Romana Exclusiv Band 0183
an.
„Gleichfalls.“ Sierra zog die Bettdecke höher. Seine Anwesenheit machte sie verlegen. Warum, das wusste sie selbst nicht. Er kannte doch schon jeden Zentimeter ihres Körpers, und außerdem schien er sowieso nicht interessiert.
„Ich muss los.“ Er streifte die Jacke über. „Es ist schon spät.“
Sie blickte auf den Wecker. „Wieso? Es ist doch erst halb acht.“
„Richtig. Ich muss aber noch nach Hause. Mich umziehen und rasieren. Um neun habe ich einen Termin im Büro.“ Er nahm den Aktenkoffer und ging zur Tür. „Bis dann.“
„Wolfe?“ Sie setzte sich auf und hielt dabei die Decke umklammert.
„Was ist?“ Ungeduldig sah er sie an. Er konnte es anscheinend nicht erwarten, von hier wegzukommen.
Es war fast so, als wäre sie nur ein netter Zeitvertreib gewesen! Gut, dachte sie, wenn er es so haben wollte. Ihr war es egal.
„Nichts“, antwortete sie kühl. „Bis dann.“
Bevor er die Tür hinter sich schloss, drehte er sich noch einmal um. Seine Augen funkelten.
„Ich erwarte dich heute Abend bei mir.“ Dann knallte er die Tür hinter sich zu.
Sierra konnte es nicht fassen. Was glaubte er eigentlich, wer er war? Dachte er ernsthaft, er bräuchte nur zu befehlen, und sie würde springen? Immer noch wütend, duschte sie und zog sich an. Was hatte sie eigentlich erwartet? Es war nicht gerade eine Liebesheirat gewesen. Es ging nur um Sex. Würde ihr das reichen?
Als Teenager hatte sie von einer weißen Hochzeit und vielen Kindern geträumt. Es hatte sich nur nicht der richtige Mann gefunden. Skip Grimes, ihr damaliger Freund, hatte mit Heirat nichts im Sinn gehabt. Also hatte sie den Gedanken weit von sich geschoben. Ihre Schwester Mariah war das Genie in der Familie Kelly gewesen, und Sierra hatte lange nicht gewusst, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte. Sie hatte nicht aufs College gehen wollen, und schließlich war es ihre Tante Kathy gewesen, die ihr den Vorschlag gemacht hatte, in Kansas City Haarstylistin zu werden.
„Du findest leicht einen Job, kannst gutes Geld verdienen und dich sogar irgendwann einmal selbstständig machen.“
Sierra war von dieser Idee begeistert gewesen. Sie hatte sich zu Hause immer eingeengt gefühlt, und die Großstadt war ihr wie ein einziges Abenteuer vorgekommen. Haare zu schneiden war auch viel interessanter, als Geschichte oder Mathematik zu büffeln. Dort würde bestimmt auch – und dessen war sie sich sicher – der Mann ihrer Träume warten.
Alles war genauso in Erfüllung gegangen, wie sie es erhofft hatte, nur mit der Liebe hatte es nicht geklappt. Weit und breit hatte es kein männliches Wesen gegeben, das Sierras Herz im Sturm erobert hatte.
Als Mariah schließlich drei Jahre später eine Stelle als Journalistin in New York angeboten worden war, hatte Sierra sie begleitet. Sie fand einen Job in einem der trendigen Friseursalons, und die beiden Schwestern teilten sich eine kleine Wohnung im fünften Stock eines Hauses im East Village. Mariah machte schnell Karriere. Es dauerte nicht lange, und sie war weit über die Grenzen von New York hinaus als hervorragende Journalistin bekannt. Sie machte sich selbstständig und bekam so viele Aufträge, dass sie mit dem Schreiben kaum nachkam.
Auch Sierra hatte Gelegenheit, ihre verborgenen Talente zu nutzen. Ihr Chef war sehr zufrieden mit ihr. Schnell hatte sich herumgesprochen, dass sie sich um jede Kundin bemühte und auch nicht davor zurückschreckte, gewagte Vorschläge für eine neue Frisur oder einen neuen Farbton zu machen. Alle waren begeistert. Der Salon machte große Umsätze, und eines Tages nach Feierabend teilte ihr der Chef mit, dass er sie zur Weiterbildung nach Paris schicken wolle.
„Du kannst hier nichts mehr lernen. In Frankreich findest du die besten Stylisten. Dort kannst du dein Talent weiterentwickeln.“
Für Sierra war es ein wundervoller, nicht enden wollender Traum gewesen. Sie war nie gern zur Schule gegangen, aber diese Gelegenheit war einfach zu verlockend. Ein Jahr blieb sie in Paris, lernte und traf sich mit einem halben Dutzend Franzosen, ohne jedoch den Traummann zu finden.
Einen Monat vor ihrer Abreise traf sie Finn Mac Cauley. Er nahm sie mit an die Côte d’Azur, wo er für eine Modezeitschrift fotografierte, und Sierra hatte zusammen mit zwei anderen Stylistinnen die Aufgabe, die Haare der Models zu frisieren. Finn war ein schwieriger Arbeitgeber. Er beleidigte, spottete, war nie zufrieden und stellte die höchsten Anforderungen. Kein
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