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Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Titel: Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Kartenspielerei nicht oder das Hammerwerfen oder… Man mußte ja nicht alles im Leben machen.
    Am Flughafen in Mailand wurden sie von Longhi empfangen. Der feuchte Boden verwies auf ein jüngst niedergegangenes Gewitter. Es war schrecklich schwül, draußen tropften die Dächer, drinnen tropften die Leute. Nicht aber Longhi, der zu diesen Menschen gehörte, die nie zu schwitzen schienen, die auch bei der schrecklichsten Hitze noch Krawatte und Jackett trugen und den Geruch eines Marmortisches verströmten.
    Marmortische riechen doch nicht. – Richtig.
    Es ist ganz bezeichnend, daß Richard Lukastik, bei dem es sich ja genaugenommen nicht um einen Menschen, sondern eine Maschine handelte, daß er also sehr wohl schwitzte und roch, während Longhi, der Mensch, kalt und trocken und unantastbar war und die Souveränität des Anorganischen besaß.
    »Meine Frau«, stellte Lukastik seine Schwester vor.
    Passenderweise hatte Alexa nach ihren beiden Ehen wieder ihren Mädchennamen angenommen, hieß also Lukastik. Dazu kam, was bereits Frau Leda erwähnt hatte, nämlich die äußerliche Ähnlichkeit von Bruder und Schwester. Eine Ähnlichkeit, die geradezu als Indiz dafür galt, es hier tatsächlich mit einem Ehepaar zu tun zu haben.
    »Es freut mich«, sagte Longhi und reichte Alexa die Hand. Es freute ihn tatsächlich. Denn so kühl und kalt er auch sein mochte, ein Ästhet war er trotzdem. Und wie viele Frauen laufen einem heutzutage noch über den Weg, die elegant und würdevoll und erhaben anmuten? Nicht einmal mehr im Kino, wo die Weiber aussehen, als hätte man sie alle aus einer L’Oreal-Tube herausgequetscht.
    Longhi brachte die beiden Lukastiks nach draußen, wo sein Wagen im obligaten Halteverbot parkte. Nicht irgendein lächerlicher Dienstwagen, kein Alfa oder Fiat, auch kein Ferrari, da Longhi ja weder Zuhälter noch Fußballspieler war. Statt dessen stand hier ein wunderschöner, weichselrot in die dunstige Luft hinausstrahlender Lancia Delta S4 Stradale. Und es gehörte zu einem jener tiefsinnig unzugänglichen Zufälle, daß diese domestizierte Straßenversion eines ursprünglich allein zum Töten konstruierten Ralleyfahrzeugs im Jahre 1985 in einer kleinen Stückzahl auf den Markt gekommen war, also genau in dem Jahr, da Thomas Bernhards Prosastück Alte Meister erschienen war.
    »Ein schöner Wagen«, kommentierte Chefinspektor Lukastik und dachte jetzt an Olanders BMW M1, welcher im Moment in der Universumstraße parkte. Was im Grunde verrückt war, einen solchen Wagen in einer solchen Straße ungeschützt stehenzulassen. Aber die in dieser Gegend allgewaltige Frau Leda hatte rasch in Umlauf bringen lassen, wem dieser Wagen gehörte und daß es besser war, dem Vehikel nicht zu nahe zu kommen.
    »Das ist ein Zweisitzer«, stellte Alexa fest.
    »Richtig«, sagte Longhi. »Ich wußte nicht, daß Herr Lukastik in Begleitung kommt. Was ich übrigens eine reizende Idee finde. Endlich ein Mann, der seine eigene Frau mitnimmt. Was ich sehr gut verstehen kann.«
    Longhi funkelte Alexa an, als hätte er soeben ein Klischee in sich entdeckt. Das Klischee des italienischen Manns, der sofort bereit ist, für eine schöne und interessante Frau in den Krieg zu ziehen.
    Wozu Longhi nun aber tatsächlich bereit war, überstieg eine militärische Aktion noch. Er sagte, sich an Lukastik wendend: »Nehmen Sie meinen Wagen. Ich rufe mir ein Taxi.«
    Auch wies er darauf hin, daß der Lancia über ein Navigationssystem verfüge. Womit sich der Kollege Lukastik ja sicher auskenne.
    Nun, Navigationssysteme mochte Lukastik so wenig wie Handys. Aber er nickte.
    Longhi fragte, ob Lukastik für seine neuerliche Untersuchung in Mailand wieder einen Dolmetscher benötige.
    »Meine Frau spricht ein wenig Italienisch. Das dürfte ausreichen.«
    Nochmals betonte Longhi, wie gut er es finde, daß Frau Lukastik ihren Mann bei der Arbeit begleite.
    »Es soll eher ein Urlaub werden«, relativierte Lukastik.
    »Das wünsche ich Ihnen«, sagte Longhi, der natürlich darüber informiert war, daß Lukastik vorhatte, ein weiteres Mal die ehemalige Wohnung Giorgio Straubs aufzusuchen. Allerdings schien Longhi desinteressiert an den Gründen dafür. Typisch Longhi. Er ließ den Dingen ihren Lauf. Wobei es kaum vorstellbar war, daß er diesen Lauf nicht beobachtete.
    Longhi winkte einem Taxi. Er war ein Mann, der wirklich bloß zu winken brauchte. Das Taxi kam. Longhi verabschiedete sich mit einer duftenden Geste bei Alexa – praktisch den

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