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Raumschiff 3 - Tia

Raumschiff 3 - Tia

Titel: Raumschiff 3 - Tia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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ist einfach nicht gerecht«, flüsterte sie Ted zu, der ihr mit traurigem Nicken zuzustimmen schien, als sie die Wange an ihm rieb. »Es ist einfach nicht gerecht…«
    Ich wollte doch die Heimatwelt der EsKas finden. Ich wollte mit Mum und Dad hinausziehen und die Heimatwelt entdecken.
    Ich wollte Bücher schreiben. Ich wollte vor vielen Leuten stehen und sie zum Lachen bringen und sie aufgeregt machen, damit sie sehen, daß Geschichte und Archäologie nichts Totes sind, daß sie nur schlafen. Ich wollte Dinge tun, nach denen man Holos dreht. Ich wollte… ich wollte…
    Ich wollte Sachen sehen! Ich wollte Gravitationsschlitten steuern und in einer richtigen Lagune schwimmen und einen Sturm spüren und…
    … und ich wollte…
    Einige der Szenen aus den Holos, die sie sich angeschaut hatte, kehrten nun mit Macht zurück.
    Ich wollte etwas über Jungen erfahren. Über Jungen und Küsse und…
    Und jetzt wird mich nie wieder jemand ansehen. Alles, was sie zu sehen bekommen, wird dieses große Metallding sein.
    Das ist alles, was sie jetzt noch sehen…
    Selbst wenn ein Junge mich jemals küssen wollte, würde er dann an einer halben Tonne Maschinerie vorbeikommen müssen.
    Jetzt strömten die Tränen schneller, verborgen in der
    Dunkelheit des Zimmers.
    Sie hätten mich nicht in dieses Ding gesteckt, wenn sie geglaubt hätten, daß ich noch einmal gesund werden könnte.
    Ich werde nie wieder gesund werden. Es wird immer nur schlimmer. Ich kann überhaupt nichts mehr fühlen, ich bin nur noch ein Kopf in einer Maschine. Und wenn es noch schlimmer wird, werde ich dann wohl ertauben? Erblinden?
    »Teddy, was wird mit mir geschehen?« schluchzte sie.
    »Werde ich den ganzen Rest meines Lebens in einem Zimmer zubringen müssen?«
    Ted wußte es ebensowenig wie sie.
    »Das ist unfair, es ist unfair, ich habe doch nie etwas getan«, weinte sie, während Ted ihre Tränen mit runden, traurigen Augen ansah und für sie aufsaugte. »Es ist unfair. Ich war noch nicht am Ende. Ich hatte ja noch nicht einmal angefangen…«
    Kenny ergriff mit einer Hand ein Papiertuch und schaltete mit der anderen das Kamerarelais aus. Er rieb sich heftig die Augen und putzte sich in einer Mischung aus Zorn und Trauer die Nase. Zorn auf seine eigene Machtlosigkeit, Trauer über das verwundbare kleine Mädchen, das dort allein in diesem kalten, unpersönlichen Krankenzimmer lag, ein kleines
    Mädchen, das alles nur Erdenkliche tat, um tapfer zu bleiben.
    In der Öffentlichkeit. Er war der einzige, der sie im Privaten beobachtete, jetzt, da sie glaubte, daß niemand da sei, der mit ansehen könnte, daß ihre ganze fröhliche Pose nichts als Fassade war.
    Ich war noch nicht am Ende. Ich hatte ja noch nicht einmal angefangen.
    »Verdammt«, fluchte er und rieb sich wieder die Augen, während er auf den Arm seines Moto-Rollstuhls eindrosch.
    »Verdammt noch einmal!« Welcher achtlose Gott hatte bewirkt, daß sie genau die gleichen Worte benutzte, die er selbst vor fünfzehn Jahren ausgesprochen hatte?
    Vor fünfzehn Jahren, als ein dummer Unfall ihn von der
    Hüfte abwärts lähmte und seinen – wie er damals glaubte –
    Träumen von einem Besuch der Medizinhochschule ein Ende setzte?
    Vor fünfzehn Jahren, als Doktor Harwat Kline-Bes sein Arzt gewesen war und ihn allein in sein Kissen hatte weinen hören?
    Kenny wendete seinen Stuhl und öffnete die Sichtluke zu den Sternen, um sie zu beobachten, wie sie sich in einem Panorama vollkommener Schönheit, das sich mit der Kreisbewegung der Rotation veränderte, über den Himmel bewegten. Er ließ die Tränen auf seinen Wangen trocknen, leerte seinen Geist.
    Vor fünfzehn Jahren hatte ein anderer Neurologe die gleichen gestammelten Worte zu hören bekommen und hatte
    beschlossen, daß daraus nicht Wahrheit werden sollte. Er hatte einen querschnittsgelähmten jungen Studenten unter seine Fittiche genommen, hatte die Hersteller eines experimentellen Moto-Rollstuhls unter Druck gesetzt, dem Jugendlichen einen zu geben – und hatte schließlich auch den Dekan der
    Staatlichen Medizinhochschule von Meyasor mehr oder
    weniger dazu erpreßt, den Jungen zuzulassen. Danach hatte er, nachdem der Junge seinen Abschluß gemacht hatte, ihm einen Posten als Krankenhausarzt in dieser Klinik verschafft – an einer Arbeitsstelle, wo ein Neurologe in einem Moto-Rollstuhl keine große Kuriosität darstellte, nicht angesichts der Lebewesen von hundert Welten, die hier als Patienten und Ärzte herkamen…
    Allerdings nur

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