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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Organpascher im allgemeinen keine Sadisten. Dazu ist ihre Ware zu kostbar. Sie hätten keine Spielchen mit ihr gespielt, es sei denn, sie hatten persönliche Rachegefühle oder so etwas.«
    »Mein Gott, Sie spielen ein raues Spiel, Sir«, sagte Hartmann. »Wie können Sie des Nachts schlafen, bei alledem, was Sie wissen?«
    »Das ist allein meine Sache, Doktor. Besteht Ihrer Meinung nach die Möglichkeit, daß man Charlotte Chambers auf diese Weise behandelt hat und sie deswegen in Katatonie gefallen ist?«
    »Nicht, wenn man alles auf einmal mit ihr gemacht hat. Wir hätten sie zurückholen können, wenn alles auf einmal geschehen wäre. Ich vermute, man hat sie immer und immer wieder zu Tode verängstigt. Wie lange befand sie sich in der Gewalt der Entführer?«
    »Neun Tage.«
    Hartmanns Gesicht zeigte nun einen noch gequälteren Ausdruck. Definitiv kein Mann, der bei der ARM hätte anfangen können.
    Ich kramte in meiner Tasche nach dem Implantiergerät. »Ich möchte Sie um Ihre Erlaubnis bitten, Charlotte einen Tracer einzusetzen. Es wird nicht weh tun.«
    »Sie müssen nicht flüstern, Mister Hamilton …«
    »Habe ich geflüstert?« Ja, verdammt! Ich hatte die ganze Zeit über geflüstert, als fürchtete ich, Charlotte zu stören. Mit normaler Stimme fuhr ich fort: »Der Tracer hilft uns, ihren Aufenthaltsort herauszufinden, für den Fall, daß Charlotte verschwindet.«
    »Verschwindet? Warum sollte sie? Sie sehen doch mit eigenen Augen …«
    »Das ist das Schlimmste an dieser Geschichte. Wir vermuten, daß die gleiche Bande von Organpaschern, die sie schon einmal entführt hat, ein zweites Mal hinter ihr her sein könnte. Wie gut sind Ihre … Ihre Sicherheitssysteme …?« Ich verstummte.
    Charlotte Chambers hatte sich umgedreht und sah mir voll ins Gesicht.
    Hartmanns Hand schloß sich heftig um meinen Oberarm. Eine Warnung? Mit beruhigender Stimme sagte er: »Keine Angst, Charlotte. Ich bin Doktor Hartmann. Sie befinden sich in guten Händen. Wir kümmern uns um Sie.«
    Charlotte hatte sich halb aus dem Stuhl erhoben und sich umgedreht. Suchend starrte sie in mein Gesicht. Ich bemühte mich, harmlos dreinzublicken. Natürlich konnte ich nicht ahnen, was sie in diesem Augenblick dachte, doch warum blickte sie mich so hoffnungsvoll an? So voller ungestümer, verzweifelter Hoffnung? Wo ich doch nichts weiter geäußert hatte, als daß man sie erneut entführen könnte?
    Was auch immer sie in mir gesucht hatte, sie fand es nicht in meinem Gesicht. Was wie Hoffnung ausgesehen hatte, erstarb nach und nach in ihrem Blick, und sie sank in ihren Stuhl zurück. Schließlich starrte sie wieder uninteressiert geradeaus.
    Doktor Hartmann gab mir einen Wink, und ich verließ das Zimmer.
    Zwanzig Minuten später traf ich ihn im Wartezimmer für Besucher wieder. »Mister Hamilton, das war das erste Mal, daß sie so viel Interesse an ihrer Umgebung gezeigt hat. Wodurch könnte es ausgelöst worden sein?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich hatte gerade fragen wollen, wie gut Ihre Sicherheitsmaßnahmen sind.«
    »Ich werde die Krankenpfleger warnen. Wir könnten jeden Besucher für Charlotte abweisen, es sei denn, er befindet sich in Begleitung eines Agenten der ARM. Würde Ihnen das reichen?«
    »Vielleicht. Trotzdem möchte ich ihr gerne einen Tracer einpflanzen. Nur für den Fall.«
    »In Ordnung.«
    »Doktor, was war das in ihrem Gesichtsausdruck?«
    »Ich dachte einen Augenblick lang, es sei Hoffnung. Mister Hamilton, ich könnte beinahe wetten, daß es der Klang Ihrer Stimme war, der Charlotte aus ihrer Lethargie gerissen hat. Möglicherweise klingen Sie wie jemand, den sie kennt. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gerne Ihre Stimme aufzeichnen. Vielleicht finden wir einen Psychotherapeuten, der klingt wie Sie.«
    Als ich ihr den Tracer implantierte, rührte sie sich nicht einmal.
    Ihr Gesicht verfolgte mich auf dem gesamten Weg nach Hause. Als hätte sie zwei Jahre lang in diesem Stuhl gewartet und sich nicht gerührt, bis ich aufgetaucht war. Bis ich endlich aufgetaucht war.
     
    Meine ganze rechte Seite schien schwerelos. Ich geriet aus dem Gleichgewicht, während ich zurückwich, immer weiter zurückwich. Mein rechter Arm endete unterhalb der Schulter. Von meinem linken Auge war nur eine leere Höhle übrig. Irgendetwas Undeutliches kam aus der Dunkelheit geschlurft, blickte mich mit dem einzelnen linken Auge an und griff mit dem einzelnen rechten Arm nach mir. Ich wich zurück, wich immer weiter zurück,

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