Ringwelt 12: Weltenwandler
der für ein Geld auf Jinx lässt, ist der Hauptgrund dafür, dass sich die dortige Wirtschaft schneller erholt als die auf der Erde. ›Elephant‹ nennen die ihn da. Kanntest du diesen Spitznamen schon?«
Nach Jahren der heimlichen Beobachtung wusste Sigmund wirklich alles über Pelton – nur nicht, was er dort auf Jinx eigentlich trieb. »Durchaus.«
Ander ließ sich nicht aufhalten. »Für Jinxianer ist ein Bandersnatcher ein großes Landtier. ›Elephant‹ ist für die eine Verniedlichung – ein Zeichen der Zuneigung. Ich finde das drollig.«
»Jetzt sag mir schon, was Pelton auf Jinx eigentlich macht«, forderte Sigmund sein Gegenüber auf.
»Ist was Großes«, erwiderte Ander. »Im West End hat der hunderte von Angestellten. Das West End war immer primitiv und arm; und damit ist Pelton einer der größten Arbeitgeber dort.«
Als Sigmund, vor so langer Zeit, Jinx persönlich aufgesucht hatte, da hatte es im West End nichts gegeben, was irgendwie von Interesse gewesen wäre, vom Vakuum des Alls vielleicht abgesehen. »Und er zahlt diesen hunderten von Angestellten ihre Löhne, damit die was tun?«
Ander verdrückte noch schnell mehrere Würstchen, bevor er antwortete. »Das ist bedauerlicherweise nicht so ganz klar. Die sind ihm treu ergeben – und entsprechend verschwiegen.«
Nach einem langen Frage-und-Antwort-Spiel ergab sich für Sigmund allmählich ein etwas klareres Bild. Obwohl einige Mittelsmänner im Spiel waren, gehörte eine riesige Kuppel im West End letztendlich Pelton. Dort lagerte er gewaltige Mengen an Vorräten für eine Tiefenraum-Mission – mit unbekanntem Ziel.
Und er hatte sich bei hinreichend vielen verschiedenen Händlern eingedeckt, um nicht auffällig werden zu lassen, in welchen gewaltigen Mengen er diese Waren tatsächlich ankaufte. Seine Angestellten erzählten über ihn nicht das Geringste, und das Suppressorfeld im Inneren der Kuppel machte sämtliche Sonden und Sensoren unbrauchbar, die Ander doch irgendwie hatte hineinschmuggeln können. Als Sicherheitskräfte beschäftigte Pelton fast ausschließlich Angehörige der Polizei von Jinx, die sich auf diese Weise schwarz noch ein wenig hinzuverdienen konnten. Das war sehr klug gedacht, musste Sigmund zugeben, und äußerst effektiv: Auf diese Weise sicherte sich Pelton ein sehr harmonisches Verhältnis zu den Behörden – und zugleich hielt es ihn davon ab, nicht ganz legale Wege zu beschreiten, die er sonst möglicherweise in Erwägung gezogen hätte.
Was auch immer Pelton planen mochte – es war groß.
Aber es gab keinerlei Hinweise, dass er unmittelbar davor stand, irgendetwas zu unternehmen. Wenn der Zeitpunkt gekommen war, so vermutete Sigmund, würden Schiffe in Peltons Sicherheitsperimeter gebracht, um entsprechend ausgerüstet zu werden.
Diese Schlussfolgerung empfand Sigmund als recht tröstlich, und so verließ er Ander – der immer noch weiter aß –, und kümmerte sich um drängendere – und offiziellere – Angelegenheiten.
Vom Ausmaß der Ereignisse wurde Sigmund manchmal regelrecht schwindelig: all diese Winkelzüge und Möglichkeiten, die Bündnisse und Vernunftehen und zynischen Manipulationen zwischen den zahlreichen Gegnern der Erde. Outsider und Jinxianer hatten sich mit Gregory Pelton verbündet. Flatlander, die sich benachteiligt fühlten, waren unwissentlich den Puppenspielern behilflich, während die Puppenspieler gleichzeitig versuchten, Sigmund selbst auszuspionieren. Auf obskuren, abgelegenen Welten kam es immer wieder zu vereinzelten Angriffen durch Kzinti-Renegaten. Beowulf Shaeffer schien sich auf einer Tour zu befinden, die ihn langfristig zu jeder einzelnen von Menschen besiedelten Welt führen würde.
Das alles hatte ganz gewiss etwas zu bedeuten, und nur zu oft schien die allem zugrunde liegende Wahrheit Sigmund zu verspotten und sich ihm zu entziehen.
Aber nicht heute.
Zu seinem achten Geburtstag hatte sich Sigmund mehr als alles andere ein Kätzchen gewünscht. Doch seine sonst sehr nachgiebigen Eltern hatten ›nein‹ gesagt. Dad meinte, er sei noch zu klein, um die Verantwortung für ein Haustier zu übernehmen, und Mom wollte sich nicht um den Dreck kümmern müssen, den so ein Tier nun einmal mit sich brachte. Sigmund erinnerte sich noch genau daran, wie sauber und ordentlich er sein Zimmer gehalten hatte, um ihnen zu zeigen, wie verantwortungsvoll er war. Er hatte auch versprochen, regelmäßig für Futter zu sorgen, immer das Trinkwasser zu wechseln und die
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