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Richter 07

Richter 07

Titel: Richter 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gulik
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von meinem Kollegen Amtmann Lo freigekauft zu werden, und daß sie sehr enttäuscht war, als sie ihren Irrtum erkannte. Hierauf schaute sie sofort nach einem anderen Beschützer aus, wodurch bewiesen wird, daß sie nach einem Liebhaber suchte, der bereit war, sie von hier fortzuführen und zu heiraten. So verhielt es sich doch?«
    »In der Tat strebte sie eifrig danach, Herr! Nur allzu oft sagte sie mir und den anderen Mädchen, eine zur Blumenkönigin erwählte Frau habe die einzigartige Gelegenheit, einen reichen Beschützer zu finden und sich eine sichere Lebensgrundlage zu verschaffen.«
    »Genau so ist es. Wie konnte es also geschehen, daß sie das Angebot eines so hochstehenden und wohlhabenden Freiers, wie es doch der verstorbene Akademiker Li Liän war, ausschlug?«
    »Ich habe mich auch darüber gewundert, Herr! Als ich mit den anderen Mädchen über diese Sache sprach, meinten wir alle, sie müsse einen triftigen Grund gehabt haben, aber den konnten wir nicht einmal erraten. Es war immer etwas Heimliches in ihrem Verkehr; wir erfuhren nie, an welchem Ort sie … eh … zusammen schäkerten. Er lud sie zu allen seinen Festlichkeiten ein, doch nach dem Essen machten sie niemals Gebrauch von den separaten Räumen, die in den Restaurants zur Verfügung stehen. Auch begleitete sie ihn niemals zu seiner eigenen Herberge. Nachdem ich gehört hatte, daß der Akademiker ihretwegen Selbstmord verübt hatte, war ich …« Sie wurde rot und warf einen scheuen Blick auf den Richter. »Nun, ich möchte sagen, ich war etwas neugierig, zu erfahren, auf welche Weise die beiden zu ihrem Vergnügen zusammenkamen. Daher fragte ich die alte Kammerfrau der Blumenkönigin aus. Doch diese sagte, der Akademiker hätte nur ein einziges Mal den Roten Pavillon aufgesucht, und das war am selben Abend, an dem er Selbstmord beging. Und bei dieser Gelegenheit führten sie nur eine kurze Unterredung. Natürlich genießt die Blumenkönigin volle Freiheit auf der Insel, auf der es viele heimliche Nester gibt, wo sie sich mit ihren Liebsten treffen kann. Gestern nachmittag erkühnte ich mich, sie selbst zu fragen, doch fertigte sie mich kurz ab und sagte, ich solle mich um meine eigenen Sachen kümmern. Ich fand das ziemlich merkwürdig, denn sonst schilderte sie uns stets ihre Liebeserfahrungen in allen Einzelheiten. Ich erinnere mich, daß wir furchtbar lachen mußten, als sie uns beschrieb, wie komisch sich der dicke Amtmann Lo anstellte, wenn er …«
    »Genug!« fiel ihr Richter Di hastig ins Wort. »Ihr seid eine gute Sängerin, habe ich gehört. Mein Gehilfe erzählte mir, daß Euch ein gewisses Fräulein Ling, eine frühere Kurtisane, Stunden gibt.«
    »Mir war unbekannt, daß Euer Gefährte so schwatzhaft ist!« sagte das Mädchen mit einem vorwurfsvollen Blick auf Ma Jung. »Wenn die anderen Mädchen Wind davon bekommen, werden sie Fräulein Ling auch für sich haben wollen, und bald werden sie dieselben Lieder singen wie ich!«
    »Wir halten das geheim!« sagte der Richter lächelnd. »Ich möchte gern mit Fräulein Ling sprechen, versteht Ihr, über vergangene Zeiten hierorts. Ich möchte nicht, daß die geplante Unterredung anderweitig bekannt wird, deshalb kann ich Fräulein Ling nicht offiziell vorladen. Euch überlasse ich es, einen geeigneten Treffpunkt zu wählen.«
    »Das wird schwierig sein, Herr«, sagte sie mit verdüsterter Miene. »Zufällig war ich eben bei ihr. Sie wollte mich nicht ins Haus lassen, da sie, wie sie durch den Türspalt sagte, fürchterlich huste und die Stunden auf die nächste Woche verschieben müsse.«
    »Sie wird nicht so krank sein, daß sie nicht ein paar einfache Fragen beantworten könnte«, bemerkte Richter Di trocken. »Geht und bereitet sie vor, daß Ihr in einer Stunde oder so zusammen mit mir zu ihr zurückkommen werdet.« Er erhob sich und setzte hinzu: »Ich komme später wieder hier vorbei.«
    Silberfee führte sie feierlich zur Tür. Draußen sagte der Richter zu Ma Jung:
    »Ich möchte Tau Pan-te dabei haben, wenn ich Fräulein Ling befrage, weil er wertvolle Hinweise geben könnte. Wir wollen uns da drüben in der Weinschenke erkundigen, wo wir ihn auftreiben können!«
    Sie hatten Glück; vom Geschäftsführer erfuhren sie, daß sich Tau Pan-te zufällig bei ihm eingefunden habe. Er war im Lager hinter dem Lokal, wo er eine Reihe neu angekommener Weinkrüge besichtigen wollte.
    Sie trafen Tau über einen großen irdenen, tonversiegelten Krug gebeugt an. Er entschuldigte sich

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