Riedripp: Kriminalroman (German Edition)
Geisterpressung
Das Buch Kohelet
7:7 Besser, die Mahnrede eines Gebildeten anhören, als dem Gesang der Ungebildeten lauschen;
7:6 denn wie das Prasseln der Dornen unter dem Kessel, so ist das Lachen des Ungebildeten. – Aber auch das ist Windhauch, denn:
7:7 Erpressung verblendet den Gebildeten, und Bestechung verdirbt den Verstand.
Auf der Rückfahrt vom Krankenhaus nach Riedhagen regelte Cäci mit ihrer Mama Frieda Tobis Verbleib für die nächsten Tage, da dieser sich immer noch weigerte, nach Hause zu gehen. Es war etwas umständlich, da ich ihr das Handy während der Fahrt ans Ohr halten musste. Ich hätte mich gern, wie gewohnt, mit beiden Händen am Sicherheitsgurt festgehalten. Die Stimmung in Cäcis rotem Wagen war zunächst auch etwas ungemütlich, nachdem ich Cäci auf freundschaftliche Art zu erklären versuchte, dass ich auch in dieser Situation nicht am Steuer dieses Wagens sitzen würde. Tobi bot sich freundlicherweise an zu fahren, aber in Anbetracht vorheriger Ereignisse schien es Cäci und mir unangemessen zu sein, einen von der Polizei gesuchten, führerscheinlosen Schüler, der sich vor Kurzem noch erhängen wollte, ans Volant des Kleinwagens zu lassen.
Frieda, meine Möchtegern-Schwiegermutter, war außer sich vor Wut. Selten hatte ich sie so in Rage erlebt. Ihr mächtiger Busen, der umgekehrt proportional zu dem ihrer Tochter entwickelt war, schaukelte wie das Hinterteil einer fliehenden Elefantenkuh. Sie hob die prallen Arme nach oben und klagte:
»Das geht so nicht, nein, so geht das wirklich nicht weiter!«
Sie zog einen Küchenhocker an die Anrichte, ließ sich krachend darauf nieder und fixierte mit energischem Daumendruck eine widerspenstige Zitronenscheibe, die es zweimal gewagt hatte, das auf ihr thronende Petersiliensträußchen abzuschütteln.
»Verdammter Peterling! So gehts einfach nicht mehr weiter, da kann ich ja den Laden dichtmachen.«
Betroffen standen wir um den riesigen, altmodischen Gasherd, der das duftende und rauchende Zentrum der antiquierten Küche bildete.
»Schau dir die Pfanne an, zwei Schnitzel! Zwei! Da schwimmen sonst acht im Butterschmalz, acht, um diese Zeit. Verdammt noch mal, wofür arbeite ich überhaupt noch? Die wird sowieso mal Psychologin, das Fräulein, wer solls dann übernehmen?«
Sie schielte zu mir her.
»Wer solls dann übernehmen? Eigentlich ists ja eine Goldgrube.«
Sie schielte wieder zu mir her.
»Aber jetzt, seit man die Leiche von der Alexandra im Ried gefunden hat und die Polizei da ständig rumspringt, hocken die alle nur noch in der Riedwirtschaft. Die sind nur wunderfitzig, nichts anderes. Und habt ihr heute in der Schwäbischen gelesen, wie die inserieren? Die werben regelrecht mit dem, was da im Ried passiert ist. Und ein paar Seiten weiter vorn steht der Artikel mit dem Totenschädel, den die Skisteckendeppen gestern gefunden haben. Die bieten jetzt ein Gruselessen an, und schon ist die Bude proppevoll. Die haben sofort reagiert, als sie das mit dem Schädel mitbekommen haben. Das nenne ich geschäftstüchtig! Und wenn morgen die Leute das lesen, was heute noch mit Alexandras Kreuz passiert ist, dann kann ich hier erst recht dichtmachen.«
Drohend hob sie das unschuldige Petersiliensträußchen in die Luft und fauchte weiter:
»Und die Schnitzel, die sind im Ried gewiss nicht besser als bei uns. Da, guckt her, echtes Butterschmalz, daumendick in der Pfanne. Und jetzt? Kein Mensch kommt mehr, nicht einmal mehr die Skisteckendeppen, die nehmen jetzt die kleine Tour. Haha, nur wunderfitzig sind die, das ist die reine Neugier, anstatt man dem armen Mädchen seine Ruhe im Ried lässt. Und jetzt auch noch das Geschwätz vom Riedweib, ja, so ein Nunsens, sind die denn alle verrückt? Da sieht jemand eine Frau im Ried und schon soll es ein Gespenst sein oder ein Geist von der Frau vom Schwaazen Vere. So ein ausgemachter Nunsens!«
»Nonsens!«
»Halt duuu bloß deine lose Gosch«, forschte sie mich an, »ihr habt doch die Mär vom Riedweible aufgebracht, bloß weil ihr euch vor einer Pilzsammlerin oder so einer Skisteckenkuh, die zum Brunzen musste, erschreckt habt.«
»Ja, was sollen wir denn tun? Sollen wir uns als Riedweible verkleiden und nachts vor deinem Ochsen herumgeistern?«, fragte ich.
»Verarsch mich nicht!«
Frieda stand plötzlich auf und schaute mich listig an:
»Hhmm, so schlecht ist die Idee gar nicht, wenn ich mir das richtig überlege. Lasst mir einen Augenblick Zeit. Setzt euch ins
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