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Reflex

Reflex

Titel: Reflex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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gern, aber ich hatte es getan … Warum war jetzt alles anders? Warum war mein Widerwillen jetzt so groß, daß es mir ausgeschlossen schien, einen Fall Daylight zu wiederholen, selbst wenn diese Weigerung praktisch das Ende meiner Jockey-Laufbahn bedeutete?
    Wann hatte ich mich verändert … Und wie hatte das geschehen können, ohne daß ich es gemerkt hatte? Ich hatte keine Ahnung, ich spürte nur, daß ich schon zu weit gegangen war, als daß ich noch umkehren konnte. Zu weit auf einem Weg, den ich gar nicht gehen wollte.
     
    Ich ging nach oben und las die drei Detektivberichte über Amanda, weil das auf jeden Fall besser war, als über Briggs und Harold nachzudenken.
    Zwei Berichte stammten von ziemlich großen Büros, und einer von einem Einmannbetrieb, und alle drei hatten mit großem Geschick ihre dürftigen Ergebnisse aufgebauscht. Zweifellos, um ihr Honorar zu rechtfertigen. Ausführlich wurde erläutert, wieviel Zeit sie darauf verwandt hatten, nichts herauszufinden. Und alle drei hatten – wen wundert’s – fast dasselbe nicht herausgefunden.
    Es fing damit an, daß keiner einen Hinweis auf eine Geburtsurkunde fand. Alle äußerten ihre Zweifel und ihren Unglauben angesichts dieser Entdeckung, aber mich wunderte das überhaupt nicht. Als ich einen Paß haben wollte, hatte sich herausgestellt, daß keine Geburtsurkunde von mir existierte, und es hatte ein monatelanges Hin und Her gegeben.
    Ich wußte meinen Namen, den Namen meiner Mutter, mein Geburtsdatum, und daß ich in London geboren war. Offiziell allerdings existierte ich nicht. »Aber ich bin doch da«, hatte ich protestiert, und man hatte mich belehrt: »Ja schon, aber Sie haben keine Papiere, um es zu beweisen.« Tonnenweise eidesstattliche Erklärungen hatten einen gewaltigen Papierkrieg ausgelöst, und als ich endlich die Ausreiseerlaubnis bekam, war das Rennen, zu dem ich nach Frankreich eingeladen war, bereits gelaufen.
    Alle drei Detektive hatten die Personenstandsregister im Somerset House nach Unterlagen über Amanda Nore durchstöbert, Alter zwischen zehn und fünfundzwanzig, möglicherweise in Sussex geboren. Trotz des reichlich ausgefallenen Namens waren sie auf der ganzen Linie gescheitert.
    Ich saugte an meinen Zähnen und dachte, daß ich ihr Alter besser bestimmen könnte.
    Sie konnte nicht vor meiner Zeit bei Duncan und Charlie geboren sein, denn davor hatte ich meine Mutter ziemlich häufig gesehen, fünf- bis sechsmal im Jahr und oft eine ganze Woche lang, und ich hätte es gewußt, wenn sie ein Kind bekommen hätte. Die Leute, bei denen sie mich zurückließ, redeten über sie, wenn sie dachten, ich würde nicht zuhören, und nach und nach begriff ich, wovon sie redeten, wenn auch manchmal erst Jahre später; aber niemand hatte je erwähnt, daß sie schwanger war.
    Das heißt, daß ich mindestens zwölf war, als Amanda geboren wurde, und folglich konnte sie jetzt nicht älter als achtzehn sein.
    Andererseits konnte sie auch nicht jünger als zehn sein. Ich war mir sicher, daß meine Mutter irgendwann zwischen Weihnachten und meinem achtzehnten Geburtstag gestorben war. Vielleicht war sie zu dieser Zeit so verzweifelt, daß sie an ihre Mutter schrieb und ihr das Foto schickte. Auf dem Foto war Amanda drei … also war Amanda, wenn sie noch lebte, jetzt mindestens fünfzehn.
    Sechzehn oder siebzehn höchstwahrscheinlich. In den drei Jahren geboren, in denen ich meine Mutter überhaupt nicht gesehen hatte, als ich bei Duncan und Charlie lebte.
    Ich nahm mir wieder die drei Berichte vor …
    Alle drei Detektive hatten die letzte bekannte Adresse von Caroline Nore, Amandas Mutter, bekommen: Pine Woods Lodge, Mindle Bridge, Sussex. Alle drei waren hingepilgert, um ›Nachforschungen anzustellen‹.
    Sie wußten recht klagend zu berichten, daß Pine Woods Lodge mitnichten ein kleines Privathotel war, wie man vermuten mochte, dessen komplettes Gästebuch samt Nachsendeadressen zig Jahre zurückreichte. Pine Woods Lodge war ein zerfallenes, abbruchreifes, altes georgianisches Landhaus. Wo einst der Ballsaal war, wuchsen jetzt Bäume. Viele Teile hatten kein Dach mehr.
    Es hatte einer Familie gehört, die vor fünfundzwanzig Jahren weitgehend ausgestorben war. Die entfernten Erben hatten weder Lust noch Geld gehabt, es instand zu halten. Zunächst hatten sie das Haus an verschiedene Organisationen vermietet (vom Makler erstellte Liste anbei), aber später war es von Hausbesetzern und Landstreichern bewohnt worden. Der Verfall war

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