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Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes

Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes

Titel: Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keri Arthur
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sagte er die Wahrheit. Er wusste nicht, wer ihm den Auftrag erteilt hatte, die Frau umzubringen. Wie immer hatte er seine Anweisungen über das Telefon erhalten, von derselben Stimme wie immer. Sie war tief und ohne jede Betonung, als ob er nicht mit einem Menschen, sondern mit einer Maschine spräche. Der Auftrag war simpel. Töte die beiden Frauen an Tisch sechzehn.
    Wieso hatte er dann nicht auf Roberta gewartet, bevor er geschossen hatte?
    Der Geruch wurde intensiver und erinnerte jetzt mehr an fauligen Abfall als an Scheiße. Ich rümpfte die Nase und versuchte ihn nicht weiter zu beachten ebenso wie die Angst, die auf meiner Haut kribbelte.
    Die Antworten genügten mir nicht, also drang ich in sein Gedächtnis vor. Ich sah ein großes Haus inmitten eines üppigen Gartens. Hier gab es mehr solcher Wesen wie ihn, schwarze Geister, die auf Tötungsaufträge warteten. Und in riesigen Käfigen saßen noch andere. Blaue Wesen mit regenbogenfarbenen Flügeln. Männer und Frauen mit Gesichtern von Greifvögeln und Klauen von Dämonen. Meerjungfrauen und Meermänner und Gott weiß was noch.
    Es war keine Armee, nicht einmal eine Einheit, aber es waren genug, um in ein paar Jahren zu einer Armee angewachsen zu sein. In dem Labor, aus dem diese Wesen stammten, hatte man offenbar das Geheimnis erfolgreicher Kreuzungen von nichtmenschlichen Rassen entdeckt. Es spielte keine Rolle, ob ihre Erfolgsrate hoch oder niedrig war. Sie waren dabei, eine Armee von Monstern aufzubauen, schufen Lebewesen, die sich die Natur hervorzubringen weigerte, und sie hatten nur eine Aufgabe: zu töten.
    Ich versuchte, noch weiter einzutauchen, noch mehr Informationen zu erhalten, aber die Luft war so dick und stank so entsetzlich nach Fäule, dass ich würgte und mich nicht konzentrieren konnte.
    Ich schob meine Gedanken beiseite und sah ihm in die Augen. Dort sah ich den Tod, und er kam schnell näher. Auf einmal bemerkte ich, dass sein Gesicht ganz mager wirkte, als hätte er in den letzten Minuten sehr viel Gewicht verloren. Seine Haut brannte wie Feuer unter meinen Schienbeinen und meinem Hinterteil.
    Auf einmal fiel der Groschen bei mir, und der Tod in seinen Augen bekam einen Sinn.
    Misha hatte einmal davon gesprochen, was für einen Supersoldaten man erschaffen konnte, wenn man es schaffte, das Geheimnis der Vampire, der Werwölfe und anderer Nichtmenschen zu entschlüsseln. Eine solche Macht wäre kaum noch aufzuhalten, hatte er gemeint. Dabei hatte er nur nicht an die neuen Fähigkeiten gedacht, wie beispielsweise, dass sie sich auflösten, wenn sie gefangen wurden und dadurch jeden Versuch vereitelten, Informationen weiterzugeben.
    Der Mann wurde immer heißer, er verbrannte. Ich rollte mich von ihm herunter und hielt die Waffe bereit, falls er versuchen sollte, sich zu bewegen. Das tat er nicht. Er konnte es gar nicht.
    Er riss die grauen Augen weit auf, und in ihnen war nur noch der Tod. Nur dass es diesmal sein Tod war, nicht meiner. Und nachdem ihm das bewusst geworden war, war ihm das Lachen vergangen. Er öffnete die schmalen Lippen zu einem Schrei, doch es war kein Laut zu hören. Stattdessen sprudelte nur Blut hervor. Unter seinem gesamten Körper bildete sich eine Wasserpfütze, und aus seinen Beinen stieg Dampf auf. Was für eine fürchterliche Art zu sterben.
    Ich konnte nicht hier sitzen und zusehen, wie er mit quälender Langsamkeit dahinsiechte. Das war kein Tod. Das war Folter, und einen solchen Abgang hatte niemand, nicht einmal eine Missgeburt aus dem Labor, verdient. Ich berührte seinen Arm und zuckte zurück, weil er so heiß war. Seine Haut wellte sich, als wäre die Masse darunter geschmolzen. »Willst du ein schnelles Ende?« Er sah mir in die Augen. »So war das nicht verabredet.« Er klang heiser und konnte vor Schmerzen kaum sprechen. »Sie haben mir etwas ganz anderes erzählt.«
    Sie hatten ihre Kreaturen belogen. Keine große Überraschung. Die Leute, die hinter dem Ganzen steckten, hatten sich bislang nicht durch moralischen Anstand hervorgetan, und das Lügen zählte sicher noch zu ihren geringeren Sünden.
    Und Misha war einer von ihnen. Das durfte ich nicht vergessen. Nie.
    Der Körper des Schattenwesens fiel in extremer Zeitlupe wie ein Zelt in sich zusammen. Von dem Körper stieg Rauch auf, und der Gestank von geschmortem Fleisch wurde unerträglich.
    »Wünschst du dir einen schnellen Tod?«, wiederholte ich, schluckte die aufsteigende Galle hinunter und konnte kaum dem Drang widerstehen, vor diesem

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