Rettungskreuzer Ikarus Band 019 - Die Knotenwelt
aus der Halle drangen nur gedämpft in den kleinen Raum,
in dem sich die Drei nun aufhielten.
Marjell trat hinter den Schreibtisch und ließ sich in den dort befindlichen
Sessel sinken. Sie tippte mit einer Hand auf eine Tastatur.
Vor dem Raum wurde das Brummen, der Alarmton, nun lauter und dringlicher.
»Es scheint ernst zu sein. Heute«, murmelte Marjell.
»Was scheint ernst zu sein? Was für ein Alarm ist das?«, wiederholte
Jason seine vorherige Frage.
»Die Filosofen. Narren, die glauben durch Bomben etwas ändern zu können.
Die nicht einmal wirklich wissen, was sie ändern wollen. Was sie ändern
könnten. Alle paar Wochen erhalten wir Drohungen. Bombendrohungen. Dem
Raumhafen an sich passiert nichts, und in unseren Büros sind wir relativ
sicher.«
»Was ist mit den anderen?«
»Welchen anderen? Die dort draußen? Wer nicht rechtzeitig aus dem
Weg ist ...« Sie ließ den Satz offen und zog eine weitere Schublade
auf. Jason und Taisho blickten sich an. Die Kälte, die aus ihren Worten
sprach, ließ die Männer erschaudern. Konnte sie das wirklich meinen?
Waren ihr diese Leben vollkommen egal? War das die Enkelin von ...
»Ich ahne, was Sie denken. Und ja, letztlich spielen sie keine Rolle. Niemand,
auch wir nicht, tut das. Irrelevant, wenn Sie so wollen. Und was könnte
ich schon tun. Ich bin nicht mein Großvater. Und was hat er schon getan?«
Bei den letzten Sätzen beobachtete sie die Reaktion der beiden vor ihr
stehenden Männer. Und diese fiel so aus, wie sie es fast schon erwartet
hatte. Sie waren nicht überrascht. Marjell hatte es geahnt, als sie die
beiden über die Kamera der Terminals an den Ebenenaufzügen entdeckt
hatte. Das heißt, natürlich hatte die Kamera ihr die Bilder geliefert.
Schließlich hatten sie nach ihrer Firma gesucht. Nach der Firma, für
die sie tätig war. Für die sie lange Jahre gearbeitet hatte. Und die
ihr schon sechs Jahre mehr eingebracht hatte. Mehr, als ihr Großvater
je bereit gewesen war, für sie zu tun. Sie schüttelte den Kopf, wie
um die Gedanken an ihn los zu werden, und zog ihre linke Hand aus der Schublade.
Jason und Taisho erkannten sofort, was Marjell in der Hand hielt. Nur kurz dachte
Jason daran, dass Schusswaffen anscheinend in allen Universen ähnlich gebaut
waren. Letztlich an die humanoide Hand angepasst und in jedem Fall tödlich.
Oft genug hatten er und Taisho die handlichen Laser im Einsatz gesehen. Zudem
war es offenbar die bevorzugte Waffe von Ansarek.
Ein Gedanke, bei dem Taisho, trotz der ernsten Lage, grinsen musste.
Was sofort ein ärgerliches Stirnrunzeln Marjells nach sich zog. »Was
ist so lustig?«
Taisho zuckte mit den Schultern, sprach dann aber doch aus, was er gedacht hatte.
»Die Waffe. Der Laser ...«
»Was ist damit?«
»Ich habe mich nur daran erinnert, dass es eine sehr weit verbreitete Waffe
ist. In Ansarek sehr weit verbreitet.«
»Der war gut«, hörte er Jason leise sagen.
Außerhalb des Büros war das Brummen einem jaulenden Ton gewichen,
ein Ton der immer mehr an Lautstärke gewann.
»Eigentlich sollte ich Sie beide hier wieder raus schmeißen. Allein
die Gefahr, dass zu dem Zeitpunkt da draußen etwas hochgeht, ist mir dann
doch zu groß. Also werde ich Sie wohl mitnehmen müssen.«
Sie betätigte erneute einige Tasten in der offenen Schublade.
»Mitnehmen?«
Jason erhielt keine Antwort.
Plötzlich schien der Alarmton über sie zu wandern. Ein leichtes Ziehen
in der Magengegend verriet Jason, dass sie sich nach unten bewegten. Der Arbeitsraum
schien ein eigener Aufzug zu sein.
Das Büro war noch in Bewegung, als ein gewaltiger Knall ertönte. Die
unmittelbar darauf folgende Erschütterung riss die beiden Männer von
den Beinen. Der gesamte Büro-Aufzug erbebte und kam mit einem Ruck, der
von einem hässlichen Quietschen begleitet wurde, zum Stillstand.
Die in Decke und Wände eingelassene indirekte Beleuchtung flackerte nur
kurz, erhellte aber nach wie vor den Raum.
Taisho fühlte sich für einen schrecklichen Moment an ihre Havarie
im All erinnert. Diese Katastrophe lag noch nicht allzu lange zurück. Und
auch damals war er mit Jason Knight und einer Frau zusammen gewesen.
Doch damals wurde Jason ausgeschalten und von der Frau gepflegt.
Diese Frau hier versuchte verzweifelt, etwas in ihre Tastatur zu hämmern.
Und Jason Knight war dieses Mal bei Kräften. Er flankte über den Schreibtisch
und trat Marjell den Laser
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