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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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sagen.
    Das ist ein Trick. Ein Trick – ein beschissener gemeiner Trick.
    Wu drehte den Kopf, ohne Marco anzusehen. » Ich habe, was ich brauche, Doktor. Peking irrt sich. Mit Ihrem Tod wäre überhaupt nichts gewonnen.« Er klang angespannt. » Der Impfstoff gehört mir. Aber Sie können gehen. Bitte.«
    Aus dem Hauptgang ertönte ein schier unmenschliches Geheul, und Leichen strömten am Anmeldeschalter vorbei. Zögernd riskierte Marco es, etwas zu sagen: » Gehen…?«
    » Nach Hause«, sagte Wu. Er hob den Kopf und nickte mit resolut gerecktem Kinn. Schließlich sah er Marco doch an; seine Augen waren nun sanft wie grünes Milchglas wie die Kapellenfenster in Hemet, und in diesem Moment glaubte Marco ihm. Wu straffte sich.
    » China schuldet– ich schulde Ihnen das«, bekräftigte er und nickte noch einmal, als träfe er mit sich selbst eine Abmachung. Dabei bemerkte er nicht, dass ein Schemen mit steifen Gliedern sich hinter ihm vom Boden erhoben hatte und die Arme nach ihm ausstreckte…
    Marcos Augen weiteten sich entsetzt.
    » Wu!«, schrie er…
    …als Roger Ballards auferstandene Leiche Wu von hinten ansprang. Ihr Gesicht war verzerrt und kalkweiß, sie grub Wu die Zähne ins Genick und biss kraftvoll zu, und Marco sah hilflos mit an, wie der Nackenmuskel zerfetzt wurde und eine Fontäne aus Blut aufspritzte…
    …dann brach ein infernalischer Lärm los, als Wu einen schrillen Schrei ausstieß und die M9 abfeuerte; der ungezielte Schuss zerschmetterte eine Ampulle auf dem Gestell hinter Marco, und das ganze Labor hallte von dem ohrenbetäubenden Echo wider. Marco hörte sich auch schreien, überwältigt von seinen eigenen Sinnen und von der Tatsache, dass er noch lebte…
    …und er sah Wu rückwärts umkippen; Ballards blutige, zähnefletschende und knurrende Leiche warf ihn auf den Boden. Die Ampulle mit dem Impfstoff fiel Wu aus der linken Hand und rollte klirrend und sich drehend unter den Operationstisch. Der Sergeant schrie schmerzerfüllt auf. Er lag auf dem unverletzten Arm, sodass er sich nicht wehren konnte, als die Leiche wieder zubiss und einen glitzernden, mundgroßen Krater unter seinem Kinn aufriss.
    » Gottverdammt!«, brüllte Wu und befreite mit einem Ruck den Arm.
    Und dann ertönte der zweite Donnerschlag, als Wu Ballard die M9 unter die krumme Lippe rammte und den Abzug betätigte. Ballards Kopf explodierte wie ein Feuerwerk, wie ein roter Sternenausbruch aus Blut und Gehirnmasse. Splitter von gelblich verfärbten Zähnen wirbelten über die Fliesen auf Marco zu. Instinktiv riss er den Fuß weg und zog das Knie an die Brust. Ihm wurde übel.
    Ballards Körper fiel auf Wu, und ihr Blut verschmolz zu einer zähen Flüssigkeit.
    Roger Ballard war zurückgegeben worden.
    » Gottverdammt!«, kreischte Wu erneut. Rote Speicheltropfen flogen aus seinem Mund. Er schob Ballard von sich herunter und setzte sich mühsam auf. Er presste die Hände auf den aufgerissenen Nacken, aber die Wunde war zu groß, um die Blutung zu stoppen. Das Blut floss ihm durch die Finger und tropfte am Unterarm entlang zum Ellbogen. Er biss sich fest auf die Lippe und atmete schwer.
    Marco kam taumelnd auf die Beine. Es hatte ihm die Sprache verschlagen. Er stieß schon wieder gegen den Operationstisch und ging um ihn herum. Seine Gedanken überschlugen sich.
    Roger ist auferstanden.
    Der Impfstoff hat nicht gewirkt – oder vielleicht … vielleicht hat Roger …
    Und dann verstand er. Der Impfstoff hatte sehr wohl gewirkt, aber er war eben kein Heilmittel; auch wenn Roger das gesagt hatte. Der Impfstoff schützte die Menschen, die noch nicht infiziert worden waren. Aber Roger hatte sich zu spät geimpft, hatte viel zu lange gewartet, nachdem er gebissen worden war, sodass die Krankheit ihn schon befallen hatte. Die Auferstehung war die ganze verdammte Zeit in ihm gewesen, in seinem Blut– hatte geschlafen und geduldig gewartet, denn sie hatte das Gewebe nicht zu überwältigen vermocht, solange er noch am Leben war.
    Doch als er dann tot war, hatte sie die Kontrolle erlangt. Sich genommen, was sie wollte…
    Die gläsernen Ampullen klirrten hinter Marcos Rücken, als er sich gegen die Wand presste. Er blickte Wu über das Labor hinweg in die Augen. Die Beine des Sergeants zitterten und verursachten ein schwappendes Geräusch in der Blutpfütze. Die Finger beider Hände hatten sich zu Klauen verformt, weil die Muskulatur sich verkrampft hatte. Die M9, die er vorhin hatte fallen lassen, lag nutzlos neben dem

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