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Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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Kollegin mit konzentrierten Blicken an.
    »Ich, ich … ich musste da raus«, versuchte Anne zu erklären. »Das Krankenhaus, das macht mich krank. All dieses Weiß und dieser Geruch nach Desinfektionsmittel und Kantinenessen … Ich konnte da nicht bleiben.«
    »Sie hätten aber Bescheid geben müssen, dass Sie gehen.« Nonnenmacher bemühte sich um einen sachlichen Tonfall. »Schon allein aus dienstlichen Gründen.«
    »Ich glaube, ich habe gar nicht so richtig gewusst, was ich getan habe. Ich fühle mich ja jetzt noch ganz …«, sie suchte nach der passenden Bezeichnung für ihren Zustand, »… benommen.« Anne strich sich über den Kopfverband. »Aber Lisa geht es gut …« Sie blickte zum Fenster hinaus, das letzte Sonnenlicht des Tages warf einen rötlichen Streifen auf den See. Eine Wildgans flog vorbei und stieß gellende Schreie aus. »… und …« Plötzlich ging ein Ruck durch die Polizistin. »Und ich weiß …«, ihre Stimme war mit einem Mal fest und stark und voller Elan, »… wie wir diese beiden Vögel aus dem Käfig kriegen.«
    Kastner und Nonnenmacher sahen die Kollegin erstaunt an.
    »Was für Vögel?«, wollte Nonnenmacher wissen.
    »Die Geiselnehmer natürlich«, meinte Kastner ungeduldig. »Aber wie, Anne, wie?«
    »Mit Gestank!«
    »Mit Gestank …«, wiederholte Kastner. Es klang enttäuscht.
    »Ja, mit Gestank!«, sagte Anne triumphierend, ihre Begeisterung wirkte geradezu albern.
    »Frau Loop, ich glaube, mir rufen jetzt besser einen Arzt oder am besten gleich einen Psychiater. Vielleicht brauchen’S eine Tablette oder so.«
    »Oder eine Spritze, zur Beruhigung«, fügte Kastner hinzu.
    »Ihr denkt, ich spinne?« Anne lachte ein wenig zu schrill, um noch normal zu wirken. »Das tue ich aber nicht.« Sie schenkte den beiden verblüfften Kollegen ein überlegenes Lächeln. »Die Sache ist nämlich so …«
    »Ich ruf jetzt einen Arzt.« Nonnenmacher stand auf. »Wo ist das Telefon?«
    »Nein, du bleibst sitzen!«, befahl Anne.
    Sepp Kastner war sich in diesem Moment sicher, dass seine geliebte Anne verrückt geworden war. Wie konnte sie den Chef nur duzen und ihm Befehle erteilen?
    Immerhin hatte Anne mit ihrer Respektlosigkeit erreicht, dass Nonnenmacher wieder in seinen Sessel gesunken war und sie irritiert ansah.
    »Noch einmal. Die Sache ist folgende: Dieser Jules, der Sack, der ist extrem geruchsempfindlich. Fast schon zwanghaft. Wenn es irgendwo stinkt, dann verliert der die Nerven.« Anne zögerte. »Das ist die Lösung.« Nonnenmacher sah zu Kastner und machte mit der rechten Hand die Scheibenwischerbewegung und sagte »Sack«. Kastner zuckte ratlos die Schultern. Aber Anne ließ sich nicht beirren. »Wir machen sie mürbe. Mit Gestank. Wir verstinken ihnen derart die Bude, dass sie es nicht mehr aushalten. Der Jules, der kann Gestank nicht ertragen. Kapiert ihr’s jetzt endlich?«
    »Bude verstinken«, meinte Nonnenmacher.
    »Oh, Anne«, ergänzte Kastner. »Ich glaube, jetzt bringen wir dich erst einmal wieder in die Klinik. Komm!«
    Doch es kam anders.
    Anne setzte sich nicht nur gegen den Plan ihrer Kollegen, sie zurück in die Klinik zu bringen, erfolgreich zur Wehr. Ihr gelang es auch, den Einsatzleiter der GSG9 von ihrer List zu überzeugen.
    Schramm, der seine doppelte Niederlage gegen die Anonymous Bankräuber noch nicht verwunden hatte, war sofort von der neuen Strategie begeistert. Vor einigen Jahren hatte er einen Lehrgang zur Psychologischen Kriegsführung besucht und war bestens bewandert in den verschiedenen Methoden dieser ausgefuchsten Kampftechnik. Selbst roch er noch nach dem Latschenkieferaufguss der Sauna, als er zu der geheimen Einsatzbesprechung in Annes Wohnzimmer kam – Kastner und Nonnenmacher hatten ihre Kollegin überreden können, sich zumindest etwas auszuruhen und auf dem Sofa zu bleiben. Unverzüglich hielt Schramm aus dem Stegreif einen druckfähigen Vortrag über die Varianten der Kriegsführung mit psychologischen Mitteln: das taktische Verschenken von Kinderspielzeug, das Abwerfen von Flugblättern, das Beschallen mit Lautsprechern und eben auch das Beduften mit Stinkstoffen. »Ich weiß auch schon, mit was wir die mürbe machen«, sagte er und spann-te seinen Bizeps an, dass es Kastner ganz schwindlig wurde. »Wir setzen Repellentien ein.«
    »Angeber … Klugscheißer … Kampfclown«, brummte Nonnenmacher einer Fliege zu, die auf einem von Lisa gemalten Bild an der Wand saß.
    »Wie bitte?«, fuhr ihn der GSG9-Chef an.
    Ehe der Leiter der

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