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Reise zu Lena

Reise zu Lena

Titel: Reise zu Lena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Neven DuMont
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Ich wagte mich nur für die wichtigsten Einkäufe aus dem Haus, und das nur für kurze Zeit, wenige Minuten. Abgehetzt, schweißgebadet, stürzte ich in die Wohnung zurück. Ich rief Dich an, Albert. Ich brauchte Deinen Rat, Deine Hilfe. Du kamst allein, obwohl Ann darauf bestanden hatte, Dich zu begleiten. Es gab eine grässliche Auseinandersetzung zu Hause, sagtest Du. Nur für wenige Minuten sahst Du nach ihr. Glorie hatte ich, um es so hübsch wie möglich für Dich zu machen, auf eine Liege auf der Terrasse gelegt, es war ein freundlicher Tag. Sie ließ alles mit sich geschehen. Als Du kamst, starrte sie, gefangen in ihren Gedanken und Ängsten, zum Himmel empor, wo schwere Wolken vorbeizogen. Sie schien Dich nicht zu sehen. Wir saßen verzweifelt auf der Treppe vor der Wohnungstür, und Du sagtest:
    >Noch einen Tag, Christie! Bitte, noch einen Tag. Hältst Du das aus? Wenn wir eine Pflegerin holen, weiß sie, wieweit es wieder ist.
    Bitte, Christie, nur noch einen Tag.<
    Ich wusste, Du meintest morgen, und dann wieder morgen und so fort. Aber Du sahst auch, wie ich am ganzen Leib zitterte. Aber dann geschah doch das Wunder: Am nächsten Tag stand Glorie auf, rieb sich die Augen, machte eine Reihe von Turnübungen auf der Terrasse, aß einen großen Teller Müsli und meinte:
    >War was?<
    Und dann lachten wir. Später umarmte sie mich, küsste mich auf den Mund und hauchte in mein Ohr wie ein Liebhaber:
    >Du bist mein Engel. Jemand hat mich da herausgeholt. Ich glaube, das warst Du, Christie. Ja, da bin ich mir ganz sicher.<
    Die Tage der Verzweiflung waren wie weggeweht. Mir ging durch den Kopf: Nein, nein, der Engel, das ist sie. Ist sie nicht schon unterwegs?
    Eines Tages brachte Glorie ihren alten Liebhaber mit in unsere Wohnung, Freddy, der Erste, der für den Verlust ihrer Jungfräulichkeit verantwortlich war. Er schien verlegen, tapste wie ein Brummbär mit anerkennenden Lauten durch unsere Wohnung, ließ sich über die Modelle unserer Möbel aus, dozierte ausführlich über weitere italienische Avantgardeentwürfe, stand provozierend lang vor unserer gemeinsamen Schlafwiese und meinte vieldeutig:
    >Und was spielt sich hier ab?<
    Freddy war seinem Vater in die Modebranche gefolgt, er präsentierte sich uns in eleganten Designerklamotten und behauptete, er wäre bereits Juniorchef in ihrem Familienunternehmen. Vor einigen Monaten hätte er sich mit einer reichen Industrieerbin verheiratet. Leider wären wir nicht zu seiner spektakulären Hochzeit erschienen. Nicht einmal reagiert hätten wir auf seine Einladung, wo doch Glorie, seine geliebte Glorie, Trauzeugin werden sollte.
    Es wurde ein feuchtfröhlicher Abend. Wir tranken Champagner, Whisky, Bier und Wodka durcheinander und löffelten aus unseren letzten Dosen mit Gänseleberpastete. Glorie schob meine Warnungen mit leichter Hand beiseite, nahm keine Rücksicht auf ihre Medikamente. Freddy hatte sich zum großer Tänzer entwickelt, Rumba, Samba, Tango waren seine Spezialität. Er tanzte abwechselnd mit Glorie und mir, wobei er den Casanova, der in ihm schlummerte, zur schönsten Entfaltung brachte. Er presste uns an sich, eine nach der anderen, und behauptete, dies gehöre zum Tanz dazu. Als freie Zugabe hauchte er Liebesschwüre in unsere Ohren, schob seine Zunge tief in den Mund seiner jeweiligen Tanzpartnerin und rief begeistert aus:
    >Eine Liebesnacht mit zwei Frauen! Wie ich mir dies immer gewünscht habe!<
    Als Glorie auf seinem Schoß saß und dabei war, sein Hemd zu öffnen, schlug sie mit nicht mehr ganz sicherer Stimme vor, Freddys Ehefrau kommen zu lassen:
    >Ich möchte Deinen Liebling kennenlernen. Was heißt: Zwei Frauen? Drei Frauen sind viel besser für einen Pascha, so wie Du einer bist!<
    Kaum hatte Glorie seine Frau erwähnt, hielt Freddy inne, zog ein Gesicht, als wenn er zu einem Begräbnis gehen müsste, und lallte:
    >Wir haben uns ewig Treue geschworen! Ich meine es ernst: Für jetzt und für immer!> Tränen standen in seinen Augen:     Glorie beruhigte ihn, tätschelte seine nackte Brust, sein Hemd hatte sie ihm bereits abgestreift, es lag am Boden:
    >Dann bist Du bei uns in der besten Gesellschaft! Aber vergiss nicht: Nachdem Du als erster mich vernascht hast, habe auch ich gewisse Anrechte auf Dich, wo ich doch beinahe Deine Trauzeugin geworden wäre. Hörst Du: Trauzeugin! Zeugin! Kommt das nicht von zeugen?<
    Wenig später hörte ich das Gequietsche und das Gestöhne durch die weit geöffnete

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