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Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Titel: Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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als aufwiegen.«
    »Jedenfalls scheint es zu funktionieren«, sagte Crane. »Sie haben eine bemerkenswert stabile Gesellschaft, Vorsitzender. Man könnte fast sagen, an der Grenze zur Utopie.«
    Tak Thonburi strich sich über seinen aufsässigen Haarwirbel. »Wir können nicht klagen.«
    »Auch wir haben keinen Grund zur Klage«, sagte der Mann mit dem spöttischen Lächeln. Naqi erkannte ihn wieder, er hieß Simon Matsubara. »Wären Sie nicht so konsequent für sich geblieben, dann wären Ihre Schieberforschungen ebenso hoffnungslos kompromittiert wie auf allen anderen Welten.«
    »Aber die Isolation ist doch nicht absolut?«
    Eine leise, aber befehlsgewohnte Stimme.
    Naqi sah sich nach dem Sprecher um. Es war Rafael Weir, der Mann, der als mögliches Sicherheitsrisiko ausgemacht worden war. Er war der unscheinbarste von den dreien, die aus Moreaus Shuttle gestiegen waren. Mit seinem Dutzendgesicht hätte er in fast jeder Menge untertauchen können. Hätte man sie nicht eigens auf ihn hingewiesen, er wäre der Letzte gewesen, den sie bemerkt hätte. Dabei war er nicht unattraktiv, er hatte nur keinerlei Ausstrahlung oder Charisma. Dem Sicherheitsbericht zufolge hatte er sich beim Besuch von Forschungsstationen mehrfach von der Hauptdelegation entfernt. Vielleicht war es ein Versehen – auch bei anderen Gelegenheiten war der eine oder andere Abgesandte abhanden gekommen –, aber allmählich sah es doch allzu sehr nach Absicht aus.
    »Nein«, antwortete Tak Thonburi. »Wir sind keine bedingungslosen Isolationisten, sonst hätten wir der Stimme des Abends niemals die Genehmigung erteilt, um Türkis in den Orbit zu gehen. Aber wir ermuntern auch niemanden, bei uns Station zu machen. Wir sind hoffentlich nicht weniger gastfreundlich als andere Welten, aber wir werben nicht um Besucher.«
    »Sind wir seit der Besiedlung die Ersten, die zu Ihnen kommen?«, fragte Weir.
    »Das erste Raumschiff?« Tak Thonburi schüttelte den Kopf. »Nein. Aber seit dem letzten sind eine Reihe von Jahren vergangen.«
    »Und das letzte war?«
    »Die Ruchlose Pelikan vor hundert Jahren.«
    »Was für ein komischer Zufall«, sagte Weir.
    Tak Thonburi betrachtete ihn mit schmalen Augen. »Zufall?«
    »Der nächste Planet, den die Pelikan anflog, war Haven, wenn ich mich nicht irre. Ursprünglich kam sie von Zion, aber dann unterbrach sie ihre Reise und ging um Türkis in den Orbit, um Handel zu treiben.« Er lächelte. »Und wir kommen von Haven. Damit besteht bereits eine wenn auch nur schwache historische Verbindung zwischen Ihrer und unserer Welt.«
    Thonburis Augen wurden noch schmaler. Er versuchte, Weirs Hintergedanken auszumachen, aber es gelang ihm offenbar nicht. »Wir reden nicht gerne über die Pelikan. Sie hat uns einen gewissen technischen Fortschritt gebracht – Verfahren zur Herstellung von Vakuumblasen, Informationstechnik –, aber auch erhebliche Unannehmlichkeiten verursacht. Die Wunden sind noch nicht völlig verheilt.«
    »Dann wollen wir hoffen, dass Sie unseren Besuch in angenehmerer Erinnerung behalten«, sagte Weir.
    Amesha Crane nickte und tastete nach einem der silbernen Schmuckstücke in ihrem Haar. »Einverstanden. Die Zeichen stehen immerhin günstig. Wir sind wohl genau im richtigen Moment gekommen.« Sie wandte sich an Naqi. »Ich finde das Seemauer-Projekt faszinierend, und damit spreche ich sicher im Namen der gesamten Vahishta-Delegation. Ich kann Ihnen auch sagen, dass bisher noch niemand etwas dergleichen versucht hat. Verraten Sie mir eins, von Forscher zu Forscher: Glauben Sie wirklich, dass es Erfolg haben wird?«
    »Das werden wir erst wissen, wenn wir es versucht haben«, antwortete Naqi. Jede andere Antwort wäre ein politisches Hasardspiel gewesen: zu viel Optimismus, und die Politiker hätten sich gefragt, wozu das teure Projekt überhaupt gebraucht würde. Zu viel Pessimismus, und sie hätten genau die gleiche Frage gestellt.
    »Dennoch faszinierend.« Crane sah Naqi so verständnisinnig an, als wüsste sie über ihr Dilemma genau Bescheid. »Wenn ich recht unterrichtet bin, steht der erste Durchlauf des Experiments unmittelbar bevor.«
    »Wenn man berücksichtigt, dass wir zwanzig Jahre gebraucht haben, um so weit zu kommen, ist dieser Ausdruck vielleicht angebracht. Aber wir sprechen immer noch von drei bis vier Monaten, wenn nicht noch länger. Wir wollen nichts überstürzen.«
    »Das ist aber ein Jammer.« Crane hatte sich Thonburi zugewandt. »In drei bis vier Monaten sind wir vielleicht

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