Romana Exklusiv 0187
Stein. Ich wollte das nicht, weil mir nicht gefiel, was ich sah, aber das Gute an dem Camp ist, dass man nicht entkommen kann!“
„Ich habe vor einiger Zeit angerufen. Leo hat mich natürlich gefunden, wie du ja vermutet hattest. Als ich von ihm erfuhr, dass deine Mutter krank ist, habe ich angerufen. Der Leiter des Camps war dagegen, dass ich Leo sage, wo er dich erreichen kann.“
Rick nickte. „Ich war noch nicht so weit. Die Sucht hatte ich überwunden, aber ich wollte noch immer nicht meiner Berufung folgen. Das geistliche Amt ist so eine blöde Laufbahn!“
„Wann hast du dich schließlich geschlagen gegeben?“, fragte Tansy.
„Vor ungefähr einer Woche.“ Rick lächelte. „Ich saß an einem Felsen auf halbem Weg zum Gipfel eines Bergs fest und dachte: Oh, was soll’s. Hier bin ich, Gott. Mach mit mir, was du willst.“
Tansy lachte. „Einfach so?“
„Ja. Du hast keine Vorstellung davon, wie erleichtert ich war. Aber jetzt zu dir. Wie kommt es, dass du hier bist? Als ich dich sah, wäre ich fast tot umgefallen.“
„Dein Bruder ist sehr hartnäckig“, erwiderte Tansy ausdruckslos. Sie stand auf, sammelte die Zettel ein und klopfte sie auf dem Toilettentisch zu einem ordentlichen Stapel.
„Ich weiß.Deshalb habe ich dir ja das Versprechen abgenommen, ihm nicht zu verraten, wo ich bin. Leo war nicht gerade erfreut über dein Schweigen, stimmt’s? Die meisten Menschen tun, was er will.“
Das klang noch immer bewundernd, doch nicht mehr sehnsüchtig. Rick hatte akzeptiert, dass er nie so wie Leo sein würde. Und das überzeugte Tansy endgültig davon, dass es Rick gutging.
„Leo war wütend.“ Wenn sie erzählte, was für ein gemeiner Kerl er in Wirklichkeit war, würde sie Rick nur wehtun. „Wir haben uns ein paarmal getroffen, und dann hat Leo vorgeschlagen, dass ich über Weihnachten hierher auf die Insel kommen solle. Ich glaube, er wollte mich lieber im Auge behalten.“
„Ja, das denke ich auch“, meinte Rick. Es war schwer zu sagen, ob er ihre Darstellung für bare Münze nahm. Er wollte das Thema aber anscheinend nicht weiterverfolgen. „Nun, ich sollte wohl besser wieder zu Mom gehen.“
Tansy warf Rick einen flüchtigen Blick zu, sah das Lächeln des jungen Mannes und wusste, dass er mit seiner Mutter fertig werden konnte.
Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, stand Tansy vor dem Toilettentisch und sah auf die Noten hinunter. Es war das Beste, was sie jemals geschrieben hatte, und sie sollte stolz darauf sein. Das war sie ja, nur war sie trotzdem todunglücklich, weil ihr die Musik nicht mehr genügte.
Tansy aß allein zu Mittag. Erschöpft von der Freude, hatte sich Grace ins Bett gelegt. Rick war bei ihr und Leo vermutlich auch. Frankie servierte Tansy das Essen auf der Terrasse und verschwand wieder. Niedergeschlagen nahm Tansy die Mahlzeit ein, räumte ab und spülte das Geschirr. Danach machte sie einen langen Spaziergang, bevor sie sich wieder in ihr Zimmer zurückzog und den Rest des Nachmittags verschlief.
Als Tansy aufwachte, ging bereits die Sonne unter. Mit leichten Kopfschmerzen erhob sich Tansy vom Bett und blickte von neuem auf die Noten. Sie musste hier fort, ehe sie die Fassung verlor und sich lächerlich machte.
Leo kam herein, betrachtete Tansy forschend und sagte leise: „Ich möchte dich überreden zu bleiben.“
Sie brauchte nicht einmal zu überlegen. „Nein.“
„Warum nicht?“
„Das weißt du ganz genau.“
„Du verzeihst nicht.“
„Nicht so leicht.“
„Na schön. Ich buche dir einen Flug nach Wellington.“
„Für morgen“, sagte Tansy scharf.
In der einbrechenden Dämmerung war Leos Gesicht. nicht deutlich zu erkennen, Tansy hatte jedoch den Eindruck, dass er sich mühsam beherrschte. Warum? Leo hatte schließlich bekommen, was er wollte: Rick war wieder da. Und sie war völlig entbehrlich.
„Meinetwegen“, erwiderte Leo gelassen. „Kommst du mit zum Abendessen?“
Da ihr keine Ausrede einfiel, begleitete Tansy ihn widerwillig.
Grace war aufgestanden und strahlte vor Glück. Die übertriebene Fürsorge für ihren Sohn war allerdings an dem veränderten Rick ein bisschen vergeudet. „Ich habe Sie heute Morgen spielen hören, Tansy“, sagte Grace. „Wundervoll! Ist die Musik, die Sie komponieren, so ähnlich?“
Wenn nur! „Ich verwende klassische Formen“, erwiderte Tansy. „Symphonien, Konzerte und so weiter.“
Grace nickte. „Dann ist es eine Berufung.“
„O ja.“ Rick lächelte Tansy liebevoll an.
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