion wird mitten in der Nacht ablaufen, und mit einem Kipplaster ist die Sache in wenigen Sekunden erledigt, ohne dass einer von uns aus dem Wagen steigen muss. Sie können sich höchstens die Autonummer aufschreiben, aber die kann man abdecken oder die Ziffern mit Klebeband verändern«, erklärt Sergio.
    »Und wenn sie euch mit dem Wagen verfolgen?«
    »Wir haben uns erkundigt. Sie haben nur diesen alten Lieferwagen, und den hängen wir locker ab. Aber um kein Risiko einzugehen, können wir ihnen ja die Luft aus den Reifen lassen.«
    »Euch ist schon klar, dass wir die Verdächtigen Nummer eins sein werden?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Wir haben keine Anzeige erstattet, und außerdem gibt es hier jede Menge Bauern, die einen Kleinlaster besitzen, während wir nur unseren Renault haben.«
    »Tja, was soll ich sagen … der Plan scheint mir nicht schlecht zu sein«, sagt Claudio schließlich.
    Feixend beglückwünschen wir uns zu dieser brillanten Idee.
    »Findet ihr nicht, dass unser Schamane heute ein bisschen kleinlaut ist?«, frage ich.
    »Ja, er hat sich überhaupt nicht aufgeregt«, bestätigt Fausto bedauernd meine Beobachtung.

63
    Kurz nach Sonnenuntergang trifft Sergio mit dem Laster ein. Wir benötigen fast fünf Stunden, um die sperrigsten Teile aufzuladen. Fausto, Abu, Samuel und Alex wuchten die Gegenstände auf die Ladefläche, wo Sergio und ich sie so platzsparend wie möglich verstauen. Claudio parkt den Wagen um, während Elisa die Kühlschränke und Trommeln der Waschmaschinen mit kleinerem Schrott füllt. Vito hält oben am Fenster der Mansarde Wache.
    Als wir fertig sind, bleibt uns kaum noch Zeit, etwas zu trinken und uns von den drei Afrikanern zu verabschieden, die nach Hause gehen. Wie abgemacht, schicken Claudio, Elisa und ich uns an, auf den Hof zurückzukehren.
    »Wartet!«, ruft Sergio in dem Moment und deutet auf Fausto, der sich auf der Erde in Krämpfen windet.
    »Was ist los? Was hat er?«, fragt Claudio.
    »Mein Leistenbruch, zum Henker noch mal! Ich hätte mich eigentlich schon vor Monaten operieren lassen müssen …«, stößt Fausto zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Angesichts der Unmengen an Abfall, die er auf den Laster gehievt hat, erscheint dies mehr als plausibel, aber irgendwie will man dies dem Mann, der Tom Cruise mit Artischocken auf jüdische Art vertraut gemacht hat, nicht so ohne Weiteres abnehmen.
    »Diego, fährst du mit?«, bittet Sergio mich.
    »Unsinn, mir geht es gut, ich muss mich nur eine halbe Stunde ausruhen!«, brüllt Fausto.
    »Wir können nicht eine Minute mehr warten. Wir müssten schon längst vor Ort sein. Also?« Es ist weniger Sergios Aufforderung, die mich überzeugt, als vielmehr Elisas Blick.
    »Okay, ich komme mit. Aber beeilen wir uns«, antworte ich.
    »Claudio, du auch. Spring rauf!«, meint Sergio.
    Claudio ist einen Moment verwirrt, steigt aber dann als Erster auf den Laster.
    »Was soll das, spinnst du?«, raune ich Sergio zu.
    »Das wird ihm guttun«, antwortet er.
    Kaum sitze ich im Fahrerhaus des Kipplasters, schicke ich eine Reihe von Stoßgebeten gen Himmel. Ich hoffe, dass der Wagen nicht anspringt. Der Motor startet beim ersten Versuch. Ich hoffe, dass sich auf der Schotterstraße eine Antriebswelle lockert. Wir gleiten wie auf einem Luftkissen auf die asphaltierte Hauptstraße. Ich hoffe, dass wir in eine Polizeikontrolle geraten. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen.
    »Gut, dann möchte ich jetzt ein für allemal klarstellen, dass meine bisherige Verbrecherkarriere darin gipfelte, dass ich die Knöpfe einer Klingelanlage mit Klebeband fixiert habe«, sage ich zu Sergio.
    »Nicht zu vergessen – einen Heizkessel hast du auch noch geklaut«, präzisiert Claudio.
    Sergio wirft mir einen sarkastischen Blick zu.
    »Heute Abend wirst du deinen Lebenslauf um eine weitere Aktion bereichern: Du wirst die Luft aus einem Reifen des Kleinlasters lassen. Nicht durchlöchern, nur die Luft rauslassen! Glaubst du, du schaffst das?«
    »War nicht die Rede davon, dass wir im Laster bleiben können?«, frage ich.
    »Ich bringe den Lastwagen in Position und bediene den Kippmechanismus. Also muss irgendwer die Heckklappe öffnen und die

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