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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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Irrsinn. Er hielt den Atem an und drückte das Brecheisen noch tiefer in die schwarze Verkleidung, die den Salonwagen und den Speisewagen miteinander verband, und bog das Material auseinander.
    Weil der Speisewagen keine Außentüren hatte, konnte man sich am leichtesten Zutritt verschaffen, indem man in den kurzen Durchgang zwischen den Waggons einbrach. Marco hatte sich freiwillig gemeldet und an der unteren Ecke angesetzt, dem einzigen Bereich, den er zu erreichen vermochte. Der Durchgang befand sich in einer Höhe von drei Metern und verband die oberen Decks des Zugs miteinander. Marco hatte sich an den außen angebrachten Handläufen hinaufgeschwungen und sich auf einem gummiummantelten Stromkabel einen unsicheren Stand verschafft. In dieser ungünstigen Position konnte er die eiserne Brechstange nur mit Mühe ansetzen, und fast wäre er hinab in den Staub geschleudert worden, als die Brechstange zurückfederte.
    » Beeilen Sie sich«, befahl Wu. Er klang verärgert. » Wenn Sie trödeln, verursachen Sie nur noch mehr Geräusche.«
    » Das gilt auch für Reden«, sagte Marco schroff. » Halten Sie bitte die Klappe.«
    Er bewegte die Brechstange in der Lücke, wo die Verkleidung mit dem Waggon verschraubt war, hin und her. Seine Hände taten weh. Beim vierten oder fünften Zug spürte er, wie die Brandblasen an den Handflächen aufplatzten und eine wässrige Flüssigkeit zwischen den Fingern hervorquoll. Verdammte Scheiße, dachte er. Die Verkleidung bebte und wölbte sich, begleitet vom Rasseln gelockerter Ketten.
    Schweißtropfen spritzten aufs Metall und hinterließen dunkle, feuchte Stellen im Staub. Dann löste die Verkleidung sich schließlich mit einem durchdringenden Quietschen.
    Es hatte sich ein schmaler Spalt geöffnet– aber breit genug, um sich hindurchzuquetschen.
    » Na also«, sagte Marco atemlos. Erschöpft sprang er vom Zug herunter. » Wir sind drin.«
    » Noch nicht«, sagte Wu. » Da wäre immer noch die Verbindungstür zum Speisewagen.«
    Sechs Meter hinter ihnen stand der Jeep mit laufendem Motor auf einer Sanddüne. Das Gelände fiel neben der Piste steil ab. Marco hatte in einer gefährlichen Schräglage geparkt; schon als er schlingernd zum Stehen gekommen war, drohten die Räder im Sand wegzurutschen. Hastig hatte er sich mit der Glock bewaffnet, im Rucksack nach der Brechstange und einer Taschenlampe gekramt und die Campingtasche mitgenommen, um die Nahrungsmittel zu verstauen.
    Falls wir welche finden, sagte er sich. Vielleicht ist auch gar nichts mehr da. Je mehr er darüber nachdachte, desto weniger gefiel ihm die Idee.
    » Hey«, sagte er und drehte sich zu Wu um. » Haben Sie schon mal einen Stein gegen ein Hornissennest geworfen?«
    Wu runzelte die Stirn; er schien nicht zu begreifen. Also erklärte Marco es ihm:
    » Wie damals, als wir noch Kinder waren, verstehen Sie? Man findet ein Hornissennest– und zunächst passiert überhaupt nichts. Doch dann wirft man aus irgendeinem Grund, den wohl nur ein Kind versteht, einen Stein. Und dann nimmt man besser die Beine in die Hand, wenn tausend zornige Hornissen ausschwärmen, um einem in den Arsch zu stechen.«
    Wu sah ihn verständnislos an. Marco seufzte. » Na schön… dann hatten wir vielleicht verschiedene Kindheitserlebnisse. Ich will damit auch nur sagen, dass wir in diesem Moment vor einem riesigen, friedlichen Hornissennest aus Metall stehen. Bevor wir weitermachen, sollten wir kurz innehalten und uns fragen: Sind wir wirklich sicher, dass wir einen Stein dagegenwerfen wollen?«
    Wu ließ sich das durch den Kopf gehen. » Doktor«, sagte er schließlich, » sind Sie schon einmal gestochen worden?«
    » Äh, nein… ich bin bisher immer davongekommen.«
    » Na also«, sagte Wu. » Ich nämlich auch.«
    Nachdem diese Frage anscheinend geklärt war, packte Wu die Griffstange, schwang sich geschmeidig– scheinbar schwerelos, mit der Gewandtheit eines Akrobaten und perfekt synchronisierten Bewegungen– an der Wand des Zuges hinauf und bugsierte den Oberkörper in die Lücke. Einen Moment lang hingen die Beine aus dem Loch, dann strampelte er mit den Füßen, und die Dunkelheit verschluckte ihn.
    Marco wartete angespannt. Dann sah er, wie die Taschenlampe eingeschaltet wurde.
    » Alles klar«, ertönte Wus gedämpfte Stimme. » Kommen Sie schon.«
    Marco legte die Brechstange ab, doch dann überlegte er es sich anders und hob sie wieder auf. Mit der Glock im Holster und der Brechstange unter dem Arm kletterte er hinauf.

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