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Rheinsteigmord - Kriminalroman

Rheinsteigmord - Kriminalroman

Titel: Rheinsteigmord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Tal und nach einer Kurve den Berg hinauf in den Wald führte. Links neben Chandlers Reifen fiel der Hang in ein tief eingekerbtes Tal ab. Fred erkannte dort unten Gebäude, musste sich aber auf den löchrigen Asphalt des Sträßchens konzentrieren. Es ging immer weiter bergauf – manchmal gerade, manchmal in weiten Kurven, und innerhalb von Minuten kam es Fred vor, als befände er sich weitab jeder Zivilisation.
    Chandlers Getriebe in den Kehren malträtierend, erwartete er jeden Moment Gegenverkehr. Der Platz hätte kaum ausgereicht, um auszuweichen. Aber Fred war ganz allein auf dieser abgeschiedenen Strecke. Er sah kein Auto, kein Fahrrad, keinen Menschen. Gleichmäßig zogen die schwarz-weißen Begrenzungspfähle vorbei.
    Ein weiteres Schild tauchte auf: Rockenfeld 5   km . Eine Abzweigung. Entlang der Straße ein Zaun, der eine Schonung abgrenzte. Chandlers Federung quietschte. Fred drosselte das Tempo. Mitten im Wald, hinter einer Steigung, tauchte an einer Kreuzung ein Wanderparkplatz auf. Hölzerne Pfeile wiesen in verschiedene Richtungen. Die Ziele hatten wohl nichts mit Rockenfeld zu tun: Limeswanderweg, Köhlerhütte, Annahof.
    Fred vermutete, dass er rechts weitermusste. Die Straße wurde hier etwas glatter, der Wald tiefer.
    Wände versperrten links und rechts des Weges die Sicht, und Fred drosselte wieder das Tempo. Die Wände, die wie ein offenes Tor nur die Straße durchließen, waren Zäune, die aus dicht aneinandergesetzten Pfählen bestanden. Die Konstruktion erinnerte Fred an die Begrenzung des berühmten Dorfes von Asterix und Obelix. Sie reichte aber nur wenige Meter weit. Dahinter verlor sich ein überwachsener niedriger Wall im Wald.
    Fred wurde klar, was das war: der Limes. Der kleine Wall war der Überrest dieser fast zweitausend Jahre alten Grenzbefestigung, die Holzkonstruktion ein modernes Zeichen dafür, dass man sie hier gerade durchquerte.
    Dahinter säumte Wald die eine Seite der Straße, auf der anderen lagen ausgedehnte Weiden. Ein Hinweisschild verwies auf die Überreste eines Limesturms ganz in der Nähe.
    Mitten in den Wiesen lag ein landwirtschaftliches Anwesen. Der ausgeschilderte Annahof? Nein, der musste sich in der anderen Richtung befinden. Ein weiteres Schild bat um langsames Fahren wegen frei laufender Kühe.
    Fred versuchte, sich an das Video zu erinnern. In dem Film war eine schmale Teerstraße wie diese zu sehen gewesen. In den wenigen Momenten, in denen die Kamera keine brennenden Häuser, Feuerwehrmänner oder die Bevölkerung gezeigt hatte, war der Blick auf freies Feld gegangen.
    Wieder verschluckte der Wald die Straße, deren Belag sich nach und nach aufzulösen schien. Splitt prasselte von unten gegen die Karosserie. Die Teerstraße ging in einen unbefestigten Waldweg über. Holzstämme lagerten am Wegesrand. Hier im Wald war es noch matschig vom Regen der letzten Tage. Fred fuhr noch langsamer. Er wollte nicht riskieren, mit Chandler im Schlamm stecken zu bleiben.
    An einer Abzweigung nach links zeigte ein Schild in die Richtung, aus der er gekommen war: Rheinbrohl 8   km .
    Das hieß nach Adam Riese nichts anderes, als dass er am Ziel war. Aber wo genau war der Platz, an dem die Häuser gestanden hatten? War der Wald in den gut vierzig Jahren wirklich so hoch gewachsen?
    Was nun? Ringsum war nichts als Wald, und die Straße verwandelte sich hinter einem runden weißen Schild mit rotem Rand in eine Matschwüste. Erst jetzt bemerkte Fred, dass der Weg, der nach links führte, ein Stück weiter von einer rot-weißen Schranke versperrt wurde.
    Er rangierte Chandler so an den Wegesrand, dass ein anderes Fahrzeug notfalls genug Platz hatte, um vorbeizukommen, und stieg aus.
    Nach der langen Rumpelei über den buckligen Asphalt traf ihn die Stille wie eine Erlösung. Er atmete tief durch und schmeckte die Luft, die nach Erde und Holz roch. Hinter der Schranke glaubte er etwas von dem Gelände auf dem Video wiederzuerkennen: den Blick auf das weite Feld und einen Horizont aus sanften Hügeln auf der einen Seite und den in den Wald auf der anderen.
    Die Autos hatten bei dem Brand entlang des Feldes geparkt.
    Links und rechts säumten Bäume den Weg. Dazwischen gab es immer wieder freie Plätze, die von Asphaltresten oder Schotter bedeckt waren. Auf einer großen Lichtung ragte ein einsamer Kamin auf. Am Rand stand eine verschlossene Holzhütte. Sicher hatte sie etwas mit der Rockenfelder Kirmes zu tun, die hier jedes Jahr gefeiert wurde. Immer am 1.   Mai, erinnerte

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