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Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Titel: Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kirk
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Oberhaupt seines Clans verschworen waren. Der junge Fürst überlegte krampfhaft, was er sagen sollte, aber ihm fiel nichts ein, und schließlich seufzte er resigniert.
    «Also gut. Ich werde reiten», sagte er, senkte mürrisch den Blick und stopfte sich mit der verbliebenen Hand ein Stück Fisch in den Mund.
    «Ausgezeichnet! Ausgezeichnet!», rief Nakata und hob sein Zinnschälchen, um Shinmen zuzuprosten. «Der Ruhm der Nakata wird durchs ganze Land hallen! Ausgezeichnet!»
    «In der Tat», erwiderte Shinmen und prostete zurück.
    Sie beendeten das vielgängige, überaus kostbare Mahl, schliefen in chinesischer Seide, und als Shinmen am nächsten Morgen mit Kazuteru und seinem übrigen Gefolge die Heimreise antrat, streuten die schönen Mädchen, die ihnen schon zuvor zu Diensten gewesen waren, Blütenblätter vor die Hufe ihrer Pferde. Mit sich trugen die Männer die frische Kunde vom Reitertreffen des Nakata-Clans sowie die ersten Einladungen.
    Das war nicht die Nachricht, auf die das Land gewartet hatte, das immer noch in Gedanken an einem Sterbebett in Kyoto weilte, aber sie verbreitete sich dennoch wie ein Lauffeuer.

Kapitel 12
    D ie leere Straße schien vor Bennosukes Augen zu verschwimmen. Das rührte von einer Benommenheit her, die ihm schwer zu schaffen machte. Mittlerweile war es ein vertrautes Gefühl, das der großen Erschöpfung entsprang, die ihn von früh bis spät plagte. Er wünschte, die Welt würde zur Ruhe kommen und der Boden unter seinen Füßen nur eine Stunde lang wieder fest sein. Andererseits aber wusste er, dass er sich nicht ausruhen durfte. Er hatte eine Mission zu erfüllen.
    Das Reitertreffen. Es waren nur noch zwei Wochen bis dahin.
    Der Junge hatte keine Zeit zu verlieren. Er schüttelte den Kopf und versuchte, sich zu konzentrieren. Dann huschte er aus der Gasse hervor, in der er sich versteckt hatte, und obwohl er sich nur einen Moment lang mitten auf der Straße befand, kam er sich eine Ewigkeit lang nackt und entblößt vor. Dankbar verschwand er zwischen den dunklen Umrissen der Schlachtrösser auf der anderen Straßenseite, versteckte sich dort, einen Alarmruf fürchtend – der aber nicht kam.
    Sein Haar war zu langen, dicken Strähnen verfilzt. Er war in Fetzen gehüllt, sein Leib verdreckt und abgezehrt. Der Nagel des rechten Ringfingers war ihm abgefallen und erst halb wieder nachgewachsen, hässlich und schmerzempfindlich zudem. Seine Schwerter steckten in einem schlichten Seil, das er sich um die Taille gebunden hatte.
    Rings um ihn her ging die Nacht weiter. Die Pferde waren kräftige Tiere, für das Chaos des Schlachtfelds gezüchtet und ausgebildet. Ein Wicht wie er jagte ihnen keinen Schrecken ein. Sie waren vor einem Wirtshaus angebunden, aus dem trunkenes Stimmengewirr drang.
    Die Pferde gehörten einer Gruppe von Samurai, die es für so undenkbar hielten, dass man sie ihnen stehlen könnte, dass sie sie vollständig gesattelt und nur mit losen Schlaufen angebunden zurückgelassen hatten. Bennosukes schwielige Finger lösten die Zügel des erstbesten Pferds, und dann versuchte er geduckt, es fortzuführen.
    Das Tier wollte nicht so recht. Es ließ sich, da auf Gehorsam getrimmt, zwar wenden und ein paar Schritte von seinen Artgenossen fortlocken, dann aber erschien ihm irgendetwas seltsam, und es blieb es stehen, schüttelte den Kopf und schnaubte. Der Junge zog an den Zügeln, worauf das Pferd mit so beiläufiger Kraft den Kopf herumwarf, dass es sie ihm fast aus der Hand gerissen hätte.
    «Komm!», zischte Bennosuke, aber es klang eher nach verzweifeltem Flehen als nach einem Befehl. «Bitte!»
    Zögernd setzte sich das Pferd in Bewegung. Es verließ nicht gern die Wärme und Geborgenheit seiner Kameraden, gehorchte aber und gab dem beharrlichen Zerren Schritt für Schritt nach. Der Junge führte es in Richtung Dunkelheit, fort von dem mit Laternen erhellten Wirtshaus, und behielt dabei die ganze Zeit den Eingang des Gebäudes im Blick. Im Schutz der Nacht konnte er es riskieren, loszureiten, aber erst dann. Die Zeit zog sich hin, die Dunkelheit lockte ihn.
    Nur noch wenige Schritte fehlten, als er hörte, wie die Tür aufgestoßen wurde. Er erstarrte kurz, und ihm fiel nichts Besseres ein, als sich hinter dem Pferd zu verstecken. Zwischen den Beinen hindurch sah er, wie ein Samurai auf die Wirtshausveranda trat. Sein Kimono war offen, und auf seiner nackten Brust schimmerte der Schweiß der Nacht. Der Mann lehnte sich an einen Holzpfeiler und blickte ins

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