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Rheinsteigmord - Kriminalroman

Rheinsteigmord - Kriminalroman

Titel: Rheinsteigmord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Schallschutzwänden. Fred kam an eine Stelle, an der sich an einem Fachwerkhaus der Weg teilte und verwirrend beschildert war. Zwei Wegweiser zeigten zum Ehrenmal, geradeaus und links. Fred fragte eine Frau, die einen Kinderwagen vor sich herschob, welchen man normalerweise nahm, und sie wies den Berg hinauf.
    »Das ist der schönere«, sagte sie. »Der andere ist für Autos.«
    Er überschlug, wie weit sein Bulli entfernt stand. Lohnte es sich, ihn zu holen und raufzufahren?
    »Aber Sie kommen mit dem Wagen nicht durch«, fügte die Frau hinzu. »Da gibt’s eine Schranke, die ist meistens geschlossen.«
    Er bedankte sich und ging weiter, vorbei an einem Hinweisschild. Hunde sind an der Leine zu führen, stand darauf. Verunreinigungen, die durch Hunde verursacht werden, sind vom Halter zu beseitigen. Am Pfahl darunter klebte das blau-weiße Rheinsteig-Logo. Ein sauberer Wanderweg war das – zumindest in Rheinbrohl.
    Wenig später rauschte unter Fred der Autoverkehr; die schmale Straße hatte die Häuser zurückgelassen und verlief nun oberhalb der B42. Fred kam ins Schwitzen, als er sich beeilte weiterzukommen. Links und rechts lagen nun eingezäunte Gartengrundstücke. Bald war der Asphaltbelag zu Ende, und es gab nur noch einen Feldweg mit ausgefahrenen Rinnen und einem Grasbuckel in der Mitte. Als auf der linken Seite eine Schutzhütte mit zwei Bänken und Kruzifix auftauchte, glaubte Fred schon, am Ziel zu sein. Aber das war nur eine Zwischenstation.
    Sein Herzschlag hämmerte. Er war die Anstrengung nicht gewohnt. Als Detektiv hatte er keine Verfolgungsjagden zu absolvieren, sondern wurde von Charly meistens mit Überwachungen beauftragt, bei denen er entweder stundenlang herumstand oder im Wagen saß.
    Er widerstand dem Bedürfnis, sich auf einer der Bänke auszuruhen, und ging weiter. Der Weg schrumpfte zu einem schmalen Pfad und führte über einen Wiesenabhang. Dahinter erstreckte sich das Rheintalpanorama: die glänzende Fläche des Flusses, der von hier oben wie ein unbewegliches Metallband wirkte. Auf der gegenüberliegenden Seite waren Häuser auszumachen, die wie Bauklötze nebeneinanderstanden. Rechts lag die Ebene, über die Fred mit dem Bulli gekommen war.
    Als er die Wiese hinter sich gelassen hatte, wurde der Pfad noch enger und schwang sich in Kurven zwischen Büschen hindurch. Fred erkannte etwas Weißes, das durch die Blätter schimmerte, dazu ein dunkles Dach. Das Ehrenmal.
    Es war keine Mauer, keine Skulptur, kein Denkmal im üblichen Sinne. Es war ein kleines Gebäude mit hochgezogenem Dach, das wie eine Kapelle aussah. Die Vorderseite, eingerahmt von sauber gestutztem Buchsbaum und zwei wehenden Fahnen an hohen Masten, blickte über einen glatt geharkten Vorplatz bis zu einem Geländer, hinter dem es steil ins Tal hinunterging. Ein Unterstand bot Wanderern Schutz, Bänke luden zum Ausruhen ein. Eine Tafel enthielt die wichtigsten Informationen über das Regiment, dem das Ehrenmal gewidmet war. Fred ging an die Brüstung, legte die Hände auf die dicken Metallverstrebungen und sah in die Tiefe. Auf dem Rhein schoben sich Frachtschiffe voran. Von hier oben wirkten sie so langsam wie Schnecken.
    Als er wieder zu Atem gekommen war, versuchte er, die Tür des Gebäudes zu öffnen, doch sie war verschlossen. Ein kleines Fenster gewährte einen Blick ins Innere. Fred trat näher, und im Innenraum ging ein Licht an. Er erkannte einen grauen Stein, der am Boden lag, und an der rückwärtigen Wand ein Bild, das reliefartig hervortrat. Es zeigte eine geisterhafte Gestalt über dahinjagenden Reitern.
    Das Ehrenmal war nicht der höchste Punkt der Rheinbrohler Ley. Der Pfad strebte über eine Wiese mit vereinzelten Bäumen noch weiter hinauf, einer Stelle zu, wo ebenfalls eine Fahne flatterte – in Blau und Weiß, den Farben des Rheinsteigs. Fred folgte dem schmalen, felsigen Weg, neben dem der Hang steil ins Tal hinabstürzte, und erreichte eine Schutzhütte. Hier war die höchste Erhebung. Die eigentliche sogenannte Ley. Hinter der Schutzhütte verlief der Pfad zunächst parallel zum Abhang und ging dann weiter, über eine kahle Fläche mit vereinzelten Büschen. Wenn man ihm folgte, kam man irgendwann in Wiesbaden an.
    Mit Hummeln in den Beinen beugte sich Fred über die Barriere. Der Wind trocknete seinen Schweiß. Tief unten quetschte sich die Bundesstraße an den Fuß des Felsens und daran vorbei, zum nächsten Rheinort. Hammerstein. Wie eine Kompanie bunter Käfer krochen die Autos auf dem

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