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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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St.Andrews-Universität gegangen.
    Sara öffnete die Nachrichtenseiten von BBC und stellte fest, dass der Flugzeugabsturz noch immer die Schlagzeilen dominierte. Es hatte sich nichts Neues ergeben, die Spekulationen gingen weiter. Die Piloten waren erfahren gewesen, die Maschine gerade erst gewartet worden. Sie hatte 32000 Flugstunden sowie 6900 Starts und Landungen auf dem Buckel gehabt. Boeing bestritt heftig, dass die Überstunden, die bei der Fertigung der Unglücksmaschine wegen der großen Zahl von Bestellungen in der Fabrik in Everett geleistet worden waren, zu Qualitätsmängeln geführt hätten. Die RegusAir-Maschine war im Oktober 1989 aus der Fertigung gekommen, mit der Modellnummer 285. Die Maschine von Egypt Air zwei Monate zuvor mit der Nummer 282 und die Lauda-Air-Maschine, die 1991 im Dschungel von Thailand abgestürzt war, mit der Nummer 283.
    Als Nächstes ging Sara auf die Seiten des Neuen Morgens, von denen Luc gesprochen hatte. Sie waren professionell gemacht, vermittelten aber sehr wenig über die Philosophie der Gruppierung, im Gegensatz zu den Seiten einiger anderer Sekten, die Sara über die Suchmaschine und diverse Links ausfindig machte.
    Neben ihr ließ sich ein amerikanischer Tourist in Turnschuhen und Shorts auf den Stuhl fallen. Er trug ein zeltgroßes T-Shirt mit der Aufschrift »Cannes Film Festival«. Sara war einmal zur Zeit des Filmfestivals in der Stadt gewesen, wenn sich die Zahl der Besucher und die Preise der Hotels verdoppelten, der Verkehr vollkommen still stand, die Touristen sich vor den roten Teppichen drängten, in der Hoffnung, einen Blick auf Claudia Schiffer beim Entsteigen einer Limousine zu erhaschen. Sara hatte einen Schauspieler vor einer Herde Fotografen in einem Rennboot posieren sehen. Einer der Fotografen hatte ihr gesagt, der Mann heiße Jean-Claude Van Damme, aber der Name hatte Sara nichts gesagt. Die einzigen Filme, die sie sich im Fernsehen ohne nachlassendes Interesse anschaute, waren die Unterwasserdokumentationen von Jacques Cousteau und dessen Sohn.
    Sie nahm noch eine Suche zum Neuen Morgen vor und gelangte auf die Seite der American Family Foundation, die sich dem Kampf gegen Sekten und Kulte widmete. Dort hieß es über den Neuen Morgen: »Eine kleine, kompakte Gruppierung, die hauptsächlich in den Vereinigten Staaten, in Kanada, Frankreich und in der Schweiz aktiv ist. Verbindungen zum Sonnentempel. Einige Mitglieder haben Selbstmord begangen, aber es ist unklar, ob diese Fälle von dem Kult organisiert waren. Mindestens zwei Sektenmitglieder sind wegen eines Drogenmords in Zürich verhört worden.«
    Am oberen Seitenrand wurde eine Gruppierung als untergangssüchtig definiert, die unter den Mitgliedern oder außerhalb der Gruppe »Verluste von Menschenleben« verursacht hatte oder bei der man damit rechnete, dass sie solche »Verluste« verursachen könnte.
    Sara schluckte. Das klang übel.
    Sie spähte nach unten und sah Luc hereinkommen. Der Anblick seiner derb-sanften Erscheinung löste in ihr ein Gefühl der Sicherheit aus, obwohl sie vor kurzem erst vor dem Mann davongelaufen war. Sie loggte sich aus, nahm ihren Rucksack und ging die enge Wendeltreppe hinunter, wobei sie sich die Haare hinters Ohr strich. »Ca va?« Luc fuhr sich kurz über das massive, unrasierte Kinn.
    »Bien. Oder wie man es nimmt. Ich habe gerade im Internet gelesen, dass der Neue Morgen zu den Sekten gehört, die...«
    »Sind Sie sicher, dass Tina gesagt hat, sie habe das Lake Forest College besucht?«, unterbrach Luc sie und gab Sara die Kopie von Tinas Pass zurück, die sie ihm geliehen hatte. Sie setzten sich an einem Tisch aus rostfreiem Stahl auf zwei Barhocker.
    »Ja. Warum?«
    »Ich habe im Sekretariat des Colleges angerufen. Eine Person namens Tina Carabella hat es dort nie gegeben. Und hier in der Stadt wohnt auch niemand, der Carabella heißt.«
    Betont ruhig nahm Sara einen Schluck aus ihrer Wasserflasche. »Also gehen wir zur Polizei.«
    »Die Gendarmerie ist ein paar Blocks entfernt. Zur lokalen Polizei brauchen wir gar nicht erst zu gehen, das sind alles bloß Politessen.«
    »Und was ist mit Weinstaub?«
    »Ich habe Béa in Nizza angerufen und noch einmal nach Jacob gefragt. Sie scheint aber über ihn so gut wie nichts zu wissen. Das wenige, das ich herausgefunden habe, ergibt jedoch das Bild eines Mannes mit unbegrenztem Selbstbewusstsein und fanatischen Überzeugungen. Er macht den Eindruck eines charismatischen und tollkühnen Menschen.

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