Rettungslos verliebt
verschwendest nur deine Zeit."
"Wie meinst du das?"
Er packte die Picknickbox aus, und Lydia stellte überrascht fest, wie viel darin gewesen war, Dann richtete er sich auf und sah sie an. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und ihr wurde auf einmal bewusst, wie entschlossen er wirkte. Aber nicht nur das, sondern er strahlte auch Kraft und Stärke aus - und er war, verdammt noch mal, der erste und einzige Mann nach Brads Tod, für den sie sich überhaupt interessierte und den sie faszinierend fand.
"Wir fahren heute nicht mehr zurück", erklärte Joe, "sondern verbringen die Nacht hier. Ich habe zwei Schlafsäcke mitgebracht." Er wies auf den Buggy. "Wir braten Steaks und Würstchen, singen zusammen und erzählen uns Geschichten am Lagerfeuer. Wir reden nur über neutrale Themen, und du brauchst nicht zu befürchten, ich würde die Situation ausnutzen, zumindest nicht, was Sex und Zärtlichkeiten angeht."
"Das ist ganz unmöglich! Wie kommst du überhaupt auf die Idee, ich wäre damit einverstanden gewesen? Auch ehe wir ..." Sie unterbrach sich.
"Ehe wir uns gestritten haben? Ich bin überzeugt, es wird dir gefallen, Lydia, auch wenn du es momentan für unmöglich hältst. Ich verspreche dir, dich nicht anzufassen. Und du hast jetzt die Wahl, entweder du sitzt mürrisch herum und schmollst, oder du hilfst mir, die Steaks zu braten."
Als am nächsten Morgen die ersten Sonnenstrahlen am Horizont auftauchten, richtete Lydia sich auf und sah sich verschlafen um, Plötzlich entdeckte sie das Känguru, das an einem der Seen Wasser trank, und einige wunderschöne große Vögel, die sie nicht kannte.
Rasch hielt sie Meg am Halsband fest, und zusammen beobachteten sie das Erwachen der Natur und lauschten dem Gesang der Vögel.
Lydia kam sich wie verzaubert vor.
Eine Stunde später trank sie heißen Kaffee und aß ein Würstchen und ein Brötchen. Nach der Nacht im Schlafsack auf dem Sand und dem Bad im eisig kalten Wasser fühlte sie sich erfrischt und so gut wie schon lange nicht mehr.
Während sie den Becher umfasste, warf sie Joe einen Seitenblick zu.
Wie sollte sie sich bei ihm für diese unvergessliche Nacht bedanken?
Es fiel ihr nicht ganz leicht, weil er sie in gewisser Weise entführt hatte.
Er hatte sie nicht ein einziges Mal berührt. Nachdem sie die Steaks gegessen und Rotwein getrunken hatten, hatte er eine alte Mundharmonika hervorgeholt. Lydia hatte ihr irgendwie unterkühltes Verhalten aufgegeben und sich unter dem Sternenhimmel entspannt zurückgelehnt. Manchmal hatte sie sogar die Buschballaden mitgesungen.
Als ihr bewusst wurde, dass Joe ihren Blick erwiderte, sagte sie: "Ich weiß jetzt, was du gemeint hast."
Er zog eine Augenbraue hoch und sah Lydia verständnislos an.
"Dass du die Situation nicht ausnutzen würdest, was Zärtlichkeiten und Sex betrifft. Du wolltest meine Seele ..." Unvermittelt unterbrach sie sich.
"Stehlen?"
"Nein, nicht ganz. Berühren, würde ich sagen. Das hast du auch getan.
Danke. Du hattest Recht, es war wunderschön."
Joe fuhr sich über das unrasierte Kinn und dann durchs Haar, das noch ganz zerzaust war. An diesem Morgen wirkte er entspannt und irgendwie jungenhaft charmant. Er stand auf und reckte und streckte sich. Während Lydia seine langen Beine, seine Taille, die schmalen Hüften und die breiten, kräftigen Schultern betrachtete, bekam sie Herzklopfen. Sie dachte darüber nach, dass er trotz der schmerzenden Schulter genauso viel und hart gearbeitet hatte wie die anderen Mitarbeiter auf der Farm. Es war eine wahre Freude gewesen, zu beobachten, mit welcher Leichtigkeit und Geschmeidigkeit er sich auf sein Pferd schwang und die Arbeit erledigte. Lydia konnte sich gut vorstellen, wie viel Willenskraft und Härte dazu gehörte, die Schmerzen zu ignorieren.
Joe Jordan ist mir ein Rätsel, gestand sie sich ein. Und dann wurde ihr bewusst, dass er "Lydia" gesagt hatte und sie ihn immer noch anschaute. Sie schluckte und mahnte sich, sich von seinem herrlichen Körper nicht zu sehr beeindrucken zu lassen.
"Ja?" stieß sie schließlich hervor.
"Ich denke, wir sollten unsere Sachen zusammenpacken und aufbrechen. Es ist noch früh, und wir schaffen es bestimmt, vor Sarah und Rolf zu Hause zu sein."
Plötzlich sprang sie auf. "Natürlich, das habe ich ganz vergessen.
Wenn niemand uns fragt, möchte ich lieber nicht darüber reden, dass wir unter freiem Himmel übernachtet haben."
Er lächelte. "Das habe ich mir gedacht. Wir wollen doch deinen guten Ruf
Weitere Kostenlose Bücher