Rebellin der Leidenschaft
Straßen werden allmählich schlecht, nicht wahr? Ich hoffe, Sie hatten trotzdem eine angenehme Fahrt.« »So schlecht sind sie gar nicht, noch nicht. Und, wann kommt Hadrian wieder?«
Dass Stacy von Hadrians Aufenthalt in London erfahren hatte, also wusste, dass er nicht hier bei ihr war, erschreckte Nicole. »Entschuldigen Sie?«
»Aus der Stadt.« Stacy lächelte noch immer.
»Nun, sobald er seine Geschäfte erledigt hat.«
»Wie dringend die doch sein müssen. Schließlich sind Sie doch erst seit ungefähr einer Woche verheiratet.«
Nicole bewahrte die Fassung. »Sie waren von größter Dringlichkeit.«
»Hmmm. Aber er hatte dennoch genügend Zeit, in die Crawford Street No. 12 zu gehen.«
Nicole blickte verständnislos. Worauf Stacy auch immer hinauswollte, sie hatte nicht die geringste Ahnung. »Na ja, ich denke, er hat auch dort geschäftlich zu tun.«
Stacy lachte laut auf. »Sie wissen es also wirklich nicht, habe ich Recht? Sie haben von Crawford Street No. 12 keine Ahnung!«
Es fiel Nicole äußerst schwer, die Haltung zu bewahren. »Nein, ich weiß es nicht«, sagte sie bemüht. Doch sie hatte plötzlich eine Idee, eine Idee, die sie abstoßend fand.
»Hadrian hat Wohnungen dort«, erklärte Stacy voller Schadenfreude. »Er hat dort Wohnungen, schon seit er achtzehn ist.«
Nicole versuchte ihr Bestes, nicht zu verstehen, worauf Stacy hinauswollte. »Ich verstehe.«
»Nein, Sie verstehen mich noch immer nicht, oder? Er mietet diese Wohnungen für seine Mätressen!«
Nicoles Gesicht verlor alle Farbe. »Das glaube ich Ihnen nicht«, sagte sie wie betäubt. Sie glaubte es wirklich nicht. Sie wollte es nicht glauben.
»Sie haben Hadrian doch sicher nicht geheiratet, ohne über seinen Ruf bezüglich Frauen Bescheid zu wissen! Nun, seine derzeitige Mätresse gilt als die schönste Frau von ganz London. Sie ist Französin, eine Schauspielerin, heißt es. Ihr Name ist Holland Dubois.«
Nein, dachte Nicole, es ist nicht wahr. Er konnte es nicht tun. Er konnte nicht. Er konnte nicht zu einer anderen Frau gegangen sein, nicht nachdem, was sie gemeinsam erlebt hatten. Aber sie hatte doch gewusst, dass er eine Mätresse hatte. Sie hatte seinen Ruf gekannt. War das nicht der Grund gewesen, warum sie ihn von Anfang an nicht hatte heiraten wollen? Hatte sie nicht gewusst, dass er ihrer eines Tages überdrüssig sein und zu anderen Frauen gehen würde?
»Wenn Sie mir nicht glauben, warum fahren Sie nicht hin und überzeugen sich selbst?« Stacy triumphierte.
Nicoles Gefühl der Betäubtheit verwandelte sich rapide in rasenden Schmerz, doch sie blieb äußerst ruhig. »Warum sollte ich das tun? Alle Männer haben Mätressen, und ja, natürlich wusste ich über den Ruf meines Gatten schon vor unserer Hochzeit Bescheid. Die Neuigkeit, die Sie mir bringen, ändert gar nichts. Ich bin die Herzogin von Clayborough. Glauben Sie, ich kümmere mich um seine Tändelei mit einer Schauspielerin?«
Stacy war sprachlos, ihre Schadenfreude verschwunden. »Nun«, sagte sie verstimmt, »ich wollte Ihnen ja nur helfen.«
»Wie nett von Ihnen.«
Stacy stand auf. »Wie ich sehe, legen Sie auf meine Freundschaft keinen Wert! Ich glaube, es ist besser, wenn ich gehe!«
»Sie können selbstverständlich tun, was Ihnen beliebt.« Höflich stand auch Nicole auf und rief Mrs. Veig. »Bitte, geleiten Sie Lady Worthington zur Tür«, sagte sie.
Sie wusste, dass es stimmte.
Aber sie wollte es nicht glauben, nicht, bevor sie Holland Dubois mit eigenen Augen in der Crawford Street No. 12 gesehen hatte.
Sie wollte einfach nicht glauben, dass Hadrian sie nach dem, was sie miteinander geteilt hatten, verlassen hatte - nach dem Versprechen, das mit dem aufblühenden Beginn ihrer Beziehung einherging - und zu einer anderen Frau gegangen war.
Sie wollte es nicht glauben, und sie glaubte es nicht.
Aber natürlich traf es zu.
Er war ein Frauenheld. Alle wussten das. Auch sie hatte es gewusst. Sie hatte schon am Beginn ihrer Beziehung von seinem Ruf gehört. Elizabeth hatte es wahrscheinlich ebenfalls gewusst, aber wahrscheinlich war es ihr gleichgültig gewesen. Von Ladys wurde erwartet, dass sie sich um die Geliebten ihrer Gatten keine Gedanken machten. Bestenfalls sollten sie erleichtert darüber sein, dass sich ihre Männer anderweitig vergnügten.
Nicole war nicht erleichtert. Sie war krank.
Wie hatte sie nur für einen Augenblick vergessen können, warum sie ihn nicht hatte heiraten wollen? Aber in nur einer Woche hatte sie es
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