Ringwelt 12: Weltenwandler
Museums-Wachmann.
»Wir hatten hier reichlich zu tun, wie Sie sich gewiss vorstellen können, Special Agent Ausfaller.« Cecil ratterte Detailinformationen über Alarmsysteme, Sensoren und Kameras herunter. Er brauchte entschieden zu viele Worte, bis er schließlich endete: »Sie sehen also, die Sicherheitssysteme liefern uns keinerlei Anhaltspunkte.«
Bergen schüttelte den Kopf. »Das sehe ich anders, Cecil. Wir werden auch etwas daraus ableiten können, wie diese Verbrecher die Sicherheitssysteme umgangen haben.«
»Sie vermuten, es sei die Tat eines Insiders?«, fragte Sigmund sofort nach.
Bergen hob eine Augenbraue. »Selbstverständlich. Von außen kann man diese Dinger nicht so einfach deaktivieren. Das hier ist eine äußerst gut gesicherte Einrichtung.«
»Umgangene Sensoren würden erklären, wie die Diebe ungesehen zur Tat schreiten konnten.« Sigmund warf einen Blick auf die leeren Wände der Halle. Gestern noch waren hier die berühmtesten Marmorskulpturen der Antike ausgestellt gewesen. Wie viele Tonnen wogen die zusammen wohl? »Also haben die Diebe das alles einfach an den Nachtwächtern vorbei hinausgeschleppt?«
»Naja … nein«, gab Cecil zu. »Wir haben keinerlei Anhaltspunkte dafür gefunden, dass die Überwachungskameras auf der Straße in irgendeiner Weise manipuliert worden wären. Und selbst wenn auch die irgendwie umgangen worden wären, hatten wir zumindest ein wenig Glück. Der Himmel über London war gestern ungewöhnlich klar. Und wir haben kontinuierliche Satellitenaufnahmen des Gebiets.«
Sigmund war fast ein wenig enttäuscht. Das hier war doch eine recht triviale Tat und nicht etwa ein Ablenkungsmanöver. »Also haben Sie Videoaufzeichnungen der Fahrzeuge, die den ganzen Marmor abtransportiert haben.«
»Das leider dann doch nicht«, erwiderte Cecil.
Damit blieb nur noch ein einziger Ausweg aus dem Gebäude. »Also wurde der Marmor mithilfe einer Stepperscheibe hinausgeschafft, unmittelbar vom Museum an irgendeinen Ort, den Sie nicht überwachen konnten. Wohin haben die Diebe das geschafft?«
Bergen legte die Fingerspitzen beider Hände gegeneinander. »Ganz genau das ist die Frage. Es scheinen keinerlei Transferaufzeichnungen zu existieren. Interessant, was?«
Cerberus! Sigmund musste sich immens zusammennehmen, diesen Namen nicht laut herauszuschreien. Schlagartig legte sich die Enttäuschung, die er eben noch verspürt hatte, und ebenso verschwanden auch die letzten Zweifel daran, wer hinter diesen Cerberus-Erpressungen steckte. Sigmund wusste ganz genau, wer diesen Diebstahl der Elgin Marbles organisiert hatte.
Wer außer den Puppenspielern, die von griechischer Mythologie geradezu besessen waren, würde den Fries stehlen, der dereinst den Parthenon geziert hatte?
KAPITEL 29
Die Gefahren lauerten in den einfachen blauen Linien.
Mit den Augen beider Köpfe, weit auseinander gespreizt gehalten, starrte Nessus in den Massendetektor – die transparente Kugel, die das Herzstück der Navigationskonsole an Bord der Aegis darstellte. Blaue Linien wiesen vom Mittelpunkt der Kugel in verschiedene Richtungen; jede Linie stand dabei für eine Gravitations-Singularität. Je länger die betreffenden Linien, desto näher und größer – und desto gefährlicher – war die zugehörige Masse.
Die Mäuler der Gravitation: Nessus spürte ihren unbändigen Hunger.
Eine dieser blauen Linien, noch sehr kurz, wies geradewegs auf ihn. Sobald sie sich in sechs nahe beieinander liegende Einzellinien aufspaltete, wäre er schon fast zu Hause.
Theoretisch brauchte er den Massendetektor nur ein- oder zweimal während jeder Wache zu überprüfen. Doch sonderlich tröstlich war die Theorie nun einmal nicht. Nessus hatte schon zu viele Freunde an den Hyperraum verloren. Hatten sie sich vielleicht zu sehr auf die Theorie verlassen?
Aus gutem Grund würde kein Bürger, der noch ganz bei Verstand war, jemals unter Hyperraumantrieb reisen.
Als er der Erde noch näher gewesen war, hatte Nessus die Aegis hin und wieder in den Normalraum zurückkehren lassen, um sich ein wenig auszuruhen. Der Schlaf kam nur widerwillig, und Ruhe fand er dabei nicht. Zu viele Gefahren auf einmal quälten Nessus.
Dass er so eilig zurückbeordert wurde, ließ viel vermuten, doch es erklärte nur wenig. Das Schiff der Kundschafter, die Explorer, war verschwunden, das hatte das Geheime Direktorat berichtet, und die Mannschaft war verschwunden. Wieder bemerkte Nessus, wie sonderbar doch der Begriff
Weitere Kostenlose Bücher