Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
Vom Netzwerk:
gezogen wurde. Das Glas selbst war nun auch zu einem Bestandteil dieses Infernos geworden. Es war glühend heiß. Die Handflächen warfen Blasen, die sofort aufplatzten und Wunden aus rohem, rosigem Fleisch hinterließen. Er schrie auf. Aber er hatte keine Wahl. Er stemmte sich gegen die Frontscheibe, machte einen Buckel und widersetzte sich der verrotteten Masse, die an seinen Beinen hing. Die Arme zitterten schon. Aber es gelang ihm, sich erst drei, dann sogar fünfzehn Zentimeter zurückzuziehen.
    Doch dann stach, begleitet von einem animalischen Knurren, eine aschgraue Hand aus dem Rauch und packte ihn direkt oberhalb des Knies; und im nächsten Moment schob sich auch der Kopf der Leiche ins Freie. Die Haare waren am Kopf verbrannt, und die braune Haut war zu weißen, gummiartigen Fetzen geschmolzen. Eine Augenhöhle war leer– die klaffende Wunde qualmte.
    Keuchend nahm Marco die Hände von der heißen Frontscheibe und stützte sich auf dem Straßenpflaster ab. Er schrie wieder auf, als sich winzige Splitter des zertrümmerten Sicherheitsglases in die aufgerissene Haut bohrten. Aus dem Fahrzeugwrack fegte ein Feuersturm über das Gesicht der Leiche. Dann rasten die Flammen auch über Marcos nackten Oberkörper hinweg. Befeuert von einem Adrenalinstoß und zusätzlich angetrieben vom Schmerz, robbte er noch etwa einen Meter weiter auf die Straße. Seine Stiefel kamen frei; um die Sohlen waberten ölige, übel riechende Rauchschwaden.
    Aber die Leiche wollte einfach nicht locker lassen. Sie ruckte heftig mit dem Kopf wie ein in Panik geratenes Tier, schürzte die Lippen und stieß ein Knurren aus. Dann stieß sie plötzlich den anderen Arm aus dem Fahrzeugwrack, hielt sich am Glas fest und zog sich nach draußen, bis der massige Körper des toten Mannes schließlich auf Marcos Beine fiel und sie einklemmte.
    Die Leiche brannte– der Rücken stand in Flammen. Fetzen einer schwarzen Militäruniform klebten an ihren verkohlten Muskeln. Ein Soldat. Mit dem einen Auge fixierte die Leiche Marco, und er spürte, wie sie ihm die Finger immer tiefer in die Kniekehle bohrte. Der Druck wurde stärker, bis er glaubte, die Kniescheibe würde abspringen.
    Er ist stark, der Scheißkerl.
    Marco kämpfte gegen ihn an und versuchte, die Panik zu unterdrücken, die nun auch in ihm aufstieg. Aber es war zwecklos. Die Leiche lastete nun mit ihrem ganzen Gewicht auf ihm. Der Soldat wog weit über hundert Kilo, ein Berg aus Sehnen und Muskeln. Mit klauenartigen Fingern zog er sich weiter an Marco hinauf, riss den Mund auf und wollte schon zubeißen…
    …doch mit einem schnellen Reflex wich Marco der zuschnappenden Leiche aus, stieß ihr kraftvoll den Daumen in die leere Augenhöhle und hakte ihn dort ein. Der Kopf der Leiche war blockiert. Sie schnappte wild in der Luft, war aber nicht mehr in der Lage, Marco ins Bein zu beißen.
    Marco stieß den Daumen noch tiefer in die Augenhöhle und spürte, wie er in eine ekelhafte breiige Masse im Schädel eindrang. Schwarze Flüssigkeit spritzte aus dem Loch. Marco krümmte sich. Er wusste aus Erfahrung, dass die Schnitte an den Händen nicht groß genug waren, um sein Blut mit der Auferstehung zu kontaminieren. Er hatte es sich schon vor Jahren abgewöhnt, sich wegen kleiner Kratzer verrückt zu machen, aber er hasste es trotzdem wie die Pest, mit Leichenblut besudelt zu werden.
    Komm schon, reiß dich zusammen und konzentriere dich, sagte er sich. Was nun?
    Ein erstickter Schrei auf der Straße gab ihm die Antwort.
    Er drehte den Kopf und suchte nach der Ursache des Geräuschs.
    Vier weitere Leichen waren aus dem Autoteilegeschäft an der Ecke aufgetaucht, schlurften auf ihn zu und gurgelten aus hungrigen Mäulern.
    Die brennende Leiche drohte Marco mit ihrem enormen Gewicht zu erdrücken. Mit einer schnellen Bewegung packte sie seinen freien Arm am Handgelenk und schlug ihn aufs Pflaster.
    Marco schrie auf. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Als wäre er am Boden festgenagelt.
    Die Leichen näherten sich unaufhaltsam ihrer Beute.
    5 . 4
    Marco kämpfte verzweifelt um sein Leben. Er bohrte den Daumen noch tiefer in die Augenhöhle des toten Soldaten und versuchte verzweifelt, ihn wegzuschieben. Doch die Leiche hatte ihn fest im Griff– ihre Zähne schnappten schon nach seinem Hals, waren nur noch ein paar Zentimeter von der pulsierenden Schlagader entfernt. Flammen züngelten auf dem Rücken der Leiche. Sie stank aus dem Mund– es war nicht etwa der Atem, sondern ein nach Exkrementen

Weitere Kostenlose Bücher