Romana Exklusiv 0190
konnten sie ihrer Leidenschaft freien Lauf lassen. Gemeinsam erreichten sie den Gipfel der Lust.
Danach fielen sie erschöpft in einen traumlosen Schlaf.
Als Georgina kurze Zeit später wieder erwachte, fühlte sie sich noch wie im Traum. Sie bereute nichts. Es war so perfekt und erfüllend gewesen, wie sie es sich nie erträumt hatte. Alex zu lieben hatte eine Leere hinterlassen und sie desillusioniert. Sie würde diesem Mann ewig dankbar für die Lehre sein, dass Sex nicht immer so sein musste.
Aber was hatte es Callum bedeutet? Er war zwar zärtlich und einfühlsam gewesen, aber sicherlich war es für ihn nicht mehr als ein flüchtiges Abenteuer. Es war traurig, aber notwendig, sich darüber im Klaren zu sein. Der hässliche Morgen danach würde die magische Erinnerung zerstören. Georgina konnte nicht damit rechnen, dass er ihr Staunen teilte. Und sie wollte die Nacht nicht durch seine Augen sehen.
Sie hatte nicht vor, seine gekonnten Liebesspiele mit Zuneigung und Wärme zu verwechseln. Ausgerechnet sie, die die Schwäche ihrer Mutter verachtete, hatte demselben primitiven Drang nachgegeben, den sie zuvor stets verdammt hatte. Beim Gedanken an ihre frühere Selbstgerechtigkeit fühlte sie sich schuldig.
Leise schlüpfte sie in ihre Kleider. Sie wollte seine Liebe nicht. Nur wegen einer Ironie des Schicksals war dieser Fremde der einzige Mann, der sie je zu solch einem unvernünftigen Verhalten getrieben hatte. Vielleicht hatte sie diese Unvermeidlichkeit in den ersten Sekunden ihrer Bekanntschaft unbewusst akzeptiert.
Tränen traten in ihre Augen, als sie im Bad die Kontaktlinsen einsetzte. Lebt eine Frau für die Liebe, wenn sie liebt und dann davonläuft?, überlegte sie. Die Vorstellung, eine solche Intimität mit einem anderen Mann zu teilen, gefiel ihr nicht. Sie hatte ihre ungeahnte Leidenschaft in einer einzigen Nacht ausgelebt. Aber was kam jetzt?
Georgina wischte sich immer noch die Tränen von den Wangen, als sie auf die dunkle, menschenleere Straße trat. Würde Callum erleichtert oder verärgert sein, wenn er allein aufwachte? Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem, überlegte sie. Und obwohl es ein Loch in ihre Haushaltskasse reißen würde, hatte sie bereits die Hotelrechnung beglichen.
5. KAPITEL
Am Dienstag ging Georgina wieder ins Büro. In der Glasfront des Gebäudes spiegelte sich ihr Äußeres, das nichts von den Ereignissen des Wochenendes verriet.
Sie besaß für die Arbeit mehrere schwarze Kostüme mit halblangen Röcken; eines davon hatte sie heute mit einer hochgeknöpften cremefarbenen Seidenbluse kombiniert. Die Haare waren zu einem Knoten im Nacken hochgesteckt, und sie trug eine Brille.
Nach diversen erfolglosen Vorstellungsgesprächen hatte sie einen Imagewechsel vollzogen, der ihr auch bei der Arbeit die Avancen der männlichen Mitarbeiter vom Leib hielt.
Sie hatte nur ein einziges Mal einem Mann vertraut, der sie prompt betrogen hatte. Vor dem Wochenende hatte sie nicht geglaubt, noch einmal in eine ähnliche Situation zu kommen. Sie verdrängte die beunruhigenden Erinnerungen an Callum und setzte ein entschlossenes Gesicht auf.
„Der neue Chef ist da.“ Die kompetente Sekretärin Mary wirkte ungewohnt nervös. Zuerst war ihr Verhältnis zu der jungen Aufsteigerin von Misstrauen geprägt gewesen. Doch Georgina hatte hart gearbeitet, um sich zu beweisen, und Mary Webb hatte nach und nach ihre Vorurteile abgelegt. Inzwischen war die Arbeitsatmosphäre zwischen ihnen ausgesprochen freundlich.
„Wie ist er?“, wollte Georgina neugierig wissen.
„Mr. Stewart hat alle etwas in Aufruhr versetzt. Aber selbst die älteren Führungskräfte sind jetzt bereit, für ihn die Ärmel hochzukrempeln. Mir gefällt das.“
„Es ist also kein naiver Farmer mit Stroh hinter den Ohren?“, fragte Georgina ernster zurück. Sie hätte Olivers Wahl stärker vertrauen dürfen.
„Lassen Sie Miss Campion selbst urteilen. Ich habe jetzt Zeit für sie.“
Mary salutierte scherzhaft vor der Sprechanlage auf ihrem Tisch. Georgina schüttelte erblassend den Kopf. Der erste Eindruck war oft entscheidend. Sie hätte ihre unvorsichtige Bemerkung gern rückgängig gemacht. „Drück mir die Daumen“, flüsterte sie, bevor sie anklopfte und selbstbewusst eintrat.
Die breite Fensterfront zeigte ein atemberaubendes Panorama der Stadt, doch Georgina achtete nicht darauf.
Ein breitschultriger Mann mit schmalen Hüften stand mit dem Rücken zu ihr vor dem Fenster. Der italienische Anzug
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